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Nach „Tik Tok“-TreffenFamilienvater will schlichten und wird fast getötet – Kölner droht lange Haftstrafe

Lesezeit 2 Minuten
Der Fall wird vor dem Kölner Landgericht verhandelt.

Der Fall wird vor dem Kölner Landgericht verhandelt.

Der Angriff in der Kölner Innenstadt hatte schwerwiegende Folgen für das 38-jährige Opfer.

Seine Zivilcourage hätte einen Familienvater im vergangenen April fast mit dem Leben bezahlt. Der 38-jährige Sankt Augustiner hatte eine Frau nach einem Diskobesuch in der Kölner Altstadt vor einem aufdringlichen Verehrer – der zog daraufhin ein Messer. Beim Prozess im Landgericht forderte die Staatsanwaltschaft am Dienstag sechseinhalb Jahre Haft wegen gefährlicher Körperverletzung.

Köln: Gruppe feierte in Diskothek „Wiener Steffi“

Über die Internet-Plattform „Tik Tok“ hatte sich eine achtköpfige Gruppe zu einem gemeinsamen Diskoabend in Köln verabredet, nicht alle Teilnehmer kannten sich vorher. Erst wollte man in die „Klapsmühle“ auf den Ringen, wurde dort aber abgewiesen. Also zog man weiter zur „Wiener Steffi“ in der Altstadt, feierte dort laut den Feststellungen ausgelassen und friedlich bis tief in die Nacht.

Der Angeklagte hatte an dem Abend intensiven Kontakt zu einer Frau der Gruppe gesucht, man hatte vorher schon über das Internet kommuniziert. Den ursprünglichen Plan, nach dem Diskobesuch noch zu ihr nach Hause zu gehen, habe die 28-Jährige aber schließlich verworfen. Der Mann sei aggressiv aufgetreten und habe sich äußerst eifersüchtig gezeigt, obwohl man ja gar kein Paar gewesen wäre.

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Köln: Sechsmal auf Familienvater eingestochen

Die Abfuhr wollte der Angeklagte laut Staatsanwältin nicht hinnehmen, woraufhin sich ein weiterer Mann aus der Gruppe eingemischt hätte. Er solle den Willen der Frau respektieren, hatte der 38-Jährige erklärt und damit den Zorn seines Gegenübers auf sich gezogen. Der soll zunächst auf den Geschädigten eingeschlagen, dann ein Einhandmesser gezogen und damit zugestochen haben.

Sechsmal traf die Klinge das Opfer, an der Brust, am Bauch und an den Armen. „An der Schulter wurden Teile des Knochens abgesprengt, da steckte also ordentlich Kraft dahinter“, erklärte die Staatsanwältin. Es grenzt an ein Wunder, so habe es der Rechtsmediziner ausgesagt, dass nicht etwa die Bauchhöhle eröffnet wurde und das Opfer verblutet sei. Er habe großes Glück gehabt.

Köln: Angeklagter akzeptiert 15.000 Euro Schmerzensgeld

„Er hat mein Leben kaputt gemacht“, hatte der Geschädigte im Prozess geäußert. Nach einer Not-Operation in der Uniklinik war der Straßenreiniger fünf Monate arbeitsunfähig. Er könne kein Fußball mehr spielen oder Kraftsport betreiben, sagte seine Anwältin. Und er habe Angst vor Menschenmengen, musste aus Panik zuletzt einen Flohmarkt-Ausflug mit seiner Familie abbrechen.

Verteidiger Gunnar Borchardt beantragte eine Strafe von nicht mehr als viereinhalb Jahren Gefängnis. Der Angeklagte sei durch Alkohol- und Kokainkonsum enthemmt gewesen und habe irrigerweise angenommen, dass sein Kontrahent bewaffnet sei. Der Mandant habe gestanden, sich entschuldigt und ein Schmerzensgeld von 15.000 Euro akzeptiert. Das Urteil soll am Freitag fallen.