Kölner KarnevalSo schön waren die Veedelszöch der Session – eine Übersicht
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Köln – Zum Finale der tollen Tage zeigte sich das Wetter endlich von seiner besten Seite. Tausende Jecke zogen in fantasievollen Kostümen durch die Straßen. Sie feierten die kölschen Eigenarten und kommentierten, was alles schiefläuft in Köln.
Veedelszüge im Kölner Norden
Nippes: Schönes Finale mit den Appelsinefunke
In Nippes ist die Verbindung zum Veedel besonders stark: Mit rund 60 Gruppen ging der Dienstagszoch op Jöck; Tausende Jecke jubelten ihnen zu. Es gab ganz viele Liebeserklärungen an den Stadtteil – besonders schön von den zahlreichen Schulen: Die Maternus-Schüler gingen als Dom mit Nippeser Straßennamen; die GGS Steinbergerstraße als „Steini-Zoo“ mit Zebras und Giraffen. Das da-Vinci-Gymnasium nimmt seine temporäre Enge mit Humor. „Is uns Schull och richtig voll, uns Hätz för Neppes schleiht richtig doll.“ Neben dem Tennisclub KTC Weidenpesch, der 100 geworden ist, war auch die Florianschule sportlich drauf: „Em Trab un em Jalopp – uns Weidenpesch es richtig flott!“
Die KG Höhnerjass protestierte subtil gegen überbordende Auflagen für die Zöch: „De Stadt well Ordner för de Zoch – de Höhnerjass hät jetz jenoch“, und gingen als Nippeser (Akten!-)Ordner mit. Ein schönes Gastspiel hatten aus Niehl die GGS Halfengasse und die Ahl Häre, deren eigener Zoch am Sonntag dem Sturm zum Opfer fiel. Und am Schluss regneten die Kamelle besonders kräftig – denn die Appelsinefunke sorgten in vollem Aufgebot fürs schöne Finale.
Pesch: Sturmopfer aus der Steinzeit
Pesch Rot war beim Pescher Zoch die dominierende Farbe, hinzu kam Orange. Wie gewohnt trugen Eltern und Kinder von der Erich-Ohser-Grundschule einen orangefarbenen Umhang. Die Schötze Jonge un Mädcher hatten als Thema die Römerzeit. Sie gingen als Legionär, hatten knallrote Tuniken an. Oder sie stellten Cesar dar: Rote Schärpen, Lorbeerkranz.
In einem Meer aus Herzen versank die Gruppe „Sieben auf einen Streich“. Da fielen die Aktiven von der Max-Ernst-Gesamtschule aus Bocklemünd umso mehr auf: Gewandet in Fell, spielten sie Steinzeitmenschen. Die Gruppe gehörte zu den Sturmopfern von Sonntag, als die Schull- un Veedelszöch ausfielen.
Esch: Karnevals-Asyl für "Bocklahoma"
Esch Gelebte Veedelsfreundschaft: Karnevalisten aus Bocklemünd hatte die Absage der Schull- un Veedelszöch am Sonntag so sehr geschmerzt, dass sie in ihrer Not zum Telefonhörer griffen und in Esch anriefen. Rolf Kloubert von der Dorfgemeinschaft sagte sofort Ja. So kam es, dass die Gruppe Bocklahoma, jubelnd willkommen geheißen, im Escher Zug mitlief. Der umfasste damit 19 Gruppen mit insgesamt 760 Teilnehmern, die Grundschule Martinusstraße war mit gut 150 Personen, darunter 75 Kinder, das zahlenmäßig größte Schmölzje im Zoch.
Es gab fünf Festwagen und drei Kapellen. D'r Klüngel und Wilde und Krümel, beide Gruppen haben sich 1995 gegründet, feierten silbernes Jubiläum. Im Anschluss wurde im Festzelt kräftig gefeiert, es spielten die Flamingos aus Auweiler. „Besser kann der Tag nicht enden“, fand Rolf Kloubert geschafft, aber glücklich.
Worringen: Gelebte Toleranz in Worringen
„Et hätt opjehürt zo rääne!“ Gegen 12.30 Uhr erreichte die Jecken in der Gaststätte „Zint Tünnes“ die erlösende Nachricht, und man strömte nach draußen. Vom ergiebigen Regen, der die Teilnehmer und Zuschauer des Worringer Rosenmontagszoch den ganzen Vormittag lang gequält hatte und vor dem viele von letzteren nach drinnen flüchteten, war endlich vorbei – zeitlich noch genau passend zum Finale des Zochs am Zillekensplätzche, der ganz kurz darauf auf der Zielgeraden eintraf.
Auch wenn der Umzug etwas kleiner wirkte als in den Vorjahren, waren die Ideen wie immer sehr schön und liebevoll. „Jeder hat sing eije Aat“ war das Motto, das die Vielfalt der Worringer Karnevalsvereine unterstrich. Die KG Närrische Grielächer verkündete das als kreuz und quer laufende Schafsherde: „Jeder mää(h)t wat hä well.“Und die Karnevelszug-Gesellschaft KG Jecke vom Berg zeigte ihre besondere Art ihrer Oberjecken-Suche, der spielerisch „usjekloppt“ wird: Mer kloppe der Jeck vom Berg. Italienische und kölsche Lebensart verbindet wie immer das Italienische Komitee, die eine rollende Trattoria auf die Straße brachten: „Ov Wing, ov Bier, la Familia, dat sin mir.“
Wie immer mit von der Partie, samt ihres schmucken Schiffs, auch die Worringer Bruchpiraten. Der Männer-Gesangverein (MGV) Worringen präsentierte seine Innovation: die Bierorgel, die als übergroßes Wagenmotiv gezeigt wurde. Auch der Prinz Dominik II. aus den Reihen der KG Änze Kääls, der natürlich den Abschluss bildete, stellte auf seinem Wagen fest: „Jeck zosamme, Schnüss jeschwaat, es uns Wurringer Eijenaat.“ Und für alle gab es am Ziel wieder den versöhnlichen Abschluss , als sich alle Mariechen aufstellten und die Kamelle-Salven vom Prinzenwagen einforderten.
Weiler/Volkhoven: Der zweitlängste Zoch in Köln
„Wenn sich de Familich triff“, singen die Bläck Fööss. Und auch beim Veedelszoch in Weiler/Volkhoven/Heimersdorf, der sich mit rund 700 Teilnehmern vom Aufstellungsort in Weiler, über Volkhoven bis zur Auflösung am Stallagsweg in Heimersdorf durch den Kölner Norden schlängelte, spielten einige „Familijen“ in diesem Jahr eine besondere Rolle.
Denn neben dem „Familienclan“ um Wolfgang Knaup (46. Teilnahme) und der „Jecken Familich un Fründe“, die zum fünften Mal dabei waren, marschierte auch die „KG Löstije Familije vun 1990“ im Zoch mit. Vor 30 Jahren von Norbert Pallmann gegründet, nimmt die „Familije KG“ seitdem in ihren bunten, selbstgenähten Kostümen, ununterbrochen am Fastelovendsumzug durch die nördlichen Stadtteile teil. „Anfangs waren wir mit rund 60 Leuten im Zug unterwegs“, erinnert sich Pallmann. Heute seien es mit Enkelkindern nur noch 30. Drei Musikzüge, darunter das Eifeler Jugendblasorchester Rescheid, begleiteten die insgesamt 27 kleineren und größeren Gruppen entlang des etwa 6,2 Kilometer langen Zugweges, der nach dem Kölner Rosenmontagszug (knapp 7,5 Kilometer Weglänge), der zweitlängste Kölns ist.
Neben zahlreichen traditionellen Gruppen, wie den „Löstigen Schötzen“ und den „Fründen vom Taborplatz“, freute sich Zugleiter Martin Lierenfeld von der KG Köln-Nord über neue Teilnehmer. Zum ersten Mal sei das Heimersdorfer Jugendzentrum Magnet dabei. Auch die „Schabrackenschakale“ und die Katholische Frauengemeinschaft um Anke Lefeber gingen zum ersten Mal mit. (meu)
Merkenich: Vormacht der Pänz und Piraten
Um den Nachwuchs müssen sich die Organisatoren des Merkenicher Veedelszochs, Iris Kappel und Marco Mancuso, keine Sorgen machen. Denn auch in diesem Jahr stellten die Pänz vom Fröbel-Kindergarten aus der Hildengasse mit rund 70 Kindern, Eltern und Mitarbeitern wieder die größte Gruppe im Karnevalszoch. Wie im Vorjahr hatte Zugleiter Mancuso den quirligen, rut-wieß kostümierten Nachwuchsjecken einen Festwagen zur Verfügung gestellt, mit dem sie hinter dem Fanfarenzug der Merkenicher Musketiere den Zugweg durch die Merkenicher Straßen anführten und jede Menge Strüßjer und Kamelle ans jecke Volk verteilten.
Die Fußgruppe der Kita hatte sich das diesjährige Kölner Karnevalsmotto „Et Hätz schleiht em Veedel“ zu eigen gemacht und ihre Zylinderhüte mit gelben Veedelsschildern dekoriert. Außerdem waren die „Black Pearl“-Piraten wieder unter den zehn teilnehmenden Gruppen mit insgesamt rund 350 Teilnehmern. Neben reichlich Kamellen warfen sie von ihrem hölzernen Seeräuberschiff Plastikfußbälle in die Menge.
Neben den „Merkenicher Fründen“, die mit aufgeklebten Kronkorken auf ihren schwarzen Jacken auf sich aufmerksam machten, gehören seit Jahren die Freiwillige Feuerwehr, die Gruppe „Merkenicher Imlacker“ und die „verrückten Hühner us Kölle“, die in ihren rosa, pink- und lilafarbenen Hühner-Outfits die Taschen der wartenden Jecken mit allerlei Süßigkeiten füllten, zum Stammpersonal des Veedelszuges. Als Gäste begrüßte Organisator Mancuso eine Abordnung des Tanzkorps der KG Löstige Junge aus Worringen. (meu)
Veedelszüge im Kölner Süden
Zollstock: Bunte Wiesen vum Erbhof
Über 1200 Karnevalisten zogen am Veilchendienstag durch die Zollstocker Straßen, darunter auch die Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. „Die Kinder waren natürlich sehr enttäuscht, als am Sonntag der Zug abgesagt wurde“, sagte die stellvertretende Schulleiterin Christiane Schulz.
Neben einem blauen Overall und vielen länglichen Luftballons an ihren Hüten, trug jeder Schüler ein Schild, auf dem eine der verschiedenen AGs der Schule geschrieben stand.
Eine der ältesten Gruppen in Zollstock sind die Junge un Mädcher vum Erbhof, die als bunte Wiesen verkleidet waren. 1965 zog die Gruppe erstmals durch die Straßen, ein Jahr später war sie dann das erste Mal offiziell beim Dienstagszug mit dabei.
Rondorf-Hochkirchen
Rondorf-Hochkirchen In euphorischer Stimmung war Jupp Scheer von der KG Löstige Öhs: „Wahnsinn, der größte Veedelszoch in Rondorf/Hochkirchen, den wir je hatten, fast tausend Teilnehmer, dreißig Gruppen, ein Drittel mehr als sonst, ein Rekord“. Und das ausgerechnet in der Session, in der die Öhs das aktuelle Dreigestirn der Altgemeinde Rodenkirchen stellten: Prinz Stephan I., Bauer Lutz und Jungfrau Chrissi. Scheer teilte sich die Zugorganisation mit fünf Kollegen.
Der Zuwachs war auch eine Folge des Sturms am Vortag. „In Rodenkirchen sind wir nur eine kurze Strecke gelaufen, wir haben aber noch so viele Kamelle übrig, dass wir gern einen zweiten Umzug mitmachen wollten“, erklärte etwa Tim Utermöhl von den Rodenkirchener Botterblömcher. Elena (8) gehört zu den Immendorfer Zwergen. Das ist ein 30-köpfiger Freundeskreis, der sich vor sechs Jahren fand. „Wir waren eine Elternitiative, wollten den Bestand der Immendorfer Grundschule sichern, das ist gelungen, wir sind zusammengeblieben, nehmen auch neue Zwerge auf“, so Michaela Schneider.
Auch mit von der Partie: Veedelslück, Samba del Rondo, Schwarze Köpp und Die Kölschen Griechen. Die Posträuber feierten das elfjährige Bestehen. Die Turtalia Gugger aus der Schweiz fielen auf mit schrägen Tön, sie spielten Gugge-Musik, typisch für die alemannische Fastnacht. Siggi Scheit vom Organisationsteam kümmerte sich um ein Abfallproblem: „Ich gehe herum und bitte, kein Konfetti zu werfen.“ Im vergangenen Jahr habe es Beschwerden von Gartenbesitzern gehagelt, bei denen Konfetti sich im Rasen abgesetzt hatte. “Wir mussten dafür geradestehen und haben damals an die zehn Gärten abgesaugt„, sagte Scheit. Fürs kommende Jahr plane er das “totale Konfettiverbot".
Godorf: Familiärer Zug mit Tradition
Die Godorfer sind von Grund auf Optimisten. „Es nützt ja nichts“, kommentierte Zugleiter Peter Koch achselzuckend die Wetterlage. Den Zoch veranstaltete die KG Die Hexen. 250 Teilnehmer liefen mit, verteilt auf 15 Gruppen, darunter zwei Kapellen. Hauptsächlich Freundeskreise und Familien, zum Beispiel die Godorfer Barbaren, das Gardecorps Blau-Gelb Colonia, Schäng und Co. Die Gripsköpp kamen als rote Teufel daher. „Uns gibt es seit 27 Jahren“, erzählte ein Gripskopp, „wir sind aus dem Schützenverein hervorgegangen, jedes Jahr denken wir uns eine neue Verkleidung aus.“ Sabine Minnwegen und ihre Cousine Marlies Lorange waren „Die letzten Piraten von Godorf“ – noch kleiner kann eine Fußgruppe kaum sein.
Zündorf: Stimmungsvoller Lichterzug
Wenn der Lichterzug der Veilchendienstagsgesellschaft sich auf dem Zündorfer Kirmesplatz sammelt, um bunt kostümiert und schön beleuchtet über die Groov und durch die Gassen zu ziehen, ist das ein Signal. Der Karneval neigt sich unwiderruflich wieder einmal dem Ende zu. So schön wie in Zündorf wird das Ende der närrischen Feierzeit aber wohl selten zu erleben sein. Wenn gut 900 Teilnehmer, darunter mehr als die Hälfte Kinder, sich beim Umzug amüsieren, schlägt die Freude Wellen.
Ungewöhnlich wie der Lichterzug, der erst 2019 Premiere hatte, ist auch seine musikalische Begleitung. Außer eigenen Musikgruppen zieht eine Bläsergruppe der Carl-Stamitz-Musikschule mit und der Gospelchor „Spirit of Change“ singt. Die originell kostümierten kleinen und großen Zugteilnehmer, angeführt von Zugleiter Thomas Güllich von der Veilchendienstagsgesellschaft, sind eine bunte Eskorte für den Nubbel. Der wird nach dem Umzug aller im Karneval begangenen Sünden angeklagt und auf der Groov-Brücke verbrannt, begleitet von lautem Wehklagen. So schade – das war’s für den Karneval 2020.
Veedelszüge im Kölner Osten
Mülheim: Hätz för Pänz
Etwa 20 Gruppen setzten sich pünktlich um 14.15 Uhr in Bewegung, um beim 70. Mülheimer Dienstagszug ihr Publikum mit Kamellen zu beglücken. Fantasievolle Kostüme zeichneten vor allem die Gruppen der teilnehmenden Schulen aus. So kamen die Jecken von der Grundschule Mülheimer Freiheit mit einem Globus auf dem Kopf, an dem das Ortsschild Mülheims befestigt war. Die katholische Grundschule wandelte das Sessionsmotto kurzerhand in „Dat Hätz schlägt für Kinder“ um. Und bei der Ferdinand-Lassalle-Realschule war Umweltschutz angesagt. Ihre Kostüme bildeten Fischkörper, an denen Wohlstandsmüll hing.
Wieder dabei waren unter anderen Abordnungen der Ga-Ga-Ga Gallier aus Bucheim, des MTV Köln 1850 und der Mülheimer Karnevalsgesellschaften. „Da in diesem Jahr die Sonntags-Zöch nicht stattfanden, hat sich auch eine Gruppe des Rheingymnasiums angeschlossen“, berichtete Norbert Hasbach vom Orga-Team. Auf ein Jubiläum machten die Teilnehmer des Hölderlin-Gymnasiums aufmerksam. Ihr Namensgeber, Dichter Friedrich Hölderlin, wäre in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden – genau wie Beethoven.
Kalk: SC Borussia stellte die größte Truppe
Kalk Bereits als sich der Dienstagszug in Kalk gegen Mittag aufstellte, um nach Humboldt-Gremberg zu ziehen, füllten sich die Straßen am Zugweg mit Menschen. Vor allem entlang der Kalker Hauptstraße bezogen die großen Narren und noch deutlich mehr kleine Karnevalsfreunde möglichst optimale Positionen, um sich ihre Kamelle-Büggel füllen zu lassen.
Die Kapellen und Gruppen rund um das gute Dutzend Wagen setzten sich gegen 13.30 Uhr in Bewegung. Ziel war die Grembergerstraße. Unübersehbar im Zoch: das aus mehr als 70 Kindern und Jugendlichen bestehende Kontingent in Fußballkappen des SC Borussia 05 Köln-Kalk. Trotz der recht langen Strecke durch gleich zwei Veedel gingen die Jecken am Weg nicht leer aus – Süßes und Strüßjer flogen reichlich im Sonnenschein.
Dellbrück: Strüßjer von altgedienten Narren
Das Wetter meinte es gut mit den Jecken am Veilchendienstag. Hunderte Kostümierte genossen auch in Dellbrück die wärmenden Sonnenstrahlen an der Wegstrecke. Krokodile und Marienkäfer zierten die Straßen und allerlei andere Kostüme boten den Teilnehmern der zahlreichen Wagen und Gruppen, die ab 14 Uhr vom Dellbrücker Mauspfad aus durch das Veedel zogen, ein bestens gelauntes Publikum.
Funkemariechen auf Einrädern zeigten Artistik und Tanzeinlagen, mehrere Kapellen spielten kraftvoll auf, während die altgedienten Narren – etwa von der „Kajuja“, den „Himmelsstürmern“ – von hoch oben Strüßjer und Kamelle in die dicht am Straßenrand gedrängte und jubelnde Menge herabwarfen.
Veedelszüge im Kölner Westen
Ehrenfeld: Gipfel der Kreativität
Ehrenfeld Die Rekordteilnehmerzahl des vergangenen Jahres, als 4250 Verkleidete durch Ehrenfeld zogen, wurde nochmals übertroffen. Vier Gruppen, die sonst bei den Schull- un Veedelszöch mitgegangen wären, baute der Festausschuss Ehrenfelder Karneval spontan in seinen Zoch ein. So bereicherten die Aktive Schule Köln und die Internationale Friedensschule sowie die Köln-Kita-Gesellschaft und die Hillige Höhenhuuser das ohnehin schon bunte Bild der 80 Gesellschaften, Vereine, Musikzüge, Schulen und Kindertagesstätten.
Ein Space-Shuttle mit Ehrengästen bildete die Vorhut für die rund zweistündige Jeckenparade. Kitas und Schulen, die sich an Kreativität gegenseitig übertrafen, folgten. Herzen, Blumen, Gemüse, Meerestiere, Sterne und Planeten wurden mit Kostümen und Hüten gezeigt. Die Geschwister-Scholl-Realschule hatte besondere Gäste mit ihrer Theatergruppe „Kritische Rampe“. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Gruppe zogen die Hobby-Schauspieler im Pantomimen-Look durch Ehrenfeld. Im zweiten Teil des Zochs begeisterten die Gesellschaften mit ihren Prunkwagen und reichlich Wurfmaterial.
Sülz: Aus Liebe zu den Weltmeeren
Durch die Straßen von Sülz hat sich am Veilchendienstag der 66. Veedelszoch geschlängelt. Besonders an dem Umzug: „Bei uns nehmen 14 Schulen mit ihren Mottokostümen teil – daher haben wir außergewöhnlich viele Pänz unter den 4000 Teilnehmern“, sagt Roland Böhm, Geschäftsführer der IG Sülz-Klettenberg-Lindenthal.
Unter den 36 Gruppen war auch die KGS Bachemer Straße, die mit einem Dreigestirn im eigenen Karnevalswagen antrat. An Bord: Prinzessin Mariam I., Bauer Sören I. und Jungfrau Luise I., die mit geübter Hand Kamelle unter die Jecken brachten. Die Gruppe „Pomm de Rosa“ machte auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam – und verteilte ganz im Sinne des Klimaschutzes Stoffbeutel an die Jecken.
Junkersdorf: 800 Teilnehmer mehr als erwartet
Junkersdorf Bei seinem 13. Einsatz als Zugleiter hatte Ivo Splett alle Hände voll zu tun. Wegen der abgesagten Schull- und Veedelszöch wuchs der Junkersdorfer Zug am Dienstag um etwa 800 Personen an, sodass am Aufstellort zusätzlicher Platz hermusste – gar nicht so leicht in den engen Junkersdorfer Straßen. Mit leichter Verspätung zogen rund 2400 Menschen in 32 Gruppen durch das Viertel.
Auf einem der größten Wagen grüßte das Kinderdreigestirn des Festkomitees Lövenicher Karneval die Zuschauer am Zugweg. Bejubelt wurden sie unter anderem von den Kindern und Eltern der Ildefons-Herweg-Grundschule. In ihren blauen Quallen-Kostümen mit ausladenden Regenschirmen zogen sie alle Blicke auf sich.
Veedelszüge in der Kölner Innenstadt
Deutz: Politische Statements in Deutz
Mit insgesamt 1500 Teilnehmern und 31 Gruppen war der Deutzer Zoch am Dienstag ungewöhnlich groß. Zwei Gruppen, die am Sonntag nicht am ausgefallenen Schull- und Veedelszöch teilnehmen konnten, nahmen das Angebot an, in Deutz mit von der Partie zu sein. Politisch wurde es vor allem bei den mitlaufenden Schulen.
Südstadt: Schneefrauen im Sonnenschein
Südstadt Bunt, laut und bei strahlendem Sonnenschein zog am Dienstag einer der kreativsten Veedelszüge durch die Südstadt. Wie an vielen Orten in der Stadt waren auch die Südstädter plötzlich Hunderte Teilnehmer mehr. Denn mit vier zusätzlichen Gruppen der wegen des Sturms abgesagten Schull- und Veedelszöch liefen insgesamt 3450 Menschen in 40 Gruppen über den Chlodwigplatz und die Severinsstraße.
Knapp die Hälfte der Teilnehmer waren Kinder, etwa die Schülerinnen und Schüler aller zehn Grundschulen des Veedels. Zugleiter Hans Mörtter hob neben den vielen Musikgruppen besonders das Motto „Jeck for Fjutscher“ hervor – in Anlehnung an die Klimaproteste der Jugendbewegung.