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Weiberfastnacht im VringsveedelDie Südstädter feiern wieder unter sich

Lesezeit 3 Minuten

Mit Trommel, Trompete und Akkordeon vor der Kneipe statt drinnen

Köln-Südstadt – Südstadt Im Vringsveedel war diesmal alles anders als in den Vorjahren: der Severinskirchplatz ohne große Bühne, das Reiterkorps Jan von Werth ohne Pferde und an den Bürgersteigen rot-weißes Flatterband statt Straßensperren und Security-Kontrollen.

Mit dem Umzug der Großveranstaltung von Radio Köln an den Tanzbrunnen scheinen auch viele Fastelovends-Touristen der Südstadt den Rücken gekehrt zu haben. Ohne das gewohnte Gedränge feierten dort vorwiegend die Leute aus dem Veedel. „Genau so hatten wir uns das auch vorgestellt“, sagte Patrick Köhler von der IG Severinsviertel, die nun für den jecken Trubel auf dem Platz vor der Severinskirche zuständig ist.

Poller Böschräuber beim Veedelstreff auf dem Platz an der Eiche

„Es läuft sehr gut, und und Hunderte Jecke, die hier feiern, haben auch an unbekannteren Gruppen Spaß.“ Auf einer kleinen Bühne wechselten sich diesmal nur vier Nachwuchsbands ab, und als Überraschung kamen am frühen Abend noch Cat Ballou. Köhler: „Das durften wir aber vorher nicht verraten, sonst wäre es vielleicht noch mal voll geworden und wir hätten Probleme mit dem Ordnungsamt gekriegt.“

Doch so blieb für die Feiernden reichlich Platz − und das auch noch, als der Jan-von-Werth-Zug nach vielen Jahren mit Umwegen nun wieder komplett über die Severinstraße zog.

Zu Fuß durch die Südstadt

Allerdings ohne Pferde. Auf die hatte das Reiterkorps wegen der Sturm- und Unwetterwarnungen verzichtet, dazu hatte man sich, so KG-Sprecher Jochen Pöttgen, am Vormittag entschlossen, „in enger Absprache mit den Behörden und um die Sicherheit der Zuschauer und der Reiter nicht zu gefährden“.

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Und daher hatte sich Jan-Darsteller Jörg Halm beim historischen Spiel des Reiterkorps vor der Severinstorburg erstmals zu Fuß auf den Weg ins Städtchen gemacht. „Mein Gaul ist vorhin durchgangen, daher muss ich zu Fuß laufen“, erklärte er dem Publikum. Hatten die ganzen Umstellungen – Obst- und Gemüsekörbe waren mit dicken Plastersteinen beschwert, die Fahnen an der Torburg hatte man vorsorglich abgehangen – auch Griet-Darststellerin Astrid Halm ein wenig verwirrt?

Jan und Griet unterwegs zum Alter Markt

Schließlich antwortete sie auf Jans Traditionssatz „Griet, wer et hätt jedonn“ ebenfalls mit „Wer et hätt jedonn“, ehe sie sich lachend zu „Wer et hät jewoss“ korrigierte. Ihr Mann nahm das locker: „Jedonn oder jewoss is doch ejal. Mer fahre jetzt zesamme noh Kölle.“ Und dann startete der Umzug mit 22 Gruppen aus befreundeten Karnevalsgesellschaften und Stammtischen, mit Landsknechten, Rittern, Hunnen und Heinzelmännchen hin zum Alter Markt. Deutlich überschaubarer als zuvor war es auch am Platz an der Eiche, auf dem sich traditionell allerlei Veedelsvereine und kleine Musikkapellen treffen.

Der Zoch ging nach Jahren der Umwege wieder über die Severinsstraße

„Jeder, der will, darf hier auf eine improvisierte Bühne und ein bisschen Musik machen“, weiß Peter Berg, der Oberhäuptling der Poller Böschräuber, die an Wieverfastelovend Stammgäste in der Südstadt sind. „In diesem Jahr ist es noch schöner als sonst. Es ist nicht so voll . Man kann sich überall gut bewegen und mit den Freunden und Kollegen wie von den Ahl Säu plaudern. Das ist hier echter kölscher Straßenkarneval.“

Feiern auf dem Kirchplatz – ohne Top-Bands

Ebenfalls als einen Bestandteil dieses Straßenkarnevals sehen sich Trompeter Roland Schmidt, Akkordeonspieler Heinz Hochstaetter sowie Doris und Martin Kreß mit Trömmelchen und decker Trumm. Das musikalische Quartett ist schon seit vielen Jahren gemeinsam auf der Severinstraße unterwegs. Diesmal animierten sie vor der Kneipe „Em Scheffge“ mit Klassikern wie „Wenn et Arnöldche fleut“, „Heidewitzka“ und „Wenn et Trömmelche jeiht“ die Passanten dazu, stehen zu bleiben, mit ihnen zu singen und zu schunkeln. „Früher sind wir mit unserer Musik noch durch die Kneipen gezogen“, erinnert sich Schmitz. „Heute lässt man uns nicht mehr rein, weil wir den DJ stören würden. Zu deren Helene-Fischer-Schlagern passen unsere kölschen Lieder ja auch nicht.“ Daher spiele man nur vor der Kneipentüre auf der Straße. „Wir können froh sein, dass man uns noch zum Pinkeln reinlässt.“