René Klöver, Michael Samm und Hendrik Ermen treten am Montag erstmals als Dreigestirn auf die Bühne.
„Jeder Schritt macht es ein Stück realer“So läuft die Vorbereitung des designierten Dreigestirns auf die Session
Trubel an Bord der MS Rheinmagie: Chihuahua Oscar und Dackel Alma flitzen aufgeregt über das Deck und durch die Beine ihrer Herrchen. Nicht mehr lange, dann werden sich der designierte Prinz René I. und die designierte Jungfrau Marlis für eine Weile von ihren geliebten Hunden verabschieden müssen. Schon jetzt bleibt weniger Zeit fürs Schmusen, täglich stehen Termine an – die Vorbereitungen auf die Session laufen.
Es ist eine Premiere für die Stattgarde Colonia Ahoj: Erstmals stellt die 2003 gegründete Karnevalsgesellschaft ein Dreigestirn. René Klöver als Prinz René I., Michael Samm als Bauer Michael und Hendrik Ermen als Jungfrau Marlis unterzeichnen an diesem Montag im Rathaus die Sessionsverträge.
Danach geht es zur traditionellen Sessionseröffnung auf die Bühne am Heumarkt – dort werden sie noch in den Farben der Stattgarde auftreten. Bei der Proklamation am 10. Januar 2025 tauschen sie die Matrosen-Uniform gegen ihre Ornate. Und dann geht es richtig los: Bis zum Höhepunkt, dem Rosenmontagszug am 3. März 2025, stehen mehrere hundert Termine im Kalender des Dreigestirns.
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Eine körperliche Herausforderung, das merkte in der vergangenen Session auch Friedrich Klupsch. Als Jungfrau Frieda konnte er seine Dreigestirns-Zeit aufgrund einer Verletzung an der Hüfte nicht beenden und musste den Rosenmontag im Krankenhaus verbringen. Das designierte Dreigestirn der kommenden Session sei sich der kommenden Strapazen bewusst, fühle sich jedoch gewappnet. Das beteuern alle drei. Einen großen Vorteil haben Prinz René I., Bauer Michael und Jungfrau Marlis: Die Session 2025 ist deutlich länger, der Terminkalender entsprechend entzerrter.
Designierter Prinz freut sich auf Stadionbesuch
Der 59-jährige René Klöver freut sich dabei nicht etwa am meisten auf die großen Bühnenauftritte. Viel wichtiger seien dem designierten Prinzen die Termine etwa in Seniorenheimen oder Krankenhäusern. „Das ist das, was den Karneval ausmacht.“ Einer seiner Wunschtermine sei ein Besuch in einem Wohnhaus für Menschen mit Behinderung in St. Augustin, dort sei er auch mit seinem Mann Kevin Klöver und Chihuahua Oscar manchmal. Als ehemaliger Oberliga-Torwart – kurzzeitig auch unter Reiner Calmund für Bayer Leverkusen – und treuer FC-Fan steht aber auch ein Termin im Rhein-Energie-Stadion auf seiner Wunschliste: „In den Tempel Kölns einzumarschieren, ist natürlich schon ein Traum.“
Doch bis der designierte Prinz die Kölnerinnen und Kölner begeistern kann, steht noch viel Arbeit an. An das Ornat muss er sich auch erstmal gewöhnen: „Die Strumpfhose war wirklich ein Ereignis“, verrät er. Die erste Anprobe sei noch im Sommer gewesen: „Die erste war zu klein, mir lief die Brühe runter“, witzelt er. Bisher habe er immer nur Teile des Ornats einzeln angezogen – „jeder Schritt macht es ein Stück realer.“
Michael Samm habe den pompösen Bauernhut auch noch nicht in ganzer Pracht getragen, „davor habe ich Respekt.“ Im Gegensatz zu seinen Kollegen kommt der Bauer zum Gespräch auf dem im Schatten des Doms liegenden Schiff nicht mit Hund oder Partner. Auf die Frage, ob er in der Session offen für eine neue Liebe sei, antwortet er unumwunden: „Natürlich!“
Aufmerksamkeit hat der 62-Jährige seit Bekanntgabe seiner neuen Rolle auf jeden Fall schon erregt: „Einmal stand ein wildfremder Mensch vor mir auf der Straße und sagte nur: ‚Der Bauer!‘“ Das sei schon ein ganz anderes Level als vor 20 Jahren, als er Sellerieprinz der Närrischen Marktfrauen in Düsseldorf wurde. Selbst auf Norderney, wo er Ferienwohnungen vermietet, habe die örtliche Presse berichtet und eine kleine Fangemeinde wolle zum Karneval auch nach Köln kommen. „Noch ist das ein bisschen bizarr, aber auch schön.“
Bauer bringt Trommel- und Jungfrau Tanzerfahrung mit
Auf der Bühne kann man sich vom designierten Bauern Rhythmus erhoffen, er spielt seit 2011 in der Bordkapelle der Stattgarde. „Ich war schon immer ein Trommler.“ In seiner Jugend marschierte er mit dem Spielmannszug bei vielen Karnevalsumzügen im Rheinland mit – auch zum Kölner Rosenmontagszug wurde seine Spielgemeinschaft eingeladen.
Auch die designierte Jungfrau Marlis bringt ihre eigenen Talente mit ins Dreigestirn ein: Hendrik Ermen tanzte lange für die Stattgarde, bis er ins Stammboot wechselte. Mit seinen tänzerischen Fähigkeiten habe der 45-Jährige, der sich jetzt durch tägliches Joggen fit hält, sogar Biggi Fahnenschreiber überzeugt, erzählt er. Die 93-Jährige Balletttänzerin und Choreografin, die auch als „Mutter der Mariechen“ gilt, habe sie beim Dreigestirns-Training „schon gut durch den Saal gescheucht.“
Die Leidenschaft fürs Tanzen teilt sich Ermen mit seinem Ehemann Frank Ermen, der im Tanzkorps der Stattgarde tanzt. Als er erfuhr, dass sein Partner die nächste Jungfrau im Kölner Dreigestirn wird, habe er sich mehr für ihn gefreut als Hendrik Ermen selbst für sich. Trotz vollem Terminkalender beider Herrchen während der Session, gebe es aber keine Betreuungsprobleme für Dackel Alma: „Wir haben ein extrem gutes Netzwerk.“
Auch um die Hühner, die im Garten der Ermens leben, muss sich niemand sorgen. Ihre Eier sind schließlich wichtig für eine Stattgarde-Tradition: Im Bus gibt es immer Eierlikör, verrät die designierte Jungfrau. Den selbstgemachten Weihnachtsklassiker reichen die Ermens auch an Bord der MS Rheinmagie – Prost auf die Session 2025.