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Klub Kölner KarnevalistenAuftritte zum Fremdschämen beim Vorstellabend – aber es gab auch  Lichtblicke

Lesezeit 3 Minuten
Erry und Bömmel gemeinsam singend, daneben JP Weber.

Erry und Bömmel lieferten beim Vorstellabend des Klub Kölner Karnevalisten einen der schönsten Momente.

Abgegriffene Klischees, alte Witze und Beleidigungen - besonders die Redner konnten nicht überzeugen. Doch es gab auch Lichtblicke.

Der Start war noch vielversprechend: Das Opening des Vorstellabends vom Klub Kölner Karnevalisten (KKK) durch ein Duett von Bernice Ehrlich und Tommy Walter war geradezu festlich, als JP Weber dann noch Erry Stoklosa und Bömmel Lückerath auf die Bühne holte und die beiden Ex-Fööss gemeinsam „In unserem Veedel“ sangen und das Publikum im ausverkauften Saal des Maritim einstimmte – ja, da konnte dem Kölschen ganz warm ums Herz werden. Stoklosa und Lückerath wurden für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Dieses Niveau konnte der Präsentationsabend, moderiert von KKK-Präsident Robert Greven und Gabi Elabor, aber nicht immer halten.

Präsentationsabend des KKK: Schlechte Witze von Rednern

Tiefpunkte des Abends: die Redner. Angefangen mit Matthias Kalenberg als „Kölner Landmetzger“. Er ätzte gegen den Fleischfabrikanten Remagen („Wenn Remagen für jede gute Frikadelle einen Euro bekommen würde, hätten sie jetzt einen Euro“), gegen die „Omma“, gegen den „scheiße aussehenden“ Harald Glööckler und Klimakleber („Kleben lassen, der nächste Winter kommt“). Ein Krätzjer über eine in der Colaflasche steckengebliebene Brustwarze komplettierte den Auftritt zum Fremdschämen.

Kaum besser wurde es bei Udo Kohn und Thomas Berschbach „Der Een on der Anne“. Hier galten überfahrene Klimakleber als Wildschaden. Das Klischee der schrecklichen Schwiegermutter und des eigentlich herrschenden Hasses zwischen Ehemann und -frau war den Zweien nicht zu abgegriffen. Eine Nummer mit falscher Simultanübersetzung war hierbei noch am unterhaltsamsten. Einfallsreiche oder gar selbst geschriebene Witze waren auch bei „Harry un Achim“ eher die Seltenheit. Bei ihnen gehörten „hohle Klimakleber“ weggesperrt, sie regten sich über die Diskussion um „kulturelle Aneignung“ und das Gendern auf.

JP Weber singt.

JP Weber bekam für seinen Auftritt Standing Ovations.

Ein strahlender Lichtblick: JP Weber, der im besten Sinne unspektakulären und in leiser Manier raffinierten Humor bot – „nicht so pöbelig“, sagte er über sich. Ein Schelm, wer da an die vorangegangenen Redner dachte. Das Publikum machte Weber schnell zum Chor für seine bekannten Lieder. Sein Auftritt war eine Wohltat und verdiente sich als einziger Act eine vollumfängliche Standing Ovation.

Vorstellabend im Maritim: Gute Partysongs und ein motzender Schlagzeuger

Durchwachsen war es auch bei der Musik. Besser waren da etwa die Swinging Funfares, die als Truppe aus Jung und Alt, Frau und Mann, mit Partysongs („Der Abend vor dem Morgen danach“) überzeugten. Die Dräcksäck boten soliden Kölsch-Schlager und ihr Song „Mädche vum Rhing“ brachte Feierlaune in den Saal. Musikalisch konnte Trompeter Markus Rey punkten, der ruhige wie treibende Lieder routiniert und auf den Punkt spielte und sang – das Publikum hielt es nicht auf den Stühlen.

Die Band steht auf der Bühne, im Bühnenbild ist der Dom zu sehen.

Die Rumtreiber beim Vorstellabend des Klub Kölner Karnevalisten.

Anstrengend wurde es beim Auftritt von Steven Alan – ein großartiger Schlagzeuger, der sich als singender Alleinunterhalter versuchte, dabei unsympathisch den Techniker für einen vermeintlichen Fehler anmotzte und mit „Magdalena“ einen nervigen Ballermannsong präsentierte. An den Drums ist der Mann furios, nur taugt das Schlagzeug nicht als Instrument für Solisten.

Angenehme Musik mit ihrem Sessionssong „Et letzte Strüßjer“ kam von den Rumtreibern, die kölsche Musik optisch wie tonal mit mittelalterlichen Einflüssen verbinden; ebenso ansprechend waren „Palaver“ mit der Hommage „Em elfte Himmel“ an verstorbene Karnevalslegenden und Torben Klein mit eingängigen Feierliedern und dem besinnlichen „Stäänschnuppe“. Stark waren außerdem Druckluft, die als Brassband mit talentierter junger Besetzung in bunten Outfits ordentlich Action brachten.

Klub Kölner Karnevalisten: Tanzgruppen lieferten gute Auftritte

Bei den Tanzgruppen stachen zwischen den Schlebuschern, dem TC Colonia Rut-Wiess (die mit spektakulären Würfen und einer tollen Choreo vereinzelte Standing Ovations einholten) und dem humorvollen Auftritt des Dellbrücker Boore Schnäuzer Ballett die Gruppe High Energy heraus, die einen modernen, anspruchsvollen Tanz darboten. Der Präsentationsabend des KKK, wie schon der des Stammtisch Kölner Karnevalisten, übrigens mit extrem niedrigem Frauenanteil, ließ insgesamt aber viel Luft nach oben.