Zehn Stunden Fastelovend: Beim „Stammtisch Kölner Karnevalisten“ und dem Nachwuchsabend des Festkomitees wurden die Karnevalsstars von morgen präsentiert.
Während beim Stammtisch im Maritim Hotel ein gutes Sitzungsprogramm auf die Bühne geholt wurde, war der Nachwuchsabend der wohl schwächste seit Jahrzehnten.
Highlights und Enttäuschungen: Musiker, Tanz und Redner der Abende im Check.
Köln – Das war schon ein Härtetest: Gut zehn Stunden Fastelovend an zwei Tagen. Doch unterschiedlichen konnten die beiden Vorstellabende kaum sein. Während der „Stammtisch Kölner Karnevalisten“ im Maritim schon mit Moderator Manfred Schweinheim ein richtig gutes Sitzungsprogramm auf die Bühne holte, bot das Literarische Komitee des Festkomitees um Leiterin Nadine Krahforst die wohl schwächste Nachwuchs-Präsentation der letzten Jahrzehnte.
Nachwuchsmusikanten
Kölsche Sänger und Bands gibt es reichlich – auch beim Literarischen Komitee. Vieles klingt austauschbar. Da wird das Publikum schon zum Klatschen animiert, bevor überhaupt ein Ton gesungen wurde. Und es reicht es auch nicht, dem Höhner-Hit „Kölle, do be e Jeföhl“ noch eins draufzusetzen mit „Colonia, do bes mieh wie e Jeföhl“. Um sich aus der 08/15-Masse hervorzuheben braucht es schon einen eigen Stil.
Den bieten Birgit Pydde als „Rootsqueen“ mit kölschem Reggae – aus Bob Marleys „Could you be loved“ wird „Küste us Neehl? Oder us Neppes?“ und die noch junge Band King Loui um Frontmann Max Rohde mit Disco-Funk á la 80er Jahre. Schön gemacht und musikalisch gut. Aber ob das karnevalskompatibel ist? Dann schon eher die leisen Töne von vom Kölschduo (Michael Schäfer und Joachim Gackowski) oder die Rockkracher von Kempes Finest, die Dank einer Regeländerung zum vierten Mal dabei waren.
Demgegenüber bietet der Stammtisch mit den Räuber und ihrem neuen Sänger Sven West eine Band aus der ersten Liga (Sessionstitel: „Kumm loss jon“ und „Ohne dich“), zwei aus der Aufstiegsrunde (5 Jraad und Pläsier) und eine neue Hymne.
Die kam mit „Fasteleer“ zu opulenter Orchesterbegleitung (vom Band) von Tenor Norbert Conrads. Untermalt von Choreografieren der Tanzgruppe Kammerkätzchen und Kammerdiener war diese Arie auch optisch ein Hingucker. Richtig gut gemacht.
Tanz und Akrobatik
Die Kammerkätzchen von der KG Schnüsse Tring waren in ganz großer Formation auf der Bühne aufmarschiert. Schließlich feiern sie ihr 65-jähriger Bestehen und auch die mitgebrachte Kinder- und Jugendtanzgruppe hatte Jubiläum. Sie wurde schon vor 50 Jahren gegründet.
Bei den Tänzen zu bekannten kölschen und internationalen Hits – da wurde gar der Kasatschok nochmals ausgegraben – dominierten Akrobatik-Einlagen und Hebefiguren. So auch bei den Höppemötzjern, währedn die Tanzgruppe Kölsch Hänneschen eher auf den traditionelle Tanz setzt. Schon gut in From waren auch die tanzenden Pänz – so die kleinen Höppemötzjer, die Pänz vum Rhing (Rheinveilchen) unmd die Flöhe von der KG Große Allgemeine.
Neulinge in der Bütt
Bei den Reden zeigt sich das große Manko des Literarischen Komitees. Irgendwie scheint da die Schulungsarbeit nicht richtig zu fruchten. Da kommt mit Hubertus Zilken aus Braunsfeld ein promovierter Theologe als „Rheinischer Pilger“ daher. Aber die bekannte Witze, die er aneinanderreiht, hat man schon besser gehört. Aber er quälte sich über die Zeit.
Genau wie später Anika Marten mit blonder Lockenperücken und pinkfarbenem Malte als „Annemie Kraw-tschak“. Da wäre weniger mehr gewesen. Lichtblicke waren da da Daniel Thelen und Marco Ages als „Woosch un Wööschje“. Das passt von den Typen und von der Präsentation. Wenn die beiden jetzt noch ein paar mehr zündende Pointen hätten, könnte das ein richtig gutes Zwiegespräch werden.
Es sei ihnen zu gönnen. Nach rund 13 Jahren in der Eifel wagte sich Björn Wassong als „Jeck im Rähn“ nun nach Köln. Mit Erfolg. Das Publikum war froh, das es endlich mal lachen konnte. Das war zwar nicht alles neu, was der Eifel-Jeck zu erzählen hatte, aber es war sehr gut vorgetragen. Dafür gab es viel Beifall und teils stehende Ovationen.
Stammtisch-Verzällcher
Von den fünf Redebeiträgen beim Stammtisch wären sicher vier im Wartesaal regelrecht durch die Decke gegangen. Büttenstar des Abend war „Nubbel“ Michael Hehn, der auf die gereimten verse der Vorjahre verzichtet und einen recht intelligenten Vortrag bot. Da erfuhr man zunächst von seiner Suche nach einer Partnerin.
Der Nubbel hat es bei Paarship versucht („Aber nach elf Minuten war ich immer noch Single“) und beim Speed-Dating. „Das ist wie »Reise nach Jerusalem« am Reste-Buffet. Es ist von allem noch was da, aber das meiste ist schon übers Verfallsdatum.“ Und den FC-Stümern Terode. Cordoba udn Modeste empfiehlt er einen Besuch bei Reiner Calmund. 2Die sollen mal zugucken, wie der ins Bett geht. Dann wissen die, was es heißt: Das Runde muss ins Eckige.“
Auch richtig gut kamen Hedwig Sieberichs als „Engel Hettwich“, der mittlerweile 70-jährige Peter Kolb als „ne komische Hellije“ und Christian Pape als Leihgabe aus Düsseldorf an. 2Unser naschbarn haben sich scheiden lassen und das haus geteilt. Wisst ihr , was er gekriegt hat? - Draußen.“