SUVs sind größer, breiter und schwerer als normale Autos und aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken – doch für wie viele dieser Autos ist Platz in Köln?
Beliebtheit ungebrochenZahl der SUVs in Köln steigt immer weiter –Experte fordert zusätzliche Besteuerung
Im Alltag sind sie kaum zu übersehen: Ihre Dächer ragen weit über die der anderen Autos hinaus, ihre Reifen stehen oft weit über den Linien markierter Parklücken, ebenso wie ihre massive Motorhaube. Vermutlich können Sie es sich schon denken: Die Rede ist von SUVs.
Immer mehr SUVs auf deutschen Straßen
„Sport Utility Vehicles“, kurz SUVs, genießen in Deutschland eine große Beliebtheit. Dennoch: Die Autos sind nicht unumstritten – insbesondere in Städten, sind sie doch deutlich größer und sperriger als andere Fahrzeuge. Im Regelfall verbrauchen die Fahrzeuge deutlich mehr Kraftstoff als ein durchschnittliches Auto, hinzu kommt ein erhöhter Rohstoffverbrauch in der Produktion. Gerade für städtische Gegebenheiten – hohes Verkehrsaufkommen, enge Straßen, kleine Parklücken – sind die Fahrzeuge oft zu groß.
Trotzdem ist die Begeisterung für SUVs in Deutschland ungebrochen. Seit 2012 hat sich die Zahl der neuzugelassenen SUVs hierzulande mehr als versiebenfacht. Laut Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts war im Jahr 2023 beinahe jedes dritte neu zugelassene Auto ein SUV. Und nichts deutet darauf hin, dass sich an diesem Trend in naher Zukunft etwas ändern könnte.
In Köln steigt die Zahl der SUVs seit Jahren ununterbrochen an
Auch in Köln zeigt sich diese Entwicklung: Immer mehr Menschen im Stadtgebiet entscheiden sich bei der Anschaffung eines neuen Autos für einen SUV. Während 2015 noch rund 15.000 SUVs in Köln zugelassen waren, liegt die Zahl aktuell bei rund 55.000, wie Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts zeigen. Zuletzt stieg die Zahl der SUVs in Köln innerhalb eines Jahres um 14 Prozent – eine Entwicklung, die nicht nur Klimaforschern Sorgen bereiten dürfte.
Der ehemalige Designer von Alfa Romeo und heutige Kölner Hochschulprofessor Paolo Tumminelli erklärt: „Heute fahren viel mehr Menschen aus ganz unterschiedlichen Milieus SUVs. Inzwischen gibt es SUVs in allen Fahrzeugklassen. Der klassische Wagen, ob Klein- oder Mittelklasse, existiert nicht mehr.“ Bei Neuzulassungen liegt der Marktanteil von SUVs deutschlandweit schon jetzt bei mehr als 40 Prozent, Tendenz: steigend – und das bei einer ohnehin steigenden Zahl von Autos auf unseren Straßen.
SUVs sorgen besonders im städtischen Raum für Probleme
Seit dem Jahr 2005 ist die Zahl der im Stadtgebiet zugelassenen Autos nahezu ununterbrochen gesteigen (eine Ausnahme bildete lediglich das Jahr 2022 mit einem Rückgang von 0,1 Prozent) und erreichte im Jahr 2023 einen neuen Höhepunkt.
Für große Städte wie Köln bringt die zunehmende Auto-, insbesondere SUV-Dichte besonders viele Probleme mit sich: Umstritten ist neben dem höheren Unfallrisiko vor allem die Größe der Fahrzeuge. In Gebieten mit einer ohnehin begrenzten Zahl an Parkplätzen sorgen SUVs zusätzlich für Platzmangel. Häufig blockieren die übermäßig langen und breiten Fahrzeuge Straßen, Bordsteine, Ein- und Ausfahrten.
Design-Professor Paolo Tumminelli fordert deshalb eine zusätzliche Besteuerung von SUVs: „Jetzt müsste die Politik eingreifen und kritisch Stellung gegenüber verschwenderischen Fahrzeugformen nehmen. Man denke an eine allgemeine Radgröße-Steuer oder an Eintrittsgebühren für alle Stadtzentren.“
Auch in Köln: „Tyre Extinguisher“ lassen Luft aus SUV-Reifen
Eine Gruppe von SUV-Kritikern setzt derweil in Deutschland seit Monaten immer wieder deutliche Zeichen – auch in Köln. Die selbsternannten „Tyre Extinguisher“ lassen an nach ihrem Ermessen zu großen Autos die Luft aus den Reifen und hinterlassen den Haltern einen Zettel mit klaren Botschaften auf der Windschutzscheibe.
Neben den Aktivisten gehen mittlerweile auch einige Städte selbst gegen den Trend der immer größer werdenden Autos vor. In Paris müssen Besuchende mit SUVs oder Geländewagen ab September mit einer Parkgebühr von 18 Euro pro Stunde rechnen. Bei einem Bürgerentscheid stimmte eine Mehrheit der Teilnehmenden für eine Verdreifachung der Parkgebühren für schwere Stadtgeländewagen. Bewohnerinnen und Bewohner der französischen Hauptstadt sollen von der neuen Regelung nicht betroffen sein.
Auch Washington steuert der Popularität der sperrigen Autos bereits seit einigen Monaten entgegen: Wer in der US-Metropole ein Auto mit einem Gewicht von mehr als 2,7 Tonnen anmelden will, zahlt seit Oktober 2023 eine sieben Mal höhere Gebühr.
Ähnliche Vorgehensweisen gibt es auch in Deutschland: Die Stadt Koblenz entschied sich kürzlich dazu, die Parkgebühren nach der in Anspruch genommenen Fläche zu staffeln. So spielt seit Anfang März auch die Breite der Fahrzeuge mit in den Parkpreis.
Solch rigorose Anpassungen wird es in Köln wohl vorerst nicht geben. Höhere Parkgebühren für SUVs beispielsweise hält die Stadt Köln derzeit nicht für umsetzbar. Die Stadt kündigte aber bereits im November 2023 an, dass die Gebühren für Anwohnerparkausweise spätestens zu Beginn des kommenden Jahres auch von der Länge der Fahrzeuge abhängen werden. Weitere Pläne, mit denen konkret gegen große Fahrzeuge vorgegangen werden soll, liegen nach Angaben der Stadt derzeit nicht vor.