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Rocker-HintergrundCannabis-Plantage betrieben? 69-jährige Kölnerin mit Söhnen auf der Anklagebank

Lesezeit 2 Minuten
Die Kölner Ermittler ordneten diese Cannabisplantage in Rheinland-Pfalz den Angeklagten zu.

Die Kölner Ermittler ordneten diese Cannabisplantage in Rheinland-Pfalz den Angeklagten zu.

Insgesamt sechs Angeklagte müssen sich wegen Drogenhandels vor dem Kölner Landgericht verantworten.

Es war ein ungewöhnliches Familientreffen, das sich am Mittwoch in Saal 112 des Kölner Landgerichts ereignet hat. Auf der Anklagebank saß eine 69-jährige Kölnerin gemeinsam mit mehreren Söhnen und weiteren Beschuldigten. Den Angeklagten wird Drogenhandel im großen Stil vorgeworfen, sie sollen eine Cannabisplantage mit mehreren Tausend Pflanzen betrieben haben.

Köln: Cannabisplantage auf 240 Quadratmetern

Ab Ende 2023 sollen sich laut Staatsanwaltschaft die Familienmitglieder und weitere Beschuldigte zusammengetan, um in einer Lagerhalle im rheinland-pfälzischen Rheinbrohl den Drogenanbau zu betreiben. Treibende Kraft bei der Anmietung sei der 34-jährige Hauptangeklagte gewesen – der Mann sitzt als einziger der insgesamt sechs Beschuldigten in Untersuchungshaft.

Die Angeklagten mit ihren Verteidigern beim Prozessauftakt vor dem Kölner Landgericht

Die Angeklagten mit ihren Verteidigern beim Prozessauftakt vor dem Kölner Landgericht

Arbeitsteilig seien die Beschuldigten vorgegangen. Die einen seien für die Bepflanzung und Bewässerung der Cannabisgewächse zuständig gewesen, andere für den Verkauf oder die Lagerung. Die Halle im Landkreis Neuwied war laut Anklage 240 Quadratmeter groß und in vier Einheiten unterteilt. 87 LED-Lampen, 50 Ventilatoren und fünf Wasserpumpen seien dort installiert gewesen.

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Köln: Rentnerin soll Bunkerwohnung zur Verfügung gestellt haben

Die Halle soll für mehr als 500 Cannabispflanzen ausgelegt gewesen sein. In einem Fall sollen die Angeklagten knapp 100 Kilogramm Marihuana abgeerntet und mit dem Verkauf mindestens 343.000 Euro erlangt haben. Bei einer großangelegten Razzia in mehreren Privatwohnungen in Köln, Hürth, Bornheim und Bergisch Gladbach hatten Ermittler auch die Plantage durchsucht und versiegelt.

Der Wohnsitz der 69-jährigen Angeklagten in Ostheim soll laut Anklageschrift als sogenannte Bunkerwohnung gedient haben. Hier soll sie zum Zeitpunkt der Razzia über sechs Kilogramm Marihuana, zudem über knapp 400 Gramm Amphetaminpaste und Amphetaminöl verfügt haben. Außerdem sollen die Ermittler 100 Schuss Munition bei der Rentnerin sichergestellt haben.

Köln: Erhöhte Sicherheit, wohl wegen Rockerhintergrund

Zu den Tatvorwürfen äußern wollten sich die Angeklagten zum Prozessauftakt nicht, die Verteidiger kündigten aber Einlassungen für den nächsten Verhandlungstag an. Irritiert zeigten sich die Anwälte darüber, dass auch sie – wie Prozesszuschauer und Angeklagte – vor dem Saal noch einmal auf gefährliche Gegenstände hin untersucht wurden. Eine Erklärung lieferte der Richter dafür nicht.

Begründet dürften die erhöhten Sicherheitsstandards darin liegen, dass mehrere Angeklagte einen Rockerhintergrund haben sollen. Ein Beschuldigter räumte auf Nachfrage des Richters ein, Mitglied der Kölner Hells-Angels-Gruppierung „Rhine City“ zu sein. Er habe aber keine aktive Funktion. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt, ein Urteil soll frühestens Ende Februar fallen.