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Neuer Radweg an Kölner Ubierring„Wenn der Bus kommt, ist man nicht mehr sicher“

Lesezeit 4 Minuten
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Der neue Schutzstreifen für Radfahrer am Ubierring wird für die Bus-Haltestelle unterbrochen.

  1. Im Rahmen des Projekts „Ring frei“ soll auf den Kölner Ringen fast durchgängig eine Autospur in eine Fahrradspur umgewandelt werden.
  2. So wurden nun 100.000 Euro in die Anpassung weiterer Abschnitte am Habsburgerring und am Ubierring investiert.
  3. Doch die Maßnahmen am Ubierring stoßen auf Kritik – vor allem wegen der KVB-Busse seien Radfahrer einer Gefahr ausgesetzt.

Köln – Gut gemeint heißt nicht unbedingt auch gut gemacht. Das zeigt sich laut dem Aktionsbündnis „Ring frei“ am Ubierring. Die Initiative, die 2015 von engagierten Kölnern gegründet wurde, setzt sich seit fünf Jahren dafür ein, dass auf den Ringen fast durchgängig eine Autospur in eine Fahrradspur umgewandelt wird. Für die Umsetzung ist die Stadt zuständig.

Als Teil des Projekts gibt es auf dem Ubierring in Richtung Chlodwigplatz – zwischen Agrippinaufer und Alteburger Straße – neuerdings einen solchen Radfahrstreifen. Das ist zunächst ein Fortschritt, da Radfahrer zuvor auf der Autospur fahren mussten. Doch es gibt ein Problem, das großes Konfliktpotenzial zwischen Auto- und Fahrradfahrern beinhaltet – und noch mehr zwischen Radfahrern und den Bussen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB).

Radweg am Kölner Ubierring durch Bushaltestelle unterbrochen

Zwar wurden für den neuen Radfahrstreifen Parkplätze am rechten Fahrbahnrand entfernt, doch auf alle wollte die Stadt nicht verzichten. So führt der Radweg nun teilweise zwischen Autospur und Parkplätzen entlang. Möchte ein Autofahrer seinen Wagen dort abstellen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als über den Radweg zu fahren. Viel gravierender ist laut Reinhold Goss, Sprecher von „Ring frei“, jedoch, dass der Fahrradstreifen auf Höhe des früheren Rautenstrauch-Joest-Museums in einen schmaleren Schutzstreifen übergeht.

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Wegen der Bushaltestelle könnte es zu Konflikten zwischen Radfahrern und Bussen kommen.

Hinter einer Ampel wird dieser sogar für ein kurzes Stück unterbrochen, da sich dort die Bushaltestelle der KVB befindet. „Der Bus zieht rechts rüber, und man könnte sich als Radfahrer zum Beispiel auf Höhe des Drehgelenks oder im berühmten toten Winkel befinden, sodass es zu einer Kollision kommen kann“, sagt Goss.

Altes Rautenstrauch-Joest-Museum wird zur Schule

Große Sorge mache ihm dabei vor allem die Tatsache, dass das ehemalige Museum nach den Herbstferien als Interimslösung für die Oberstufe der Integrierten Gesamtschule Innenstadt dienen soll (hier lesen Sie mehr). Der Kritik an der neuen Radführung stimmt auch Christian Hölzel vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zu: „Wenn der KVB-Bus kommt, ist man dort als Radfahrer nicht mehr sicher.“ Daher hoffe er, dass Busfahrer anfangen würden zu verstehen, dass sie in diesem Bereich Radfahrer nicht überholen dürfen.

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Um die gefährliche Situation zu entschärfen, müssten dort „eigentlich noch fünf Parkplätze weggenommen werden“, so Goss. Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrsentwicklung, hält hingegen an der aktuellen Verkehrsführung fest, wolle die Situation aber weiter beobachten und sich des Themas wenn nötig noch einmal annehmen. „Ich persönlich fühle mich dort sicher beim Radfahren, aber vielleicht bin ich auch einfach etwas robuster gesonnen“, so Harzendorf.

Neue Radfahrspuren am Habsburgerring

Positiver blicken der ADFC und das Aktionsbündnis auf die neuen Radfahrspuren am Habsburgerring, die sich nun in beiden Richtungen zwischen Richard-Wagner-Straße und Pilgrimstraße sowie Lindenstraße und Schaafenstraße befinden. „Für Kölner Verhältnisse können wir hier Kopenhagener Verhältnisse sehen“, so Goss. Wobei die angemessene Abwicklung des Autoverkehrs eine knifflige Aufgabe gewesen sei, so Jürgen Möllers, Fahrradbeauftragter der Stadt. Eine Herausforderung sei etwa die Anpassung der Ampelschaltung an die neue Verkehrssituation gewesen.

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Am Habsburgerring in Köln

Der Radverkehr in Richtung Rudolfplatz wird ab sofort von der Pilotstrecke, die es seit knapp zwei Jahren zwischen Zülpicher Platz und Schaafenstraße/Lindenstraße gibt, aus kommend auf der Fahrbahn geführt. Dafür wurden vier Kurzzeitparkplätze am Fahrbahnrand entfernt, um den Autofahrern mit Hilfe eines neuen Rechtsabbiegefahrstreifens das Abbiegen weiterhin zu ermöglichen.

Radfahrwege in Köln: Kosten in Höhe von rund 100.000 Euro

Der Radverkehr in die entgegengesetzte Richtung wird hingegen von der Großbaustelle am Rudolfplatz, auf der aktuell zwei Bürohäuser gebaut werden (hier lesen Sie mehr), aus direkt auf den neuen Radfahrstreifen geleitet und ab der Lindenstraße über einen Schutzstreifen zur Pilotstrecke geführt. Die Kosten für die Arbeiten am Ubierring und Habsburgerring liegen bei rund 100.000 Euro.

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Der Radweg auf dem Bürgersteig wird zurückgebaut.

Zusätzlich zu den neuen Radfahrspuren sollen in den kommenden Wochen die Radwege, die bisher auf den Bürgersteigen verlaufen, im Bereich der Pilotstrecke zurückgebaut werden. Ziel ist es dabei, den Fußgängern mehr Platz zu geben. Die Arbeiten zwischen Lindenstraße und Beethovenstraße, mit denen bereits begonnen wurde, sollen bis voraussichtlich Anfang September abgeschlossen werden.