Köln – Nachts, 0.30 Uhr in Köln. Nach etlichen Konzerten steht für Palaver noch ein letzter Überraschungsauftritt an – zum 30. Geburtstag einer Freundin. Allerdings mit unerwarteten Hindernissen. Das Schlagzeug der Band passt nicht durch den Eingang.
Doch die Crew gibt sich dem sperrigen Instrument nicht geschlagen, dreht und wendet bis es endlich passt. Im beengten Wohnzimmer geht es dann mit kölschen Tönen los. Auf fünf Quadratmetern zwischen Roulettetisch und Buffet.
Schluss mit dem Palaver
„Das war für uns einfach ein unvergesslicher Abend“, erklärt Justus, Bassist von Palaver. „Das Publikum hat in dem kleinen Zimmer für eine unglaubliche Stimmung gesorgt – vielleicht nicht ganz so laut wie auf dem Heumarkt, aber nah dran.“
Denn auch mit der großen Bühne sind Palaver vertraut. So läutete das Quintett am 11.11. um 11.11 Uhr auf der Festbühne die laufende Karnevalssession auf dem Heumarkt ein – vor 20.000 Jecken.
Für solche Auftritte, egal ob groß oder klein, machen die fünf seit ihrer Gründung 2016 in jeder freien Minute Musik, treffen sich zweimal die Woche zum Proben.
Angefangen hat alles mit Bassist Justus und Gitarrist Florian, die sich schon seit der Schulzeit kennen. Nach der Auflösung ihrer früheren Metal-Band wollten sie sich an etwas ganz anderem probieren. So suchten sie online nach anderen Musikern und wurden schnell fündig.
Köln hat es allen fünf Palaver-Mitgliedern angetan
Viel schwieriger war hingegen die Namensfindung der neu formierten Gruppe. In einer mehrstündigen Kneipensitzung berieten sie sich , diskutierten über zahllose Vorschläge, bis es laut wurde. Einer von ihnen schlug auf den Tisch und machte klar, dass der Palaver jetzt mal aufhören müsse. Damit war der Bandname geboren.
Aus ihren ursprünglichen Bands brachten die Jungs einen bunten Mix an musikalischen Einflüssen mit, der neben traditionellen und neueren Kölschbands wie den Bläck Fööss, den Höhnern oder Kasalla auch von Metal, Reggae und Punkrock bis zu Klassik und Pop reicht. Ruhige und nachdenkliche Liedern wechseln sich mit tanzbaren, rockigen Songs, ab.
Auf das Label „Kölschrock“ wollen Palaver ihren Musikstil deshalb nicht begrenzen. „Wir sind da experimentierfreudig“, sagt Justus. „Vielleicht machen wir auch mal eine Country- oder Bluesnummer, bei neuen Songs schließen wir keinen Stil von vornherein aus.“
Für die kölsche Mundart in den Liedern sorgt Sänger Sebastian, der schon als Kind mit der regionalen Musikkultur groß geworden ist. „Eine meiner Lehrerinnen war Wilma Overbeck, die Schwester von Hannes Schöner von den Höhnern“, erinnert er sich.
„Mit ihr haben wir schon in der Grundschule alles auf Kölsch gesungen, das hat sich bei mir gehalten.“ Neben der Mundart hat es die Stadt selbst allen fünf Mitgliedern angetan. Sie schätzen an ihr das gleiche wie an ihrer Musik: Die Offenheit gegenüber Neuem und die starke Identität der Domstadt.
In ihrem Lied „Et kölsche Jeföhl“ kommt diese Einstellung in einer Zeile zum Ausdruck: „He schwadste noch met jedem, och wenn mer sich nit kennt, und wat för uns normal es, wör woanders e Jeschenk.“
Am meisten, so die Bandmitglieder, zeige sich das im Karneval. Und in der laufenden Session wollen die fünf mit ihren Auftritten auf den Bühnen Kölns von sich reden machen.
Steckbrief zur Band
Sebastian Groß (31, Gesang), Justus Vosen (30, Bass), Julien Keller (34, Drums), Simon Jekosch (29, Keyboard & Quetsch) und Florian Jäger (30, Gitarre) sorgen an den Wochenenden und in der Hochzeit des Karnevals auf den Bühnen in und um Köln für Stimmung.
Dabei stammen nur Florian und Julien gebürtig aus Köln, die anderen haben ihre Wurzeln in Dormagen, Bergisch Gladbach und Paderborn. Mittlerweile sind sie aber alle in der Domstadt und der näheren Umgebung verwurzelt. Sebastian lebt in Heimersdorf, Justus macht die Straßen von Hürth unsicher, Julien und Florian leben in Frechen und Simon hat es nach Deutz verschlagen.
Hauptberuflich sind die Jungs abseits der Musik unterwegs. Sebastian kümmert sich als Techniker an der Universität um die Elektrik, Justus ist Medien- und Julien Einzelhandelskaufmann, Simon arbeitet als Wirtschaftswissenschaftler und Florian verdient seine Brötchen als Wirtschaftsingenieur.
Der nächste Auftritt ist am Sonntag, 27. Januar, auf der Flüstersitzung im Brauhaus „Kölscher Boor“ /Eigelstein. Los geht es um 16.30 Uhr – natürlich im bandeigenen blau-orange-gestreiften Dress. www.palaverband.de und www.facebook.com/palaverband