Mehr Raum für FahrräderKölner Bauherren sollen weniger Parkplätze für Wohnungen bauen
- Die Kölner Stadtverwaltung hat eine neue Stellplatzsatzung entwickelt, die der Stadtrat allerdings noch beschließen muss.
- Demnach müssen Bauherren künftig nicht mehr für jede neue Wohnung auch einen neuen Kfz-Stellplatz bauen.
- Vielmehr sollen mehr Stellplätze für Fahrräder geschaffen und Investoren entlastet werden.
Köln – Als Olaf Scholz Erster Bürgermeister in Hamburg war, gelang es ihm, den Wohnungsbau anzukurbeln. Um das Ziel zu erreichen, schaffte der Stadtstaat 2013 die Verpflichtung für Bauherren ab, bei Wohnungsneubauten gleichzeitig zusätzliche Stellplätze für Autos schaffen zu müssen.
Die zum 1. Januar 2019 neu gefasste Landesbauordnung in Nordrhein-Westfalen würde das ebenfalls ermöglichen. Seitdem liegt es in der Zuständigkeit der Kommunen, die Regelung für Stellplätze zu gestalten. Die Stadtverwaltung hat inzwischen eine neue Stellplatzsatzung entwickelt, die der Stadtrat allerdings noch beschließen muss.
Kölner Verkehrsdezernat geht nicht so weit wie in Hamburg
So weit wie in Hamburg ist das Verkehrsdezernat unter Leitung von Andrea Blome jedoch nicht gegangen. Bauherren sollen demnach auch weiterhin Auto-Parkplätze bauen müssen. Bedeutete bislang jede Wohnung einen neuen Kfz-Stellplatz, soll es in Zukunft bei Wohnungen bis zu einer Größe von 50 Quadratmetern nur noch einer je zwei Wohnungen sein. Bei größeren Wohnungen bleibt die Eins-zu-eins-Regelung jedoch bestehen. Bei geförderten Wohnungen kommt neu hinzu, dass der Wert mit dem Faktor 0,8 verrechnet wird, um die Zahl zu reduzieren.
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Die neue Stellplatzsatzung soll außerdem dafür sorgen, dass die Bauherren mehr Stellplätze für Fahrräder schaffen müssen. Bislang gilt, dass bei einer Größe von bis zu 35 Quadratmetern pro 100 Wohnungen 87 Stellplätze zu bauen sind – in Zukunft sind es 100. Eine Verschlechterung gibt es hingegen bei Wohnungen mit bis zu 50 Quadratmetern Fläche. Bislang waren 125 Radabstellplätze Vorschrift, jetzt sind es nur noch 100. Steigerungen gibt es bei Wohnungen mit bis zu 100 Quadratmetern – hier sind 333 statt 150 Radabstellplätze Pflicht. Bei noch größeren Wohnungen sind es 500 statt 375.
Die Stadt will darüber hinaus den einzelnen Stadtteilen eine zusätzliche Reduzierungsquote zuweisen, die von zehn bis 50 Prozent reicht – sie soll unter anderem davon abhängen, wie gut die Gebiete an das Bahn- und Busnetz angeschlossen sind. Bauherren, die Carsharing- oder Ladestationen für Elektroautos einplanen, werden ebenfalls zusätzlich belohnt.
Immobilienunternehmen kritisieren Stellplatzabgabe
Immobilienunternehmen kritisieren die Stellplatzabgabe bereits seit vielen Jahren als nicht mehr zeitgemäß. Die Stellplatzpflicht könne den Bau von Wohnungen erheblich verteuern, argumentiert etwa die Interessengemeinschaft Zentraler Immobilien-Ausschuss (ZIA). „Die aktuelle Situation erfordert ein Planungs- und Beschleunigungsgesetz für den Baubereich – die Flexibilisierung bei den Stellplatzvorgaben gehört zweifelsohne dazu“, sagte ZIA-Sprecher Niclas Karoff.
Bauherren können sich zwar von der Verpflichtung freikaufen, doch auch das verteuert Bauprojekte. So werden im Stadtzentrum 15.320 Euro pro Platz fällig, in weniger dicht bebauten Gebieten 7420 Euro.