Mit einer Bestrafungsaktion unter Drogendealern beschäftigt sich aktuell das Kölner Landgericht.
Zange und Zigaretten als WaffeKölner Dealer verliert Handy mit Kundendaten – und wird gefoltert
Mehrere Männer sollen einen florierenden Handel mit Kokain aus einer Kalker Wohnung heraus betrieben haben – bis einer der Beteiligten ein Handy mit sensiblen Daten verloren hat. Der Vorfall führte laut Anklage der Staatsanwaltschaft zu einer äußerst sadistischen Bestrafungsaktion. Ein mutmaßlicher Haupttäter muss sich seit Donnerstag vor dem Kölner Landgericht verantworten.
Köln: Dealer soll Handy mit Kundendaten verloren haben
Die Männer sollen zu mehreren Gelegenheiten insgesamt 200 Kilo Kokain erworben und dies für potentielle Abnehmer portioniert haben. Der später Geschädigte habe dann das Mobiltelefon verloren, über das die Verkäufe abgewickelt worden seien. Die Nummern von Kunden waren hier gespeichert, so heißt es in der Anklageschrift. Die Drogenabnehmer hätten darauf auch angerufen.
Nachdem aufgefallen sei, dass das Handy verschwunden war, sei der Dealer „einbestellt“ worden, so die Ermittler. Rund eine Woche sei er dann in der Kalker Wohnung festgehalten worden. Die Dealerkollegen wollten den Mann laut Anklage dazu bewegen, das angeblich verlorene Handy wieder an sie herauszugeben. Oder zuzugeben, dass dieser es womöglich an die Polizei übergeben habe.
Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln
- Gerichtsprozess in Köln Führte falsches „Kuckelkorn-Gerücht“ zum Sturz eines Karnevalspräsidenten?
- Strafprozess am Landgericht Halskettenräuber griff Kölner Seniorinnen an – 86-Jährige sagt aus
- Mit verlorenem Schlüssel Kölner steigt bei seinen Nachbarn ein – juristischer Kniff rettet ihn vor Haftstrafe
- Prozess Drogenkurier in Burscheid gestoppt – was steckt dahinter?
- Verhandlung am Landgericht Indem er sich tot stellte, rettete der Leverkusener sein Leben
- 15-Jähriger in Kölner Hafen getötet Wende im Mordprozess? Vater des Opfers korrigiert Aussage
- Zwei Fälle in Köln Hausarzt soll Patientin missbraucht haben – Soldaten wegen Vergewaltigung angeklagt
Laut Anklage sollten Zehen abgeschnitten werden
Die Täter sollen den Mann bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und ihm einen Teller auf dem Kopf zerschlagen haben. Auch sollen sie eine heiße Eisenstange an dessen Hüfte gehalten, ihn so verbrannt haben. Weiter hätten sie dem Opfer glühende Zigaretten ins Gesicht gedrückt. Einer der Männer habe dem Geschädigten eine Pistole vorgehalten und gedroht: „Ich werde dich töten!“
Einer der Täter soll zudem versucht haben, dem Opfer mit einer Zange zwei Zehen abzuschneiden, was aber nicht gelungen sei. Als seine Peiniger danach offenbar abwesend waren, rief der Mann um Hilfe und konnte befreit werden. Er kam mit knöchernen Verletzungen ins Krankenhaus, verblieb dort mehrere Tage. Drei Jahre ist das her, erst kürzlich wurde ein Hauptbeschuldigter verhaftet.
Köln: Angeklagter und Geschädigter schweigen im Gericht
Dem Angeklagten drohen wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und Nötigung mehrere Jahre Gefängnis. Äußern wolle sich der 27-Jährige zu den Vorwürfen nicht, wie Verteidiger Maximilian Klefenz mitteilte. Ebenso wenig das im Zeugenstand erschienene Opfer – um nicht in die Gefahr zu geraten, sich aufgrund der mutmaßlichen damaligen Drogengeschäfte selbst zu belasten.
Es ist nicht die erste Bestrafungsaktion unter Drogendealern, die in Köln verhandelt wird. Erst kürzlich hatte das Landgericht drei Männer zu hohen Haftstrafen verurteilt. Das Opfer soll zum Verkauf bestimmte Drogen selbst konsumiert haben. Um diesem dafür eine Lektion zu erteilen, wurde der Mann in einer Art Folterkeller in Zollstock über mehrere Stunden sexuell missbraucht.