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„Da bin ich stolz drauf“Das sagen Kölner zur Ramadan-Beleuchtung auf der Venloer Straße

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Die Ramadan-Beleuchtung an der Venloer Straße mit Ramadan-Schriftzug und Halbmonden

Die Ramadan-Beleuchtung an der Venloer Straße

Seit einer Woche leuchtet erstmals eine Ramadan-Beleuchtung in Köln. Sie ist nicht unumstritten.

Bei Tageslicht fällt die Dekoration an den Straßenlaternen kaum auf. Auf einem kurzen Abschnitt der Venloer Straße zwischen dem ehemaligen 4711-Gebäude bis zur Franz-Geuer-Straße hängen Halbmonde, Ornamente und der Schriftzug „Ramadan“.

Seit dem vergangenen Wochenende wird abends die Beleuchtung eingeschaltet, um auf den muslimischen Fastenmonat aufmerksam zu machen. Es ist eine Premiere für Köln auf dem gentrifizierten Stück der Venloer Straße: Hier gibt es hippe Cafés, Sushi- und Thai-Restaurants, eine Weinhandlung, türkische Läden. Billigshops und Handyanbietern sind hier in der Minderheit.

Die Ramadan-Initiative eines privaten Vereins hat bundesweit Schlagzeilen gemacht, am eigentlichen Schauplatz sieht man es eher gelassen. Das junge Elternpaar mit Kinderwagen hat die Beleuchtung noch gar nicht bemerkt: „Wir sind abends nicht mehr so oft raus, da schläft der Kleine schon“, sagt der Vater lächelnd. Die Ramadan-Lichter seien „völlig okay“, finden die beiden. „Wenn man immer Vielfalt predigt, dann muss sowas auch sein.“

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Vor der trendigen „Mehlwerkstatt“ sitzen zwei junge Frauen auf einer Bank. „Die Lichter finde ich eigentlich sehr schön, passt doch auch zur Moschee“, sagt die eine, die andere nickt zustimmend.

Initiative wurde von fünf Kölner Schwestern gegründet

Eine 64-jährige Bickendorferin zögert zunächst mit der Antwort, ob sie die Lichter gut findet, sagt dann nach einiger Überlegung: „Das ist in Ordnung. Wir haben unsere Traditionen, die ihre.“ Vor allem findet sie die Einstellung der fünf Kölner Schwestern, die für die Beleuchtung gesorgt haben, beruhigend: „Die Aktion ist nicht politisch, habe ich gelesen, das ist gut.“ Eine 75-jährige Ehrenfelderin („Ich wohne hier seit 54 Jahren“) meint eher zurückhaltend: „Das bleibt ja nur vier Wochen. Und hier leben ja auch so viele Muslime, die Freiheit muss man akzeptieren.“

In einem Geschäft mit türkischen Haushaltswaren schauen sich Mutter und Tochter um. Sie haben einen türkischen Familienhintergrund, aber die Mutter sagt stolz mit einem Lachen: „Wir sind Ehrenfelderinnen, beide hier geboren. Ich habe mich richtig über die Beleuchtung gefreut, das macht ein bisschen stolz.“ Der 27-jährige Ladeninhaber mit türkischem Namen ist ebenfalls in Köln geboren. „Ich habe hier studiert, ich arbeite hier und zahle Steuern. Ich finde gut, dass unsere Kultur nun auch eine Anerkennung bekommt.“ Außerdem kämen sehr viele Besucher wegen der Moschee in die Venloer Straße. Die Beleuchtung sei da eine Aufwertung.

Verschiedene Ornamente wurden an Straßenlaternen angebracht.

Verschiedene Ornamente wurden an Straßenlaternen angebracht.

Die fünf Schwestern Hacer, Rukiye, Fatma, Zeynep und Saliha Bektas, die den Verein „The Ramadan Project“ gegründet haben und Spenden für die Dekoration sammelten, wurden von Presseanfragen so überrollt, dass sie inzwischen weitere Interviews aus Zeitgründen ablehnen. „Wir sind alle fünf gebürtige Kölnerinnen und wir sind sehr glücklich, hier geboren zu sein. Wir lieben unsere Stadt und unser Veedel“, hatte Rukiye Bektas in einem „WDR“-Beitrag gesagt. „Wir teilen ja vieles mit der deutschen Gesellschaft, vor allem unseren Döner. Und wenn wir unseren Döner teilen, warum sollen wir dann nicht unser Fest teilen?“

Kölner Ramadan-Beleuchtung hat Vorbild in London

Der Verein stehe mit keiner Institution oder religiösen Organisation in Verbindung, betonen sie. Es sei kein religiöser Verein, sondern ein Kölner Verein. Die jüngste Schwester Saliha hatte bei einem Auslandspraktikum in London die Ramadan-Beleuchtung gesehen und war begeistert von der Idee. Die Umsetzung in Köln sei für die Schwestern eine riesige Herausforderung gewesen. Mit dem Ergebnis seien sie sehr glücklich.

Im Internet gab es auch zahlreiche negative Reaktionen bis hin zum Vorwurf, nun wollten die Muslime endgültig die deutsche Kultur verdrängen. Politik und Kirchen äußerten sich jedoch positiv. Die Kölner Bundestagsabgeordnete Serap Güler plädierte für Gelassenheit: „Wir könnten das Verständnis gegenseitig aufbauen und solche Dinge einfach als schöne Geste sehen und daraus keine politische Debatte machen.“ Auch in islamischen Ländern gebe es schließlich Weihnachtsbäume und Weihnachtsmänner in Shoppingmalls. Der ehemalige Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter sagte dem „Express“: „Wir gehören doch alle zusammen. Geht in die Venloer Straße, schaut es euch an und sprecht mit den Menschen vor Ort.“ Der katholische Sozialpfarrer Franz Meurer ist „begeistert“ von der Aktion. Schließlich gebe es in Deutschland Religionsfreiheit.

Die Stadt sagte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die Verwaltung steht dem Vorhaben grundsätzlich wohlwollend gegenüber und unterstützt die damit verbundene Wertschätzung, die den rund 120.000 Kölner Musliminnen und Muslimen im islamischen Fastenmonat Ramadan entgegengebracht wird. Die Beleuchtung unterstreicht die Vielfalt der Stadtgesellschaft und das gemeinsame Feiern und Begehen von Festen.“ Andere Religionen und Glaubensrichtungen könnten ihre Feste genauso sichtbar machen, sofern die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefährdet seien.

In Köln leben 49.000 Menschen mit türkischem Pass

Laut der Statistik für 2022 lebten 453.000 Menschen mit Migrationshintergrund in Köln, davon haben 221.000 nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Die Türken sind dabei die größte Gruppe. 2022 lebten in Köln knapp 49.000 Menschen mit türkischem Pass. Zweitstärkste Gruppe sind die Italiener mit rund 18.000. Auf Platz 5 folgen Menschen aus dem muslimisch geprägten Irak, es sind 9500. 55 Prozent der Bevölkerung mit ausländischem Pass setzen sich aus weiteren, sehr kleinen Nationalitätsgruppen zusammen.

Nach älteren Erhebungen leben rund 120.000 Muslime in der Stadt. Die genaue Zahl lässt sich nur schwer genau bestimmen, da in Deutschland die Religionszugehörigkeit nur in Ausnahmefällen erfasst wird. Die fünf Schwestern betonen, dass sie mit ihrer Aktion die Begegnung der verschiedenen Religionen unterstützen wollen. Während des Ramadans wollen sie zu öffentlichen Fastenbrechen-Zusammenkünften einladen, damit auch Nicht-Muslime diesen zentralen Bestandteil des Fastenmonats kennenlernen können.

Die Lichter bleiben bis zum Ende des Ramadans am 9. April. Ein älteres Ehepaar ist aus Bocklemünd zum Einkaufen auf die Venloer Straße gekommen. Die Frau zuckt mit den Schultern: „Ehrenfeld ist halt bunt, warum nicht also auch diese Beleuchtung.“ In Bocklemünd leben sogar 40 Nationen, erzählt sie. Eigentlich wäre das ja auch ein Ort für eine Ramadan-Beleuchtung.