Bei „Alaaf & Helau“ im Gürzenich rief der Kölner Prinz Boris I. „Helau" in den Saal - und wurde gefeiert.
Köln-Düsseldorfer KarnevalssitzungPrinz Boris I. ruft unter Jubel „Helau“
„Historisch“ sei die Sitzung, sagten die Sitzungspräsidenten Stefan Kleinehr und Thomas Frings unter dem Applaus der rund 900 Gäste im nicht ausverkauften Gürzenich. Die älteste Kölner Karnevalsgesellschaft Die Grosse von 1823, die in dieser Session ihr 200-jähriges Bestehen feiert, und die älteste Düsseldorfer Karnevalsgesellschaft Allgemeiner Verein der Karnevalsfreunde e.V. von 1829 veranstalten erstmals ihr Gemeinschaftsprojekt „Alaaf & Helau“ - eine Sitzung in Kölns guter Stube mit Köln-Düsseldorfer Programm und dem erstmaligen gemeinsamen Bühnenauftritt des Kölner Dreigestirns mit dem Düsseldorfer Prinzenpaar.
So gesehen war „Alaaf & Helau“ historisch, allerdings muss an dieser Stelle die sprichwörtliche „Feindschaft“ zwischen den beiden Städten relativiert werden. Zwar ist die Landeshauptstadt in Köln immer für einen Witz gut, aber gerade in Karnevalskreisen sind die Bande eher freundschaftlich geprägt. Und die meisten Kölner Redner und Bands sind regelmäßig zu Gast im Dorf mit D. So sagte denn auch Guido Cantz: „Diese Veranstaltung ist längst überfällig.“ Und legte direkt humorig nach: „Zumal Sie, liebe Düsseldorfer, das hier als Weiterbildung von der Steuer absetzen können.“
Das tolle Programm bot jedenfalls auch Kölnern einiges Entdeckenswertes. Beispiel Tanzgruppen. Die Fidelen Sandhasen, die Erwachsenen wie die Kinder und Jugendlichen, zeigten Gardetanz in Perfektion. Die ursprünglich aus Troisdorf stammenden Gruppen vertreten seit einigen Jahren die Farben der Grossen von 1823, sind mehrfache Deutsche Meister und tanzen sehr musikalisch und perfekt synchron. Das sieht man in der Art sonst nicht in Köln.
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Auch der Auftritt der Tanzgarde der Karnevalsfreunde der Katholischen Jugend Düsseldorf geriet spektakulär. Mit ihrem Showtanz zum Thema Freiheit brachten die 40 Mädels der „KKJU“ den Saal in Wallung. Die anfangs optisch gerupften Hühner befreien sich aus ihrer Legebatterie und verwandeln sich in schöne, glückliche Freilandhennen. Zu Musik von Marius Müller-Westernhagen, Comedian Harmonists, Sarah Connor und Mark Forster zeigen die Chicks aus Düsseldorf eine hinreißende Choreografie, die man gerne öfter sehen würde in Köln. Der Gürzenich tobte.
Fett war der Aufzug der Tollitäten. Gleich drei Prinzengarden und zwei Spielmannszüge begleiteten sie durch den Saal. Vorneweg in Rot die Prinzengarde Düsseldorf mit drei Mariechen, dann Venetia Uåsa Maisch und Prinz Dirk II., dann die Prinzengarde Blau-Weiß Düsseldorf mit einem Mariechen, gefolgt von der Prinzen-Garde Köln (ebenfalls ein Mariechen), der Prinzen-Equipe und dem Kölner Dreigestirn Prinz Boris I., Bauer Marco und Jungfrau Aggrippina. Das dauerte und die Statik der Bühne geriet an ihre Belastungsgrenze. Die fünf närrischen Regenten hielten sich kurz, man betonte die gegenseitige Freundschaft, und die Alaaf- und Helaurufe gingen allen leicht über die Lippen. Das Publikum tat begeistert mit, Buh-Rufe wie neulich in Düsseldorf, als die Venetia in der Hektik des Augenblicks aus Versehen „Kölle Alaaf“ gerufen hatte, blieben aus.
Apropos Publikum: Die anwesenden Kölner waren im Saal deutlich in der Minderheit. Das ließ sich vor allem an der Bandbreite der Narrenkappen deutlich erkennen. Vom Krätzchen mit zwei Spitzen im glitzernden Papierschiffchenlook über die vertikale Drei-Bogen-Variante in Weiß mit an Weihnachtsbaumzweige gemahnenden Applikationen bis zum Vier-Hörnchen-Schiff in Rot-Weiß mit Glitzerpailetten wurde nichts ausgelassen. Auch der Fünf-Zack in Blau-Gold-Weiß mit Glöckchen und Schaumkrone präsentierte sich stolz. Kappenkönig aber war der Tonnenbauer aus Düsseldorf, der zu seinem kapitalen Neun-Ender in Schwarz-Weiß mit Goldbesatz, Stadtwappen und Fasanenfedern Holzschuhe trug und sein Halstuch mit einer Kartoffel befestigt hatte. „Chapeau“, würde dazu wohl der Prinz aus Belgien voller Neid sagen, den wir unter drei schon hatten.
Rückspiel in zwei Jahren in Düsseldorf geplant
Fazit: ein außergewöhnlicher Abend im Gürzenich, den starke Kölner Redner (neben Guido Cantz, Martin Schopps und Volker Weininger) und rockige kölsche Bands (Brings und Höhner) abrundeten. Dass, muss man leider sagen, gibt es in der Qualität in Düsseldorf nicht ansatzweise.
Wie sagte FK-Präsident Christoph Kuckelkorn, der Grosse-Präsident Joachim Zöller mit dem Sonderorden des Festkomitees auszeichnete: „Das Format Alaaf & Helau haben sich kluge Köpfe ausgedacht, die mehr Verbindendes zwischen den Städten sehen als Trennendes.“ Das Rückspiel soll übrigens in zwei Jahren in Düsseldorf stattfinden.