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Köbes UndergroundKölsche Band liefert sich Kostümschlacht seit 30 Jahren

Lesezeit 4 Minuten

Von der Ur-Version von Köbes Underground aus dem Jahr 1988 sind heute noch neun Musiker regelmäßig mit dabei.

Köln – International bekannte Pop-Sternchen wie Britney Spears oder Mariah Carey wechseln während eines 90-Minuten Konzerts sechs bis acht Mal die Kleider. Darüber kann Ecki Pieper, der Frontmann von Köbes Underground, nur lachen.

Er schlüpft bei einem Drei-Stunden-Konzert fast 20 Mal in Windeseile in ein anders Kostüm. „Auch, wenn es manchmal nur heißt »Scheiße verkleidet«, ist das schon eine echte Herausforderung“, sagt er und lacht. Im Gegensatz zu Britney und Co singt er dazu auch zu 100 Prozent live. Und das inzwischen seit mehr als drei Jahrzehnten – wie auch beim Open-Air-Konzert am 8. September am Tanzbrunnen, mit dem die aktuelle Jubiläums-Tournee mit erfrischend schräger Musik-Comedy ausklingt.

Beeindruckende Momente in der Philharmonie

Denn Köbes Underground ist seit genau 30 Jahren sowohl als Hauskapelle der Stunksitzung als auch mit eigenen Konzerten in den Sommermonaten unterwegs. In der Stunksitzung hatten die Musikanten, die zuvor zumeist Sozialarbeit oder Sozialpädagogik studiert hatten, schon seit 1984 für den zugehörigen Klang gesorgt.

Hauskapelle der Stunksitzung

Damals allerdings noch unter unterschiedlichen Bezeichnungen. 1984 musizierten sie als Dead Lambsdorffs in Anlehnung an die Punkband Dead Kennedys, im nächsten Jahr „Elmar geht nach Lüdenscheid“ wegen Frankie goes to Hollywood, dann „Schwester Christa und die Brinkmänner“ zum Hype um die Schwarzwald-Klinik oder auch „Joschka und die Fischer-Chöre“.

Doch als die elf Musiker aus den Anfangsjahren, von denen bis heute noch neun regelmäßig mit auf den Bühnen stehen, auch außerhalb des Karnevals auftreten wollten, war es, so Tastenspieler Winni Rau, „irgendwie blöd und ungünstig, jedes Jahr unter einem anderen Namen auf Tour zu gehen“.

Nach einem Pantomimen-Abend bei Milan Sladek landeten Rau und Pieper im Brauhaus Päffgen und spielten verschiedene Variationen durch. Das endete beim kölschen Köbes und Brauer-Tochter Nico Päffgen, die einst Sängerin bei der US-Band Velvet Underground war.

„Das ist irgendwie unser Erfolgsgeheimnis“

Nun also 30 Jahre Köbes Underground. Was hat sich verändert? „Beim Tanz in den Mai in der Südstadt-Kneipe Spielplatz Anfang der 90er Jahre waren wir nur mit unseren Instrumenten-Koffern unterwegs“, erinnert sich Rau. „Heute reisen wir mit einem großen LKW und Dutzenden Kleiderständern und Kostüm-Kisten.“ Denn nur mal ein bisschen singen und Musik machen geht bei Köbes nicht.

Zwar covern sie sich geschickt durch die unterschiedlichen Musikstile und durch die Hitparaden vergangener Jahrzehnte, doch zu jedem Lied gehört eine Idee, ein eigener Text und zumeist auch eine passende Kostümierung. „Das ist irgendwie unser Erfolgsgeheimnis“, sagt Pieper. „Natürlich könnten wir auch eigene Songs komponieren, aber warum? Wir können die Pop-Musik ja nicht neu erfinden. Deshalb greifen wir zu Liedern, die wir mögen. Und manchmal auch zu solchen, die wir hassen.“

Winni Rau (v.l), Ecki Pieper und Carlos Neisel als Dreigestirn

So habe er den alten „Marina“-Schlager gar nicht gemocht, aber mit „Jaqueline“ und der Abrechnung über fürchterliche Vornamen, mache auch das Lied wieder Spaß. Ebenso wie „Felicitas“, das wie die Verteidigungsrede des Kapitäns („Ich war nicht da“) nach dem Schiffunglück der Costa Concordia 2012 klingt, oder auch die Pop-Schnulze „Love is in the Air“, zu der die Band den „Geschlechtsverkehr“ besingt, zumeist gekleidet im Outfit leicht verklemmter Pädagogen.

„Das Lied ist bei einem Gastspiel in der Gesamtschule Holweide entstanden. Da hat vor uns die Lehrerband gespielt und das hat uns inspiriert“, sagt Pieper. Als Köbes dieses Lied dann später unterstützt vom WDR-Rundfunkorchester mit dem berühmten Wiener Dirigenten Helmuth Froschauer in der Philharmonie anstimmten und 2000 Besucher sogleich mitsangen, sei das, so Rau, „schon ein sehr bewegender und auch einer der skurrilsten Momente in der Bandgeschichte gewesen“.

Jazz mit Alphörnern

Eines von Piepers Lieblingssongs ist „Da fehlt ja ein Komma“ (im Original: „Sensa una Donna“), doch zu weiteren Favoriten will er sich nicht festlegen. „Wir haben doch schon so vieles ausprobiert. Rockmelodien auf Baumarkt-Maschinen oder auf Gartengeräten, Höhner-Hits als Schrei-Chor, Jazz mit Alphörnern, Hardrock mit dem Dudelsack oder Techno-Rhythmen mit einem Tambourkorps und immer wieder ein singendes Dreigestirn. Auch mit Steeldrums und Mundharmonikas hat man schon herumexperimentiert. „Aber bislang dazu noch keine passende Nummer gefunden.“

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Auch noch nicht zu den Fahrradklingeln, die Pieper in den vergangen Monaten auf holländischen Flohmärkten gesammelt hat – passend zu allen Tonlagen. Auch ein Marimbaphon und keltische Harfen stehen noch auf der Warteliste. Dabei höre man tausende Lieder. Pieper: „Es gibt nur wenige Songs der Populärmusik, die ich nicht kenne.“ Vielleicht passe ja etwas zu „Move your Body“ von Ed Sheeran oder zu „Zusammen“ von den Fantastischen Vier. „Die Lieder mag ich und da bin ich noch am Tüfteln. Aber am liebsten stehe ich auf der Bühne. Da haben wir immer Spaß. Ich freue mich auf jeden Auftritt.“

Beim Open-Air-Konzert am Tanzbrunnen (8. September, 19 Uhr) ist als Gast der Schauspieler und Kabarettist Ozan Akhan mit dabei. Eintrittskarten kosten 25,90 Euro (einschließlich Gebühr). Kinder bis 13 Jahre sind frei.