Der Blücherpark ist eigentlich ein idyllischer Ort, wäre da nicht der Autobahnlärm.
Serie Köln früher und heuteWie sich der Blücherpark in 111 Jahren verändert hat
Jahr für Jahr hat sich Reinhold Kruse durch die Geschichte des Blücherparks gearbeitet. Mühsam hat er alte Zeitungen durchforstet, um herauszufinden, ob Fritz Enckes große Idee denn Wirklichkeit geworden ist. Das vorrangige Ziel des städtischen Gartendirektors war es, zwischen den wachsenden Stadtteilen Nippes und Ehrenfeld einen schmucken Ort der Erholung zu schaffen.
Das Ergebnis nach dreijähriger Vorarbeit war eine streng symmetrisch angelegte Parkanlage mit zentralem Weiher, Alleen und großen Liegewiesen in einer stilistischen Mischung aus Jugendstil und Neobarock. Auf einer Brachfläche entstand ein 700 mal 200 Meter großes Rechteck mit Weitblick bietenden Plattformen, Brunnenanlage und imposanten Löwen-Skulpturen – ein barocker Schlossgarten in vereinfachter Ausprägung, allerdings in seinem Anspruch äußerst volksnah.
Denn Encke schuf bewusst einen Erholungsraum, in dem sich die Besucher frei entfalten sollten. „Er wollte, dass sich die Menschen den Park zunutze machen durch Sport, Spiel, Freizeit“, sagt Reinhold Kruse. Beete und Wiesen nur zum Angucken und Schönfinden – das war Schnee von gestern.
Blücherpark sorgt für frische Luft
Ihren 111. Geburtstag erlebt die nach dem preußischen Generalfeldmarschall von Blücher benannte Anlage in diesem Jahr. Ein echt kölsches Jubiläum also. Viel verändert hat sich seit den ersten Tagen nicht. Selbst die Kahnstation steht noch an alter Stelle, wenngleich nicht in originaler Bausubstanz. Entwickelt hat sich jedoch das Umfeld: Heute ist der Blücherpark Teil eines Grünzugs, der in nordwestlicher Richtung den inneren mit dem äußeren Grüngürtel verbindet. Schon in den 1920er Jahren entstand die Idee, mit grünen Radialen für eine bessere Durchlüftung der Stadt zu sorgen. Insofern führt auch der Blücherpark der Innenstadt frische Luft zu.
Ob die Einweihung am 1. Juli 1913 mit einem großen Fest gefeiert wurde, ist nicht bekannt. Lokal-Chronist Reinhold Kruse hat aber viele Berichte aus der Zeit danach gefunden und die Kölner aufgerufen, ihm ihre persönlichen Erfahrungen mit dem „Blömeling“ zuzusenden, wie der Park im Volksmund auch genannt wird. Seine Recherchen hat Kruse in einem Buch mit „Photos, Fakten und Verzällcher“ zum Blücherpark veröffentlicht und auch die Frage geklärt, ob Fritz Enckes Konzept vom „sozialen Grün“ denn Anklang fand. Die Antwort ist ein klares Ja. „Von Anfang an wurde es tatsächlich wunderbar angenommen“, so Kruses Bilanz: „Der Blücherpark ist zu dem geworden, was Encke schaffen wollte.“
Autobahnlärm im Blücherpark
Bis heute ist der in Bilderstöckchen beheimatete Blücherpark ein kostbarer Ort für Aktivitäten unter freiem Himmel. Wahlweise Liebesaktivitäten natürlich. Die Eltern von Musiker Rolly Brings zum Beispiel lernten sich 1931 bei einem Parkfest kennen. Von ihm stammt auch ein Liedtext über den Blücherpark, der die Schattenseiten nicht unerwähnt lässt: „En dä Bröh vun dem Kahnes, do bade die Nixe un halde mem Mond ehre Klaaf“, heißt es dort – „In der Kahnweiher-Brühe baden die Nixen und reden mit dem Mond“.
Ein Wels fühlte sich in der Brühe aber offenbar ganz wohl. Bevor die Polizei 2016 den Weiher leerpumpen ließ, um im Schlamm nach Beweismitteln in einem Mordfall zu fahnden, entdeckten Experten beim Abfischen des Gewässers ein Prachtexemplar von 1,70 Metern Länge und 40 Kilo Gewicht. Der Fisch, der sich in etwa 15 Jahren fett gefressen hatte, fand anschließend eine Heimat in anderen Gefilden.
Zu den Schattenseiten des Blücherparks gehört auch die Geräuschkulisse. Ob man nun spazieren geht, mit dem Bötchen über das Wasser schippert oder sich im Biergarten neben der Kahnstation auf ein Kölsch trifft – das Rauschen der angrenzenden Autobahn 57 ist allgegenwärtig. „Der permanente Lärm widerspricht der Erholungsfunktion des Parks“, sagt Reinhold Kruse.
Deshalb sei eine Lärmschutzwand auch auf der Parkseite dringend geboten: „Das sind wir dem genialen Gartenbaukünstler Fritz Encke schuldig.“ Genauso sieht es der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings: „Gesetzlich sollten nicht nur Siedlungen mit Lärmschutzwänden geschützt werden, sondern auch Grünanlagen.“ Doch seit Jahrzehnten tut sich nichts.
Die Menschen auf der historischen Ansicht hatten es da beschaulicher – die Autobahn gab es damals noch nicht, nur eine Landstraße mit wenig Verkehr. Wer sich auf die Aussichtsplattform im Nordwesten stellte, konnte allerdings die startenden und landenden Flugzeuge des längst untergegangenen Flugplatzes Butzweilerhof beobachten: Damals eine der großen Attraktionen des Blücherparks.
Die Geschichtswerkstatt Bilderstöckchen wird am 29. und 30. Juni sowie am 1. Juli an der Kahnstation des Blücherparks einen Pavillon aufstellen und auf Stellwänden die Geschichte des Parks dokumentieren. Vorgestellt wird zudem Reinhold Kruses Buch „Der Blücherpark in Köln-Bilderstöckchen – Eine Chronik mit Photos, Fakten und Verzällcher aus über 111 Jahren.“ Es kann unter ReinholdKruse@t-online.de bestellt werden.