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Kölner KarnevalSo feiern die Jecken die Eröffnung am Alter Markt

Lesezeit 4 Minuten
Weiberfastnacht Dreigestirn

Bei der Eröffnung am Alter Markt regnet es Konfetti.

Köln – Der Countdown wird lautstark heruntergezählt, die Altstädter und das Dreigestirn stehen parat. Pünktlich um 11.11 Uhr zünden die Gardisten die Kanonen und es regnet Konfetti und Luftschlangen quer über den Alter Markt. Der Straßenkarneval ist offiziell eröffnet. Doch angesichts der Bilder und Nachrichten vom russischen Angriff auf die Ukraine fühlt sich die Eröffnung des Kölner Karnevals schon recht komisch an.

Die Jecken haben „einiges nachzuholen“

„Wir schunkeln nicht an den Sorgen der Menschen vorbei. Aber wir lassen uns auch nicht die Grenzen des Frohsinns von Menschen bestimmen, die Freiheit und Frieden mit Füßen treten“, sagt Jungfrau Gerdemie (Björn Braun) und fordert die dort versammelten Jecken zu einem lautstarken Alaaf auf, „das man wirklich überall hört“. Und dies bekommt er auch. Auf sechs kleinen Tribünen verteilt wollen knapp 750 Kostümierte endlich wieder Karneval feiern. Und dann macht Gerdemie „hier im Wohnzimmer der Altstädter“ noch eine klare Ansage: „Nach all den Monaten mit ihren Beschränkungen haben wir einiges nachzuholen. Und damit fangen wir heute an.“

Da strahlt auch Altstädter-Präsident Hans Kölschbach, der die jecken Besucher schon am frühen Morgen eingestimmt hatte. „Es ist schon tragisch, was da in der Ukraine passiert. Aber eine Absage unseres kölschen Karnevals wäre an dieser Stelle ein völlig falsches Signal. Wir haben uns nicht nach den Launen eines russischen Diktators zu richten. Das Leben muss weitergehen.“ Ein Statement, das in etwa einer zuvor veröffentlichen Stellungnahme des Festkomitees entsprach. Darin hieß es: „Wir haben gerade auch in der jüngeren Vergangenheit gelernt, dass der Karneval in Krisenzeiten eine wichtige Funktion für die Menschen hat. Sich die Grenzen des Frohsinns von einem Despoten diktieren zu lassen, entspricht nicht dem Gedanken des Fastelovends, in dem Freiheit und Gleichheit an oberster Stelle stehen.“

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„Schunkele hier mit einem lachenden und weinenden Auge“

Leicht durchwachsen ist die Stimmungslage bei den Jecken auf den Tribünen. „Ich schunkele hier mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Angesichts des Krieges und anderer Krisen. Aber das müssen die Politiker regeln, nicht die Karnevalisten“, sagt Silvana Schill aus Nippes, fröhlich geschminkt in einem Lappenclown-Kostüm. „Nach zwei Jahren Corona braucht der Kölner seinen Karneval.“ Ja, die Nachrichten haben sie auch mitgenommen, berichtet Angela Wallraf. „Ich bin ein kölsche Mädchen, wohne aber jetzt in Bensberg“, und es sei auch schon etwas deprimierend gewesen, über den fast leeren Heumarkt zu spazieren. „Aber so langsam komme ich rein ins Fastelovendsgefühl. Das ist auch nötig für et Hätz. Wenigstens ein bisschen feiern.“

Auftritt von Höhnern fällt wegen Coronainfektion aus

Und es wird gesungen und geschunkelt. Zu alten Klassikern mit „Klimpermännchen“ Thomas Cüpper, mit „Fussisch Julchen“ Marita Köllner, die verkündet das „Karneval mit die größte Friedensbewegung der Welt“ sei und auch mit Miljö, bei denen einige Musiker ihre Quarantänezeit überstanden haben, und die nun kurzfristig für die Höhner eingesprungen sind. Rund um Henning Krautmacher wurden zwei Bandmitglieder positiv getestet. Ebenfalls erwischt hat es die Räuber sowie Paveier-Sänger Sven Welter. Beide Bands sagten ihre Auftritte in den nächsten Tagen ab.

OB Reker verzichtet auf Feierlichkeiten

Zuvor hatte sich auch schon Oberbürgermeister Henriette Reker aus dem Karnevalstreiben zurückgezogen und angesichts des Krieges in der Ukraine für sich entschieden, nicht mehr zu feiern. Nach einem Empfang für das Dreigestirn im Rathaus war sie nicht mit auf den Alter Markt gekommen. Am Abend zuvor hatte sie noch mit den Tollitäten im Gürzenich am Tisch gesessen.

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Dort wurde das Dreigestirn derart gefeiert, wie man das so sonst nur von der Prinzenproklamation her kennt. Die Gäste – festlich in Abendkleid, Smoking und schwarzem Anzug gekleidet – bejubelten die drei fähnchenschwenkend und mit stehenden Ovationen. Und Prinz Sven I., Bauer Gereon und Jungfrau Gerdemie stiegen bei ihrem knapp 15-minütigen Einmarsch immer wieder auf Stühle und warfen rote Rosen ins Publikum.

Auf der Bühne wurden sie von ihren Ehefrauen begrüßt, mit denen sie anschließend an einem der vorderen Tische weiter feierten und aufmerksam dem Vortrag von Guido Cantz lauschten. Für den Redner war es der erste und gleichzeitig der letzte Auftritt in dieser Session.