Am Samstag hat die KG Alt-Köllen ihre Volkssitzung auf dem Neumarkt gefeiert. Nur rund eine Woche vorher war ihr Präsident zurückgetreten.
Gute Stimmung trotz SkandalSo startete die KG Alt-Köllen in den Sitzungskarneval
Weit über den Neumarkt schallen Jubel und Musik, im Festzelt schunkeln rund 2000 Jecke und schwenken rot-weiß-graue Fähnchen. Vom Skandal, der die Karnevalsgesellschaft Alt-Köllen vun 1883 in den vergangenen Tagen erschüttert hat, ist bei der ersten Volkssitzung der Traditionsgesellschaft am Samstag nichts zu spüren.
Alles ist wie immer – fast jedenfalls. Säße da nicht in der Mitte des Elferrats Stephan Henseler, der anstelle des an Silvester zurückgetreten Präsidenten der Karnevalsgesellschaft (KG) durch die Sitzung führt.
Ende des vergangenen Jahres wurde der Schatzmeister von Alt-Köllen bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung abgewählt. Kurz darauf, am 31. Dezember, ist der Präsident Stephan Degueldre zurückgetreten. Grund dafür sind Vorwürfe der Veruntreuung von Geldern der KG. Der ehemalige Schatzmeister gab bereits zu, sich finanzielle Vorteile verschafft zu haben und erhob Vorwürfe gegen Degueldre und den Geschäftsführer Uwe Lüdemann.
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Festkomitee Kölner Karneval zeigt Solidarität mit KG Alt-Köllen
In den vergangenen Tagen geriet die KG damit zunehmend unter Druck, Frustration machte sich in den eigenen Reihen breit. Mit dem Rücktritt des Präsidenten fehlte eine Woche vor den drei Sitzungen auf dem Neumarkt auch ein Sitzungspräsident.
Unterstützend sprang das Festkomitee Kölner Karneval ein, um die Sitzungen zu sichern. So moderiert am Samstag die Volkssitzung und am Montag die Mädchensitzung Stephan Henseler, der unter anderem die Hörfunksitzung im Gürzenich führt, und am Sonntag übernimmt Boris Müller, Prinz der vergangenen Session.
Beim traditionellen Dreikünnige Appell am Donnerstagabend im Hilton am Dom überraschte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn die KG und hielt eine laut Alt-Köllen-Pressesprecher Axel Kraemer „sehr emotionale Rede“. Die Unterstützung habe der KG zu einem neuen Zusammengehörigkeitsgefühl verholfen, mit dem man nun richtig in die Session starten wolle.
Im Festzelt am Neumarkt ist vom Skandal nichts zu bemerken
Im Festzelt am Neumarkt jedenfalls ist von den dunklen Wolken, die über Alt-Köllen türmen, nichts zu bemerken. Weder bei den Mitgliedern, die sich freuen, dass sie endlich ihre Sitzungen feiern können, noch beim Publikum. Das hat wenigstens zu Teilen ohnehin nichts von dem Skandal bei Alt-Köllen mitbekommen, viele Feierwütige kommen wegen des Programms auf den Neumarkt. Und das hat neben Bernd Stelter und den Brings am Samstag noch ein anderes Highlight parat: die Volksproklamation.
Am Tag nach der offiziellen Proklamation im Gürzenich ruft die KG Alt-Köllen Sascha, Werner und Friedrich Klupsch vor dem Publikum auf dem Neumarkt als Prinz Sascha I., Bauer Werner und Jungfrau Frieda aus. Beim Einmarsch des Kölner Dreigestirns steht dabei das gesamte Korps der Treuen Husaren, die Heimat-KG der Tollitäten, vor dem Festzelt Spalier. Und drinnen flattern blaue und gelbe Fähnchen. „Mir ist gerade das Herz aufgegangen“, sagt der Prinz. Seine Rede beendet er mit Paragraf drei des kölschen Grundgesetzes: „Et hätt noch immer jot jejange.“