Johanna Wambach hat elf Jahre in Köln gelebt. Woran sie sich besonders gern erinnert und wie sie die Stadt heute mit einigen Jahren Abstand erlebt.
Wofür ich Köln liebeElf Jahre am Rhein – „Nippes war nicht zu schlagen“

Der Grüngürtel zwischen Venloer und Vogelsanger Straße heute – Johanna Wambach erlebte diesen Ort früher schon als einen, den Menschen zur Entspannung aufsuchten.
Copyright: Martina Goyert
Von 1977 bis 1988 war Köln mein Lebensmittelpunkt. Studienzeit und erste berufliche Erfahrungen ließen mich in dieser weltoffenen Stadt Wurzeln schlagen, die bis heute nicht „vertrocknet“ sind. Schon auf der Autofahrt Richtung Köln, Ende der siebziger Jahre, in meinem VW-Käfer aus der saarländischen Provinz kommend, stellte sich bei passender Musik aus dem nachgerüsteten Kassettenrekorder gute Stimmung ein.
Rasthof Ville, noch ungefähr zehn Kilometer bis zu meiner Ausfahrt nach Köln. Endlich – kurz vor der Ausfahrt Köln-Frechen, die Domspitzen in der Ferne, die Wohnung in Köln-Nippes war in greifbarer Nähe. Gleich welche Abfahrt ich nahm, Aachener oder Dürener Straße, ob ich bis zum Gürtel oder bis zur Inneren Kanalstraße fuhr und dann Richtung Norden, verfahren habe ich mich nie. Das einzigartige Straßensystem mit Ringstraßen und Sternstraßen, die auf das Stadtzentrum zulaufen, gaben mir vom ersten Tag an Orientierung in der Stadt.

Der Fernsehturm Colonius im Bau.
Copyright: F.W. Holubovsky

Der fertige Colonius am Rosenmontag-Morgen. (Archivbild)
Copyright: Martina Goyert
Da war ein weit reichender Grüngürtel, wo die unterschiedlichsten Menschen auf ihre Art friedlich und frei entspannen konnten. Da waren die vielen bereichernden Orte, die für ein Studentenleben so bedeutend sind: Buchhandlungen, in einer Vielzahl und mit einem Angebot, wie ich es vorher noch nie gesehen hatte – sei es auf der Breite Straße, am Neumarkt oder auch auf der Neusser Straße, alternative Buchläden und vor allem die mit den vielen attraktiven Kunstbänden.
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Köln: Musik-Geschäfte und quirliges Kneipenleben
Und dann die Geschäfte, die für die so wichtige musikalische Begleitung sorgten. Saturn am Ring oder Radio Nord auf der Neusser Straße, wo am Samstagmorgen auch mal die „Höhner“ gute Laune verbreiteten. Und da war auch noch der Wilhelmsplatz mit seinem Markt, dem Angebot aus der türkischen Welt, mit neuen Gerüchen und Farben, die das Leben spannender machten. Nicht zu vergessen die vielen Kneipen, wie der „Lehrer Lämpel“ in Nippes in der Cranachstraße, wo am Abend bei Kölsch und guter Musik Entspannung vom anstrengenden Studentenleben angesagt war. Nippes war nicht zu schlagen!

Am 18. Juni 1980 kam es nach unsachgemäß ausgeführten Schweißarbeiten zu einem Großbrand des Kirchendachstuhles der Agneskirche. (Archivbild)
Copyright: Uwe Weiser

Der brennende Dachstuhl der Agneskirche.
Copyright: Tutt
In meiner ersten Wohnung in Ehrenfeld erlebte ich auch die Entstehung des Fernsehturms. Täglich beobachtete ich aus einem Dachfenster in der Peter-Bauer-Straße, wie er wuchs. Der Brand im Dachstuhl der Agneskirche machte mich damals fassungslos. Bürgerbegehren wie beim Neubau des Museums Ludwig vergegenwärtigten mir, dass die Entstehung von großen bedeutenden Kulturorten für eine Stadt kein einfaches Unterfangen ist.
Zurück im Heute. Der Wilhelmsplatz ist noch gefragt, die Post an der Ecke gibt es immer noch. Originelle Cafés am Mauenheimer Platz bieten leckeren Kuchen, und der Goldene Kappes sieht von außen so wie immer aus. Auf dem Weg zur Universität über die Zülpicher Straße, an der Mensa vorbei, gelange ich über die Grünanlagen in das Hauptgebäude, das renoviert wird, in dem ich mich aber auch nach fast 50 Jahren noch gut auskenne.

Johanna Wambach in ihrer damaligen Wohnung in Nippes.
Copyright: Wambach
Vieles ist am alten Ort geblieben. Der Eingang des Philosophikums hat sich geändert und auch der Standort von Albertus Magnus, aber die romanistische Bibliothek ist noch am gleichen Ort. Die Studenten sitzen auf modernen Holzbänken mit vielen Steckdosen und haben die Blicke auf ihren Bildschirmen, nicht mehr in Büchern und Zeitschriften.

Der Heinzelmännchenbrunnen in der Nähe des Doms.
Copyright: Alexander Roll
An einem Montag im April 2025 sitze ich nun auf einer Bank in der Nähe des Heinzelmännchenbrunnens und genieße den Blick auf den Dom, die Eindrücke des Tages sortierend. Es war erlebnisreich heute, wie immer in Köln! Neben mir auf der Bank an der Domplatte sitzen zwei junge Männer, mit denen ich ins Gespräch komme. Sie stammen aus dem Irak, sprechen perfekt Deutsch und sind von der Stadt Köln begeistert. Das verbindet uns! Und ihre Aufgeschlossenheit spricht natürlich für die kontaktfreudigen Menschen in dieser Stadt.
Meinen Sohn hat es nach Düsseldorf verschlagen. Schon seit einiger Zeit versuche ich, dort das Straßensystem zu verstehen. Bisher vergeblich.
Johanna Wambach lebt in Saarbrücken – ihre alte Heimat Köln besucht sie noch immer mehrfach im Jahr.
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