Anwohner beschweren sich über den offenen Drogenkonsum, den es auf dem Neumarkt gibt. Doch es gibt auch positive Nachrichten.
Offener Drogenkonsum, defekter BrunnenNeumarkt, wie geht es dir? Ein Lagebericht
Ein wenig ratlos steht eine junge Frau mit Kinderwagen vor dem Brunnen am Neumarkt. Ihr Sohn beäugt skeptisch die Wasseroberfläche, als würde er noch überlegen, ob er einen Fuß hineinsetzen soll, oder nicht. Dann gehen beide weiter. Etwas mehr als einen Monat ist es her, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Brunnen feierlich eröffnete. Wir haben uns auf dem Platz umgeschaut. Wie geht es dem Neumarkt gerade?
Filter am Neumarkt-Brunnen ist mit Laub und Müll verstopft
Brunnen: Ein Arbeiter einer Fachfirma für Sprinkleranlagen verschwindet immer wieder unter der Klappe im Boden, die zur unterirdischen Brunnenanlage führt. Von den kräftigen Fontänen, die bei der Brunneneröffnung sprudelten, ist nicht viel übriggeblieben. Stattdessen kommt das Wasser gerade einmal einen halben Meter hoch aus den Düsen. „So richtig sprudeln tut er nicht“, sagt auch Guido Köhler, Sprecher der Interessengemeinschaft Neumarkt. „Wenn man abends über den Platz läuft, ist der Brunnen oft nur noch eine Pfütze.“ Eigentlich soll der Brunnen täglich von 10 bis 22 Uhr laufen.
„Der Brunnen ist grundsätzlich in Betrieb, läuft aber noch nicht ganz optimal“, sagt die Stadt dazu auf Anfrage. Ursache sei der erhöhte Laubanteil im Rücklaufwasser der Brunnenanlage. Seit Anfang der Woche ist die Fachfirma mit der Montage beschäftigt – „es wird also mit Hochdruck an einer Lösung des Problems gearbeitet“, heißt es.
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Die Firma bringt einen zusätzlichen Filterkasten an, der Laub und Müll auffängt, mit dem Hersteller der Brunnenpumpe wird zudem abgestimmt, ob der Filter gegen einen mit größerer Körnung ausgetauscht werden kann. Gerade einmal vier Wochen nach dem Start war der Filter des Brunnens also bereits so verstopft, dass jetzt gar über einen Austausch gesprochen werden muss.
Zahnarzt Gisbert Küppers hat von seiner Praxis aus den ganzen Tag lang direkte Sicht auf den Neumarkt. Er sagt: „Der Brunnen wird angenommen, wenn er sprudelt. Aber er bringt nicht viel, wenn es keine Sitzgelegenheiten und keine Gastronomie drumherum gibt.“
Gastronomie am Neumarkt soll im August eröffnen
Sitzgelegenheiten und Gastronomie: Wie wichtig ein gastronomisches Angebot und Sitzmöglichkeiten sind, betont auch Guido Köhler. „Damit der Platz dauerhaft funktioniert und eine Anziehungskraft entwickelt, braucht es beides. Aktuell kann man das Wasserspiel gar nicht genießen – dazu müsste man sich ja auf den Boden setzen.“ Während des Weinfestes auf dem Neumarkt, als Bierzeltgarnituren auf dem Platz standen, habe der Brunnen seine Wirkung entwickelt.
Die Stadt hatte bei der Eröffnung angekündigt, dass es auf der Westseite des Neumarkts auf 300 Quadratmetern ein gastronomisches Angebot geben soll, mit Getränken, Snacks und Eis. „Voraussichtlich geöffnet ab Spätsommer“, hieß es.
Auf Nachfrage erklärt die Stadt nun, dass die Bezirksvertretung Innenstadt die Aufstellung der Bänke am 13. Juni beschlossen habe. Aktuell würden die Standorte mit den Beteiligten vor Ort, wie der KVB, abgestimmt. „Die Bänke sind beim Hersteller bestellt und werden nach Lieferung aufgestellt, vermutlich im Laufe des Sommers. Der gastronomische Betrieb auf dem Neumarkt startet voraussichtlich Mitte August.“
Drogen werden in den KVB-Wartehäuschen konsumiert
Drogenszene: Von einem Konsum im Verborgenen kann nicht mehr die Rede sein. Die Wartehäuschen an der oberirdischen Neumarkt-Station werden mittlerweile kaum noch von den KVB-Fahrgästen genutzt. Suchtkranke Menschen kochen in den Häuschen ihre Drogen auf, der süßliche Geruch verfängt sich zwischen den Glaswänden. „Die Drogenszene ist unverändert vor Ort“, berichtet Guido Köhler.
Vor der Tür zur Praxis von Gisbert Küppers bietet sich ein ähnliches Bild. Vor dem Nachbargebäude, der ehemaligen Commerzbank, steht seit kurzem ein haushohes Gerüst. Im Schutz der Überdachung halten sich auch hier viele drogenabhängige und obdachlose Menschen auf. Davon zeugt noch eine Packung Alufolie auf dem Boden – mit der Folie kochen die abhängigen Menschen meist Crack auf.
„Sie sehen hier ständig Alufolie auf dem Boden. Das ist ein ganz offenes Geschehen. Mir sagen täglich Patienten, dass der Weg zur Praxis alles andere als schön ist“, so Küppers. „Wie geht es dann erst Kindern, die auf dem Weg zur Schule über den Neumarkt müssen?“ Der Plan, dass die suchtkranken Menschen für den Konsum den Drogenkonsumraum am Neumarkt aufsuchen, scheint aktuell nicht aufzugehen.
Fußgängerübergänge: Eine positive Veränderung am Neumarkt sind die neu eingerichteten Fußgängerüberwege. Die neuen Querungen von der Apostelnstraße und der Schildergasse aus zum Neumarkt werden gut angenommen und entspannen die bisherigen Nadelöhre an der Richmodstraße und der Cäcilienstraße. „Das ist eine große Entlastung, insbesondere für den Übergang von der Ecke am Taschen-Verlag zum Gesundheitsamt“, sagt Anne Grose, Sprecherin des Fuss e. V. „Hier ist innerhalb von recht kurzer Zeit eine sehr schwierige und gefährliche Situation für den Fußverkehr entschärft worden.“ Man komme nun besser auf den Neumarkt und auch besser zum öffentlichen Nahverkehr.