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„Seelenloses Fest“Kölner Umweltschützer und Bürgermeister entsetzt über Zustände am 11.11.

Lesezeit 3 Minuten

Der BUND Köln und Bürgermeister Andreas Hupke fordern ein Ende des Karnevalsfeierns im Inneren Grüngürtel.

„Unsere Geduld ist am Ende. Die Stadt Köln muss endlich die Reißleine ziehen und das exzessive Feiern im Inneren Grüngürtel beenden.“ Am Tag nach dem 11.11. zeigt sich Helmut Röscheisen, Vorstand beim Kölner BUND, erschüttert über die Ausmaße der Karnevalsparty auf den Uni-Wiesen, am Aachener Weiher und im Kwartier Latäng. Vor allem der Aachener Weiher hätte in einem Maße gelitten, „dass es nicht damit getan ist, dass die AWB dort den Müll wegräumen. Es war nichts abgesperrt, die Wiesen sind zertrampelt worden und jetzt Flickenteppiche aus Glas. Die Party im Inneren Grüngürtel war schlimmer als am Ballermann“.

Sessionsstart im Kwartier Latäng

11.11. in Köln: Massenandrang auf der Zülpicher Straße

Ein Besucher trinkt aus einem Kölsch-Pittermännchen. Viele der zumeist jungen Besucher waren schon am Mittag stark alkoholisiert.

Ein Besucher trinkt aus einem Kölsch-Pittermännchen. Viele der zumeist jungen Besucher der Zülpicher Straße waren schon am Mittag stark alkoholisiert.

Zülpicher Straße 21 Uhr: Auch am Abend ist die Feier-Meile noch randvoll.

Die Zülpicher Straße gegen 21 Uhr am Abend: Die Feier-Meile ist noch randvoll.

Auf den Flächen am Aachener Weiher stehen tausende Menschen und feiern.

Hier sollte eigentlich niemand sein. Auf den Flächen am Aachener Weiher stehen tausende Menschen und feiern. Die Stadtverwaltung wollte diese Bereiche eigentlich leer halten.

Junge Leute lachen auf der Zülpicher Straße in die Kamera.

Menschenmassen hin oder her: Trotz aller Vorfälle ist die Stimmung friedlich. Die Polizei hatte im Vorfeld angekündigt, gegen Störer konsequent einzuschreiten.

Hunderte Menschen sind noch auf den Fahrbahnen der Luxemburger Straße unterwegs.

Auf der Luxemburger Straße ist am späten Nachmittag weiterhin kein Autoverkehr möglich, hunderte Menschen sind noch auf den Fahrbahnen unterwegs.

Das Ende der Feier an der Uni-Wiese: Müll, Dreck und andere Hinterlassenschaften bleiben auf den Platten zurück, wo vorher 10.000 Menschen gefeiert haben.

Das Ende der Feier an der Uni-Wiese: Müll, Dreck und andere Hinterlassenschaften bleiben auf den Platten zurück, wo vorher 10.000 Menschen gefeiert haben.

Menschen stehen in der Dunkelheit auf dem Grasfläche zwischen Bäumen. Das Foto ist durch Blitzlicht erhellt.

Die Musik ist längst aus, Beleuchtung gibt es bis auf das Blitzlich des Fotografen auch nicht. Trotzdem feiern am Abend noch hunderte Menschen in den Grünflächen zwischen Aachener Weiher und Zülpicher Straße.

Tausende Menschen stehen dicht nebeneinander, im Hintergrund ist eine Reihe blauer Mobiltoiletten zu sehen.

Auch die Entlastungsfläche an der Uni-Mensa ist am Mittag voller Menschen. Im Hintergrund sind dutzende Mobiltoiletten zu sehen, die für die Besucher aufgestellt worden waren.

Die Zülpicher Straße bleibt auch am Nachmittag voll. Durch die Perspektive sieht's aber teilweise voller aus, als es ist.

Die Zülpicher Straße bleibt auch am Nachmittag voll. Durch die Perspektive sieht's aber teilweise voller aus, als es ist. Im Bereich der Einlasskontrollen berichten unsere Reporter von deutlichen Lücken zwischen den Feiernden.

Auf diesem Bild von 13.30 Uhr sind einige größere Lücken zwischen den Feierenden auf der Zülpicher Straße im Bereich der Dasselstraße zu sehen.

Auf diesem Bild von 13.30 Uhr sind tatsächlich einige größere Lücken zwischen den Feierenden auf der Zülpicher Straße im Bereich der Dasselstraße zu sehen.

Du kommst hier nicht rein - der Zugang zur Zülpicher Straße wurde von der Stadt bereits um 9:30 Uhr geschlossen.

Du kommst hier nicht rein – der Zugang zur Zülpicher Straße wurde von der Stadt bereits um 9.30 Uhr geschlossen.

11.11.2023
Köln:
11.11 - Sessionsauftakt Kölner Karneval
Zülpicher Straße
Foto: Martina Goyert

Lebensmüde. Dieser Mann klettert auf den Mast einer Straßenlaterne an der Zülpicher Straße.

Ein Mann steht in mehreren Metern Höhe etwa auf der Höhe des dritten Stockwerks der umliegenden Häuser auf der Laterne.

Später zieht er auch noch seine Oberbekleidung aus. Währenddessen hält er sich in mehreren Metern Höhe, etwa auf der Höhe des dritten Stockwerks der umliegenden Häuser, an der Laterne fest.

Ein Mann klettert auf einer Straßenampel, die angebrachte Klettersperre hindert ihn nicht.

Ein Mann klettert auf einer Straßenampel, die angebrachte Klettersperre hindert ihn nicht.

Eine Frau sitzt auf den Schultern einer anderen Person und guckt über die Menschenmenge.

Dass es voll wird, war erwartet worden. Die Besucher hat das nicht abgeschreckt, sie kamen trotzdem auf die Zülpicher Straße - und in diesem Jahr noch früher als sonst.

Ein junger Mann ist auf ein Vekehrsschild geklettert.

Scheinbar löst jedwedes Stadtmobiliar bei manchen Besuchern den Drang aus, es zu erklettern. Auch dieses Verkehrsschild musste das erfahren. Ein Sturz aus dieser Höhe könnte für den Mann schlimme Folgen haben.

Lücken hin oder her - es ist voll. Unzählige Menschen feiern den 11.11. zum Beginn der neuen Karnevalssaison auf der Zülpicher Straße.

Lücken hin oder her – es ist voll. Unzählige Menschen feiern den 11.11. zum Beginn der neuen Karnevalssaison auf der Zülpicher Straße.

Dämlich: ein Besucher hat eine Spielzeugwaffe dabei. Die Polizei hatte ausdrücklich darum gebeten, keine solchen Gegenstände mitzubringen.

Dämlich: Ein Besucher hat eine Spielzeugwaffe dabei. Die Polizei hatte ausdrücklich darum gebeten, keine solchen Gegenstände mitzubringen. Für die Beamten ist es schwer, ein solches Spielzeug von einer echten Schusswaffe zu unterscheiden.

Karnevalisten stellen sich am Nachmittag symbolisch schützend vor die Synagoge, um gegen Antisemitismus zu protestieren. Am Vormittag soll ein Mann auf der Zülpicher Straße antisemitische Parolen gerufen haben.

Karnevalisten stellen sich am Nachmittag symbolisch schützend vor die Synagoge, um gegen Antisemitismus zu protestieren. Am Vormittag soll ein Mann auf der Zülpicher Straße antisemitische Parolen gerufen haben.

Unzählige Glasflaschen liegen auf dem Boden.

Unzählige Glasflaschen liegen auf dem Boden. Konsumiert wird augenscheinlich nicht nur Kölsch. Auch mehrere Wodkaflaschen liegen im Rinnstein. Glasbehälter sind auf der Zülpicher Straße verboten, sie müssen an den Eingängen abgegeben werden.

Der Alkoholkonsum führt bei einigen zu Konsequenzen. Hier begleiten Einsatzkräfte des Rettungsdienstes eine alkoholisierte Person, die auf einer Bahre liegt.

Der Alkoholkonsum hat für einige üble Konsequenzen. Hier begleiten Einsatzkräfte des Rettungsdienstes eine alkoholisierte Person, die auf einer Bahre liegt.

Drei Jugendliche sitzen in einem Hauseingang, den Kopf haben sie auf die Knie gelegt. Sie sind alkoholisiert.

Zu viel Alkohol ist auch der Grund warum diese drei jungen Männer nicht mehr stehen, sondern im Eingang eines Ladengeschäfts sitzen.

Um 11.11 Uhr werden auf der Zülpicher Straße bengalische Fackeln gezündet, die Menge jubelt.

Um 11.11 Uhr werden auf der Zülpicher Straße bengalische Fackeln gezündet, die Menge jubelt.

Drei Männer stehen breitbeinig in einem Hauseingang, zwischen ihren Beinen läuft Urin über den Boden.

Auch das wollen wir im Straßenkarneval eigentlich nicht mehr sehen: Wildpinkler. Drei Männer erleichtern sich in einer Toreinfahrt, direkt neben einem Hauseingang.

11.11 Uhr auf der Zülpicher Straße. Die Fläche vor der Kneipe „Der Stiefel“ ist genauso wie der Rest der Straße rappelvoll.

11.11 Uhr auf der Zülpicher Straße. Die Fläche vor der Kneipe „Der Stiefel“ ist genauso wie der Rest der Straße rappelvoll.

Zusammen mit der stellvertretenden Kölner Polizeipräsidentin Miriam Brauns geht Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Mittag in Begleitung von Polizeibeamten über die Zülpicher Straße.

Zusammen mit der stellvertretenden Kölner Polizeipräsidentin Miriam Brauns geht Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Mittag in Begleitung von Polizeibeamten über die Zülpicher Straße. Sie will sich vor Ort einen Eindruck der Situation verschaffen.

Menschen stehen im sogenannten Hiroshima-Nagasaki-Park nördlich der Bachemer Straße.

Menschen stehen im sogenannten Hiroshima-Nagasaki-Park nördlich der Bachemer Straße. Die Wiesenfläche im Bildhintergrund war mit Zäunen abgesperrt, also verteilten sich die Feiernden auf den Grünflächen bis hin zum Aachener Weiher.

Die abgesperrte Wiesenfläche hinter dem Uni-Hauptgebäude bleibt wie geplant menschenleer.

Die abgesperrte Wiesenfläche hinter dem Uni-Hauptgebäude bleibt wie geplant menschenleer. Nördlich davon verteilen sie die Feiernden jedoch im Inneren Grüngürtel.

Kurz vor Sonnenuntergang stehen am Aachener Weiher noch hunderte Menschen auf den Wiesen.

Kurz vor Sonnenuntergang stehen am Aachener Weiher noch hunderte Menschen auf den Wiesen.

Müll und Glasflaschen liegen auf einer Wiese am Aachener Weiher.

Die Menschenmassen im Inneren Grüngürtel haben ihre Spuren hinterlassen. Müll und Glasflaschen liegen auf einer Wiese am Aachener Weiher.

Mehrere Säcke mit Pfandflaschen und -Dosen liegen auf einer Wiese am Aachener Weiher.

Ein guter Tag für Leergutsammler. Mehrere Säcke mit Pfandflaschen und -Dosen liegen auf einer Wiese am Aachener Weiher.

Hunderte Glasflaschen liegen am Abend an den Eingangsbereichen auf dem Boden.

Hunderte Glasflaschen liegen am Abend an den Eingangsbereichen auf dem Boden. Eigentlich sollten es dafür separate Container geben.

Gegen 21 Uhr harkt ein Mitarbeiter den Müll auf der Wiese zusammen.

Die Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe beginnen noch am späten Abend mit den Aufräumarbeiten. Gegen 21 Uhr harkt ein Mitarbeiter den Müll auf der Wiese zusammen.

Die Kölner Synagoge in der Roonstraße befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Zülpicher Straße. Die Polizei hat am Morgen Absperrgitter vor dem Gebäude aufgestellt, Polizeibeamte stehen davor und bewachen das Gebäude.

Die Kölner Synagoge in der Roonstraße befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Zülpicher Straße. Die Polizei hat am Morgen Absperrgitter vor dem Gebäude aufgestellt, Polizeibeamte stehen davor.

Am Mittag stellt Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln, eine Kerze vor der Synagoge in der Roonstrasse zum Gedenken an die Opfer der Hamas auf.

Am Mittag stellt Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln, eine Kerze vor der Synagoge in der Roonstrasse zum Gedenken an die Opfer der Hamas auf.

Aufgrund des Gaza-Krieg ist die Synagoge als gefährdetes Objekt eingestuft. Dutzende Polizeibeamten kümmern sich darum, das Gebäude zu bewachen.

Aufgrund des Gaza-Kriegs ist die Synagoge als gefährdetes Objekt eingestuft. Dutzende Polizeibeamten kümmern sich darum, das Gebäude zu bewachen.

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Erschüttert habe ihn die Aussage der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die vor der Uni-Wiese stehend am Samstag gesagt hatte, „ich habe keine Idee, wie wir diese zehntausend Menschen in der Stadt hätten unterbringen können“. Es habe mehrere Alternativ-Vorschläge gegeben, sagte Röscheisen, und erinnerte an die Idee, auf der Nord-Süd-Fahrt eine Feiermeile einzurichten – die von der Polizei auch mit dem Hinweis auf das schwere Loveparade-Unglück in Duisburg verworfen worden sei.

Karneval in Köln: Jecken hinterlassen eine Spur der Verwüstung

Wenn es keine Alternative gebe, um so viele Menschen an einem Ort zusammenkommen zu lassen, „muss der Karneval in Köln künftig dezentral gefeiert werden“, fordert Röscheisen. Der BUND-Vorstand hofft, dass „der Druck von der Bürgerschaft noch größer wird – bei einer Umfrage gäbe es sicher eine breite Mehrheit, die sich gegen die Partys im Inneren Grüngürtel ausspricht“. Der Exzess an Karneval sei „ein wichtiges Thema für die Kommunalwahl 2025“.

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Andreas Hupke, grüner Bezirksbürgermeister für die Innenstadt, geht noch weiter: „Der Innere Grüngürtel darf nicht länger als Festivalgelände missbraucht werden“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, nachdem er sich am 11.11. und am Tag danach ein Bild vor Ort gemacht hatte. „Es ist nicht länger haltbar, den Grüngürtel als Veranstaltungsgelände zu deklarieren. Wir müssen das jetzt gerichtlich klären lassen.“

„Der Grüngürtel als Veranstaltungsfläche ist nicht haltbar“

Entsetzt zeigte sich Hupke über „die Verwüstungen im Hiroshima-Nagasaki-Park am Aachener Weiher“. Der Park sei „so würdelos behandelt worden, dass wir uns das nicht mehr länger bieten lassen werden“. Mit der Eskalation habe er indes gerechnet: „Wir haben immer gesagt, dass das Konzept der Stadt Köln noch mehr Menschen anziehen wird – und genauso ist es gekommen.“

Karneval sei traditionell ein Fest, „um die Seele aufzuladen“, sagte Hupke. „So wie ich die Zülpicher Straße am 11.11. erlebt habe, mit sinnlos betrunkenen jungen Menschen in den Rinnsteinen, ist es leider ein seelenloses Fest.“ Wenn das Kulturgut Kölner Karneval „nicht bald seine Stimme erhebt und sagt, dass da auf der Zülpicher Straße hat nichts mit Karneval zu tun, dann ist es selbst bald nur noch Ramschware“, so Hupke.