- Passend zum Motto „Uns Sproch es Heimat“ wird es bei der Prinzenproklamation zum ersten Mal eine Übersetzung in Gebärdensprache geben.
- Eine vollständige Übersetzung passt allerdings nicht zu den Plänen des WDR, der die Proklamation im TV überträgt
Köln – Passend zum Motto „Uns Sproch es Heimat“ wird es bei der Prinzenproklamation zum ersten Mal eine Übersetzung in Gebärdensprache geben. Dahinter steht eine Kooperation des Festkomitees Kölner Karneval (FK) und des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Klingt nach einer richtig guten Idee. Doch ganz so einfach scheint es nicht zu sein, diese Hürde hin zu mehr Barrierefreiheit zu überspringen.
Über die Art und Weise, wie dies in die Übertragung des WDR eingebunden werden kann, scheint es zwischen dem FK und dem WDR im Vorfeld geknirscht zu haben. Nach Informationen dieser Zeitung ging es um die Frage, wie viel Raum die Übersetzung in Gebärdensprache einnehmen soll. Während der ganzen Veranstaltung oder nur teilweise? Fakt ist nun, dass nur der eigentliche Festakt zur Amtseinführung des neuen Dreigestirns, nicht die gesamte Proklamation, übersetzt wird.
LVR hätte sich mehr vorstellen können
Ellen Petry ist im LVR-Fachbereich Kommunikation verantwortlich für die Initiative „Karneval für alle“. Sie sieht das Ganze mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Es ist ein richtiger Schritt hin zu noch mehr Inklusion im Karneval“, sagt sie, hätte sich indes mehr vorstellen können. „Wir hätten sehr gern die Übersetzung des gesamten Abends finanziert. Und uns gewünscht, dass der WDR die Fernsehaufzeichnung so gestaltet, dass auch gehörlose Menschen das Geschehen vorm Fernsehen hätten verfolgen können.“ Sprich: Die Dolmetscherin häufig in Aktion zu zeigen und damit den Stellenwert der Gebärdensprache zu stärken.
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Dazu erklärt die WDR-Pressestelle: „Dass während des Festakts der Proklamation eine Gebärdendolmetscherin mit auf der Bühne steht, ist eine Entscheidung des FK. Die Gebärdendolmetscherin wird selbstverständlich auch im WDR-Fernsehen zu sehen sein. Darüber hinaus erhalten gehörlose oder gehörgeschädigte Menschen durch den Untertitelungsservice des WDR sowieso Zugang zur gesamten Sendung »Proklamation des Kölner Dreigestirns« am 13. Januar um 20.15 Uhr im WDR Fernsehen.“
Das hält Ellen Petry für nicht ausreichend. Man könne Untertitel und eine Übersetzung in Gebärdensprache nicht vergleichen. „Für viele gehörlose Menschen ist die Gebärdensprache die Erstsprache. Untertitel sind eine Schriftsprache und somit ein Abbild der gesprochenen Sprache. Damit erreicht man nicht alle.“ Sie unterstreicht aber, dass die Einbindung der Gebärdensprache in eine Topveranstaltung wie die Prinzenproklamation eine wunderbare Sache sei.
„Ritterschlag“ für die Dolmetscherin
So sieht es auch Festkomiteepräsident Christoph Kuckelkorn: „Jede Sprache ist Heimat, deswegen finden sich in der diesjährigen Proklamation neben dem Kölschen auch viele andere Sprachen wieder. Eine davon ist die Gebärdensprache, und wir sind sehr froh, dass der LVR uns beim Proklamationsakt mit einer Dolmetscherin unterstützt.“ Das wird Alina Ackers sein. Für sie ist der Einsatz bei der Proklamation der „karnevalistische Ritterschlag“. Die 32-Jährige arbeitet seit 2008 als Dolmetscherin, seit etlichen Jahren ist sie auch im Karneval aktiv. So zum Beispiel bei der Sessionseröffnung am 11.11. auf dem Heumarkt oder an Weiberfastnacht auf dem Alter Markt.
„Karneval und Gebärdensprache passen großartig zusammen. Und bei einem Motto, das die Sprache in den Mittelpunkt rückt, erst recht. Denn Sprache ist an den Menschen gebunden, nicht an Laute. Die Gebärdensprache kann Gefühle und Stimmungen, einfach alles ausdrücken. Sie ist absolut gleichwertig zu anderen Ausdrucksformen. Das funktioniert auch im Karneval prima“, sagt die Kölnerin.
Auch Karnevalslieder können übersetzt werden
So sei es kein Problem, kölsche Karnevalslieder zu übersetzen, man müsse nur im Takt bleiben und ohne Verzögerung, übersetzen. „Der Trick ist, die Liedtexte vorher auswendig zu lernen.“ Bei Reden, speziell bei Büttenreden, ist es schwieriger. Es sei knifflig, Wortwitze und Ironie punktgenau rüberzubringen.
Alina Ackers ist eine staatlich geprüfte Gebärdensprachdolmetscherin. Nach dem Abitur absolvierte sie eine dreijährige Ausbildung am Landesinstitut für Gebärdensprache in Essen. Mittlerweile könnte sie das auch in Köln. Inzwischen gibt es auch an der Universität zu Köln den Studiengang „Dolmetschen für Gebärdensprachen“, der zum Bachelor-Abschluss führt.
Gebärdensprachdolmetscher arbeiten häufig im Team zusammen. „Nach etwa 15 Minuten lässt die Konzentration nach, dann lösen wir uns ab.“ Auf der Prinzenproklamation wird Alina Ackers alleine übersetzen. „Natürlich hebt sich dieser Abend ab, aber grundsätzlich gilt für die Proklamation das, was für unsere Einsätze generell wichtig ist. Wir versuchen, das Geschehen, das Bild auf der Bühne nicht zu stören. Wir sind keine Künstler, keine Darsteller, schon gar kein eigener Programmpunkt. Wichtig ist, dass die Hände gut sichtbar sind, wir müssen als Personen dahinter verschwinden. Weder die Kleidung, noch Schmuck oder Orden sollen die Aufmerksamkeit stören.“