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Adventskalender„Der Raum hier hat Kraft“ – Besuch in der Krypta des Kölner Doms

Lesezeit 3 Minuten
Steinmetz Markus Heindl, stellvertretender Hüttenmeister der Kölner Dombauhütte, steht in der Krypta des Doms.

Steinmetz Markus Heindl, stellvertretender Hüttenmeister der Kölner Dombauhütte, steht in der Krypta des Doms.

Die Krypta im Kölner Dom beherbergt eine von Markus Heindl erstellte Gedenktafel, die an alle Heiligen erinnert, die den Dom besucht haben.

In vielen alten Kirchen gehört die Krypta zu den ursprünglichsten Gebäudeteilen. Im Kölner Dom ist sie eine moderne Zutat. Willy Weyres, Dombaumeister von 1944 bis 1972, verpasste sie der Kathedrale 1960 im Zuge der archäologischen Grabungen unter dem Dom.

Der stille, meditative Ort mit der benachbarten Gruft für Kölner Erzbischöfe der Neuzeit ist Markus Heindl in seinen bald 35 Jahren am Dom besonders lieb geworden. „Der Raum hier hat Kraft. Droben im Dom hätte ich auch ein paar Lieblingsstellen nennen können, aber ich glaube, es ist ganz passend, mal in die Tiefe zu gehen.“

Gedenktafel erinnert an Heilige und Selige

Umso mehr, als der stellvertretende Hüttenmeister selbst an der Ausstattung der Krypta mitgewirkt hat. Von Heindl stammt die große Gedenktafel, mit der an alle Heiligen und Seligen erinnert wird, die je den Kölner Dom besucht und hier gebetet haben.

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Heindl stammt aus einer Steinmetz-Familie. Sein Vater hatte einen eigenen Betrieb. Sohn Markus absolvierte einen Teil seiner Ausbildung als „Austauschlehrling“ in der Dombauhütte. „Danach wusste ich, was ich in meinem Leben machen wollte: nämlich hier sein, hier arbeiten.“

Markus Heindl neben einer von ihm angefertigten Gedenktafel in der Krypta des Kölner Doms

Markus Heindl neben einer von ihm angefertigten Gedenktafel in der Krypta des Kölner Doms

Es ist katholische Hochprominenz aus den vergangenen Jahrhunderten, deren Namen Heindl eigenhändig in Stein gemeißelt hat: vom Bistumsgründer Maternus über Hildegard von Bingen, die scholastischen Startheologen Thomas von Aquin und Albertus Magnus bis zum „Gesellenvater“ Adolf Kolping und Märtyrern des 20. Jahrhunderts wie Edith Stein oder Nikolaus Groß.

Jeder Name wurde mit Hammer und Meißel in den Stein gehauen

Die Gestaltung der 2 mal 1,30 Meter großen, 600 Kilogramm schweren Platte aus beigem, poliertem Kalkstein hat Heindl sich sehr genau überlegt. Als Format wählte er das perfekte Rechteck: „Die Höhe im goldenen Schnitt geteilt und im rechten Winkel umgeschlagen, ergibt die ideale Breite. Das Seitenverhältnis wirkt kräftig und ruhig zugleich.“ Die Schriftart ist eine „klassische Antiqua“, erklärt Heindl, „unerreicht schön“. Jeden Namen hat er Buchstabe für Buchstabe mit Hammer und Meißel in den Stein gehauen.

In den Schriftteppich sind, übereinander angeordnet, drei zentrale Symbole eingefügt: unten das Ankerkreuz aus den römischen Katakomben. In der Mitte der Domgrundriss mit den Kronen der heiligen drei Könige inmitten eines eingetieften Quadrats, Sinnbild des Irdischen. Und ganz oben das Christusmonogramm mit den griechischen Buchstaben Chi und Rho, eingepasst in einen Kreis, das Zeichen des Göttlichen und der Vollkommenheit. Mehrere Monate war Heindl insgesamt mit der Gedenkplatte beschäftigt – und zwar zu großen Teilen an dem Ort, wo sie sich heute befindet. „Für die Schriftzeilen habe ich auch abends hier unten in der Krypta gestanden und gearbeitet, bei klassischer Musik. Wunderschön!“

Heindl komplettierte die Heiligenliste

Bis 1975 sind die ursprünglich 36 Namen chronologisch geordnet. Danach kamen aber noch laufend neue Heilige hinzu wie der 2005 gestorbene und schon kurz danach – 2011 beziehungsweise 2014 – selig- und heiliggesprochene Papst Johannes Paul II. Oder man fand heraus, dass historische Persönlichkeiten zu ihren Lebzeiten entgegen dem bisherigen Wissensstand doch im Dom gewesen waren. Deshalb hat Heindl noch einmal angesetzt und die Heiligenliste komplettiert. Jetzt ist die Platte voll. Eine zweite sei aber bereits in Vorbereitung.

Die Erinnerung an den polnischen Papst, der auf seinen Deutschlandreisen 1980 und 1987 nach Köln kam, hat Heindl nach eigenen Worten besonders gerührt. „Ich habe Johannes Paul II. sehr verehrt. Viele von denen, die auf dieser Gedenktafel stehen, hat er persönlich heiliggesprochen. Während ich noch an der Platte arbeitete, ist er selbst gestorben. Damals ahnte ich noch nicht, dass ich seinen Namen bald dazusetzen würde.“

An der linken Schmalseite, unscheinbar unten in der Ecke, hat Markus Heindl auch den eigenen Namen hinterlassen – als Signatur mit seinem Steinmetz-Zeichen und dem Entstehungsjahr 2005. So viel Werkstolz darf schon sein.