Aller guten Dinge waren nicht immer drei
Der Name „Dreigestirn“ verrät es eigentlich schon: Dahinter verbirgt sich ein Trio: Prinz, Bauer und Jungfrau. Zusammen bilden sie die Regenten der Narren.
Die wichtigste Person unter ihnen ist zweifelsfrei der Prinz – er gehörte schon immer zum Rosenmontagszug. Bauer und Jungfrau hingegen sind erst seit 1883 feststehende Figuren im Karneval – zuvor waren sie nur dann beim Rosenmontagszug dabei, wenn sie sich in das jeweilige Motto integrieren ließen. Den Begriff „Dreigestirn“, das mitunter als auch „Trifolium“ bezeichnet wird, gibt es erst seit 1938.
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Vom Helden zum Prinzen
Was wir heute als Prinz Karneval kennen, war lange Zeit der Held Carneval. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Helden aber schließlich der Prinz. Er wird bis heute auch als „Seine Tollität“ bezeichnet und ist der höchste Repräsentant des Kölner Karnevals. Deshalb fährt er beim Rosenmontagszug immer auf dem letzten Wagen und beendet damit den Zoch.
Die Symbole des Prinzen sind sein Zepter in der linken und die Pritsche in der rechten Hand. Die Pritsche bekommt er bei der feierlichen Prinzenproklamation, die in der Regel auf das zweite Januarwochenende fällt, vom Kölner Stadtoberhaupt überreicht.
It’s a Men’s World
Der Karneval war lange Zeit eine reine Männersache. Die Frauen hatten schließlich Haus und Kinder zu hüten, und die Witze und Liedtexte waren für Frauenohren ohnehin zu derb, hieß es damals. Dadurch ergab sich zwangsläufig, dass auch die Frauenrollen im Karneval von Männern übernommen wurden. Demnach wird auch die Jungfrau aus dem Kölner Dreigestirn traditionell von einem Mann dargestellt.
Sie trägt nicht nur lange blonde Zöpfe, sondern auch eine Mauerkrone auf dem Kopf und symbolisiert damit die Unabhängigkeit und Unbesiegbarkeit der Stadt Köln.
Keine Regel ohne Ausnahme
Dass eine Frau die Rolle der Kölner Jungfrau übernimmt, verstößt eigentlich gegen die Tradition des Kölner Karnevals. Dennoch gab es auf den Druck der NSDAP hin 1938 und 1939 jeweils eine Ausnahme. Damals war ein scharfer Kampf gegen Homosexualität entbrannt und Männer in Frauenkleidung waren ungern gesehen.
Um aus der Schusslinie zu kommen, gab der Festausschuss Kölner Karneval dem Druck der Partei nach und ließ zwei Jahre lang Frauen die Rolle der Jungfrau übernehmen. Nach dem Krieg kehrte man zur altbewehrten Tradition zurück.
Termine über Termine
Wer Mitglied des Dreigestirns ist, kann sich nicht etwa zurücklehnen und in Ruhe die neue Regentenrolle genießen. Im Gegenteil: Das Ganze bedeutet jede Menge Arbeit.
Während das Dreigestirn früher nur einige Tage im Amt war, muss es heute viele Wochen seinen Aufgaben nachkommen. Rund 370 Termine muss das Trifolium pro Session absolvieren – dazu gehören ab dem 11.11. neben den traditionellen Auftritten an Weiberfastnacht und bei den unzähligen Sitzungen auch zahlreiche Besuche in sozialen Einrichtungen.
Ein Luxushotel wird zur Hofburg
Weil es für das Dreigestirn innerhalb der Session so viel zu tun gibt, wohnt es aus organisatorischen Gründen ab der Proklamation gemeinsam im Hotel.
Seinen Regentensitz fand das Dreigestirn und sein Gefolge lange Zeit im Pullman-Hotel – seit der Session 2018/2019 dient das Dorint-Hotel am Heumarkt als neue Hofburg.
Erster Auftritt ohne Ornate
Das Dreigestirn wird traditionell erst im Januar vom Kölner Stadtoberhaupt in sein Amt proklamiert und darf auch dann erst die Amtstracht (Ornate) tragen. Die Arbeit beginnt aber schon früher: Mit Sessionsbeginn am 11. November steht der erste öffentliche Auftritt auf dem Heumarkt an. (ksta)