Der Astrophysiker und evangelische Laienprediger Heino Falcke spricht bei „frank & frei“ über Schwarze Löcher, den Stern von Bethlehem und die Grenzen der Wissenschaft.
„frank & frei“ mit Astronom Heino Falcke„Ab einem bestimmten Punkt ist Demut die richtige Haltung“
Am Ende des Abends wird es noch ein bisschen weihnachtlich. Hatte der im Matthäus-Evangelium erwähnte Stern von Bethlehem vielleicht doch einen realen Hintergrund, fragt Moderator Joachim Frank. Natürlich hat sich sein Gesprächspartner auch mit diesem Thema befasst. Ein Komet scheide für ihn eher aus, sagt Heino Falcke, das wäre schließlich Stadtgespräch gewesen: „Es wäre für mich aber sehr überraschend, wenn Matthäus hingeht und sich komplett was aus den Fingern saugt.“ Er tippe eher auf eine besondere Stellung von Himmelskörpern, die aber nicht sichtbar war, sondern nur auf Rechentabellen abzulesen: „Ich vermute, dass da ein historischer Kern ist.“
Heino Falcke ist Astronom, Buchautor, Kolumnist und Professor an der Radboud-Universität Nijmegen. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass 2019 erstmals ein Bild von einem Schwarzen Loch entstehen konnte. Aber er ist auch gläubiger Christ und Laienprediger für die evangelische Kirche. Eine Kombination, die sich für ihn keineswegs widerspricht.
Astronom Heino Falcke: Wissenschaft kann nicht alles erklären
Die Besucher der Gesprächsreihe „frank & frei“ in der Karl-Rahner-Akademie nahm der 58-Jährige jetzt mit in seinen Kosmos, der die Vorstellungskraft des Menschen trotz enormer wissenschaftlicher Fortschritte noch immer übersteigt. Was war vor dem Urknall? Woher kommen die Naturgesetze? Was kommt jenseits der Galaxien? Fragen, die bis heute unbeantwortet sind.
Für Heino Falcke, Vermittler eines ebenso faszinierenden wie hochkomplexen Metiers, kommt hier der Glaube an Gott als Urgrund von allem ins Spiel. Denn Wissenschaft könne eben nicht alles erklären und erst recht nicht, „wie ich mit dem unbeschreiblichen und unverfügbaren Geheimnis des Lebens umgehen kann“.
Astronomie und Weltbilder seien schon immer Hand in Hand gegangen. Johannes Kepler, Galileo Galilei, Nikolaus Kopernikus – alles auch gläubige Menschen. „Früher war es ganz normal, dass ein Physiker auch philosophisch unterwegs war“, sagt Heino Falcke im Gespräch mit Joachim Frank, Chefkorrespondent des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Mit der heutigen Trennung von Glaube und Wissenschaft habe er jedenfalls ein Problem. Technik zeige eben auch die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit auf: „Ab einem bestimmten Punkt ist Demut die richtige Haltung“, sagt Heino Falcke. Allerdings: Ein Glaube, der die Wissenschaft ignoriere, sei weltfremd und werde scheitern.
Falcke war an Aufnahme von einem Schwarzen Loch beteiligt
Für Laien ist es nur schwer nachvollziehbar, wie es vor fünf Jahren gelingen konnte, ein Foto von der Umgebung eines Schwarzen Lochs anzufertigen. Acht Radioteleskope auf der ganzen Welt wurden zu einem Netzwerk verbunden, das die Galaxie Messier 87 in rund 55 Milliarden Lichtjahren Entfernung ins Visier nahm. Die Aufnahme, die Heino Falcke mitgebracht hat, zeigt eine ringförmige Struktur mit einem dunklen Zentrum. Die schiere Masse der Schwarzen Löcher krümmt den Raum, weder Licht noch Materie können ihnen entkommen. Falcke spricht von einem physikalischen Jenseits, aus dem keine Information mehr herausdringe: „Auch das ist eine Erkenntnisgrenze.“
Wie er es denn schaffe, bei seiner Arbeit angesichts der unfassbaren Dimensionen nicht verrückt zu werden, möchte ein Zuhörer wissen. Sein Weltbild helfe ihm dabei, sagt Heino Falcke: „Ich bin ein geliebtes Kind Gottes.“ Insofern fühle er sich in der Weite durchaus aufgehoben.