Etliche Kölner Kneipen arbeiten mit Vorverkauf für die Karnevalstage – viele sind bereits ausverkauft. Ist spontan feiern nicht mehr möglich?
Kölner KneipenkarnevalWirte setzen auf Kartenvorverkauf – Wer zu spät ist, bleibt draußen
Früh morgens, Stunden vor Einlass, bereits Schlange stehen, um irgendwann drinnen zu schunkeln und zu singen? Das kann man sich in Köln vielerorts schenken, denn nicht nur Clubs und Sitzungen, sondern auch viele Kneipen setzen im Karneval inzwischen auf Kartenvorverkauf.
Für Wirt Tobias Mintert hat das mit der gesamten Entwicklung im Straßen- und Kneipenkarneval zu tun. Er betreibt im Belgischen Viertel die Bars Forelle blau und die Barracuda-Bar. „Der Karneval verändert sich ja nicht nur auf der Zülpicher Straße. Wir brauchen mittlerweile viel mehr Security-Personal, um den Andrang bewältigen zu können“, sagt Mintert. Dazu habe man sich insgesamt professionalisiert, gebe viel Geld für DJs und Türsteher aus. „Dahinter steckt auch ein Sicherheitsgedanke. Die ganze Logistik muss aber irgendwie finanziert werden. Der Eintritt hilft da zumindest teilweise – auch weil wir hier nicht die Traumumsätze verzeichnen, von denen man aus der Südstadt hört.“
Karneval in Köln: Karten für Kneipen schnell ausverkauft
Für den Eintritt in seine Bars hat er im Vorverkauf für Weiberfastnacht und Karnevalssamstag Tickets zu je acht Euro verkauft, an den schwächeren Tagen drumherum kosten sie fünf Euro. Nach nur einem Aufruf bei Instagram war das komplette Kontingent vergriffen. „Ich hätte auch 5000 Tickets verkaufen können, die Nachfrage war unglaublich. Die Leute sind froh, wenn ihr Tag geplant ist und sie wissen, dass sie mit der Karte bevorzugten Einlass haben“, so Mintert. „Natürlich ist das Schlange-Stehen in Köln auch ein bisschen Folklore. Aber bei zweieinhalb Stunden, wie es bei uns teils am 11.11. war, macht es doch keinen Spaß mehr.“ Es gebe aber immer noch die Möglichkeit, spontan in den Kneipen zu feiern. Die Vorverkaufstickets sorgen lediglich für bevorzugten Einlass, wer außerhalb der Zeitslots kommt, kann trotz Ticket draußen bleiben.
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Ähnlich hält man es im Brauhaus ohne Namen in Deutz. „Es wird ja alles teurer, da muss man ein wenig Planbarkeit haben“, sagt Mauricio Kiriazis, Serviceleitung im Brauhaus. Der Zulauf ist auch auf der Schäl Sick besonders an Weiberfastnacht groß. „Die Leute haben es vermisst. Ich denke, es wird eine Menge los sein in Köln.“ Vermutlich wird er recht behalten: Die Tickets zu 22 Euro für den Auftakt am Donnerstag seien nach einer Woche ausverkauft gewesen, sagt er.
Kein Kartenvorverkauf im Bumann & Sohn
Aber nicht alle Wirte setzen auf Vorverkauf. Es sei zwar in der Diskussion gewesen, sagt Simon Kreiselmeyer vom Bumann & Sohn in Ehrenfeld. „Wir haben uns aber dagegen entschieden. Für uns ist es schwierig zu kalkulieren, weil dann Platz für diejenigen mit Karten freigehalten werden muss.“ Und ob diese Leute dann auch kommen und wie lange sie bleiben, sei schließlich unklar. Zudem habe man Bedenken gehabt, es könne zu Stress und Diskussionen kommen, wenn Kartenbesitzer dann doch warten müssten.
Im Haus Unkelbach in Sülz hingegen sorgt die riesige Beliebtheit der Kölner Karnevals – auch bei Touristen – dafür, dass es laut Chef Alexander Manek gar nicht anders geht, als einen Vorverkauf anzubieten: „Es kommen auch immer mehr Menschen von außerhalb. Wenn wir sagen: Kommt einfach vorbei – dann steht die ganze Luxemburger Straße voll. Das hatten wir vor zehn Jahren, da kam dann die Polizei.“ Im Unkelbach zahlen die Jecken an Weiberfastnacht 25 Euro Eintritt, der Vorverkauf startete hier fünf Wochen im Voraus – spontan geht da quasi nichts mehr, die Karten sind längst vergriffen. Chancen gibt es höchstens ab dem Nachmittag, wenn die ersten wieder schlapp machen, schreibt das Haus Unkelbach auf Facebook.
Till Riekenbrauk, Betreiber des Johann Schäfer in der Südstadt und Vorstandsmitglied der IG Gastro, sieht in der Nachfrage nach Tickets ein neues Phänomen im Kneipenkarneval. „Wir haben das am 11.11. das erste Mal gemacht“, sagt Riekenbrauk. Auch für das Johann Schäfer sind alle Karten, bis auf Rosenmontag, bereits vergriffen, auch hier gibt es aber immer noch die Möglichkeit, spontan zu kommen. In den Vorverkauf wurde rund die Hälfte des Kontingents gegeben. „So können wir den ganzen Tag über auch immer noch neue Leute reinlassen. Gerade an den starken Tagen sind die Jecken aber froh, ihren Platz sicher zu haben.“ Das Von-Kneipe-zu-Kneipe-ziehen, wofür gerade die Südstadt bekannt ist, ist für Riekenbrauk aber noch nicht völlig überholt. „Die schönsten Tage sind für mich Sonntag und Dienstag, wenn nicht so viel los ist und man weiterziehen kann. Das ist ein großer Teil des Karnevals und soll es auch bleiben.“