Um knapp 12 Prozent seien Übergriffe auf Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe gestiegen. Als Grund sieht das Unternehmen einen allgemeinen Trend.
„Unsere Gesellschaft hat sich verändert“Angriffe auf KVB-Mitarbeiter nehmen zu
Beleidigungen, Spuckattacken und körperliche Gewalt: Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) beobachten eine steigende Zahl von Angriffen auf ihre Mitarbeiter. So zählte das Verkehrsunternehmen im vergangenen Jahr 170 Übergriffe auf seine Mitarbeiter. 2021 waren es 150 – ein Anstieg um rund zwölf Prozent.
Als Grund für den Anstieg macht Stephan Anemüller, Pressesprecher der KVB, ein allgemein angeheiztes gesellschaftliches Klima aus: „Es gibt einen Trend, der Respekt vor anderen Menschen und vor öffentlichen Gütern schwinden lässt. Dies ist nicht nur in Köln so, sondern in vielen Großstädten und auch Regionen.“ Der Anstieg sei in Köln im Vergleich zu anderen Städten sogar eher moderat, so Anemüller. „Unsere Gesellschaft hat sich verändert und auch die KVB und ihre Mitarbeitenden verspüren das“, hält Anemüller fest. Vieles habe mit Erziehung zu tun, anderes mit persönlichen Situationen und Existenzängsten vieler Menschen.
Bodycams und stichfeste Kleidung für KVB-Mitarbeiter
Ein weiterer Grund für die steigenden Zahlen dürfte auch das Ende der Corona-Pandemie und damit einhergehend die Rückkehr von vielen Fährgästen sein, die ihre Probleme mit in die Bahn nehmen – und sie teilweise an den Mitarbeiten der KVB auslassen.
Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe
- Bereich lange gesperrt Schwerer Unfall in Köln-Mülheim zwischen 17-jähriger Radfahrerin und KVB-Bahn
- „Zustand ist eine Zumutung“ Warum so viele Rolltreppen an Kölner KVB-Haltestellen stillstehen
- So steht's um die Rheinbrücken Hochwasser stoppt Rückbau der alten Leverkusener Brücke – Update zur Mülheimer Brücke
- Streit um KVB-Vorstand DGB Köln kritisiert „mitbestimmungsfeindliche FDP“
- Bewerberevent KVB gibt Einblicke in den Beruf des Stadtbahnfahrers
- KVB-Verkehr eingestellt Jugendlicher randaliert in Bahn und verletzt Fahrer
- Längere Züge Ausbau von KVB-Haltestellen in Mülheim dauert voraussichtlich bis 2029 an
Dass der gesellschaftliche Umgang rauer geworden ist, davon ist Anemüller allerdings überzeugt: „Die KVB ist ein Ort, wo Taten stattfinden“, führt er aus. „Es gibt aber im öffentlichen Raum zahlreiche weitere Orte. Denken Sie an Behinderungen von Rettungssanitätern im Einsatz, denken Sie daran, dass die Ausrüstung von Polizisten zum persönlichen Schutz immer intensiver wird.“
Die Kölner Polizei hat zwar keine Statistik, die explizit Angriffe auf KVB-Mitarbeiter ausweist. Sie bestätigt aber den Eindruck eines raueren Klimas in der Gesellschaft. „Die Distanz- und Respektlosigkeit gegenüber der Polizei ist deutlich gestiegen“, sagt Christoph Gilles, Pressesprecher der Polizei. Die Kriminalitätsstatistik zeigt, dass seit dem Ende der Corona-Pandemie auch abseits der KVB-Gleise die Zahl der Körperverletzungen gestiegen sei. Gut 127.000 Straftaten erfasste die Polizei im vergangenen Jahr in Köln, eine Zunahme von etwa 18 Prozent im Vergleich zum Corona-Jahr 2021. Körperverletzungen haben sogar um 28 Prozent zugenommen.
Um ihre Mitarbeiter besser vor diesen Übergriffen zu schützen, rüste die KVB ihre Mitarbeiter mit stichfester Kleidung und seit Anfang 2022 in einem Pilotprojekt auch mit Bodycams aus. Außerdem werden sie noch intensiver in Themen wie Deeskalation geschult. Aktuell werde gemeinsam mit der Politik auch über ein neues Konzept beraten, so Anemüller.