Nach MissbrauchsgutachtenDiskussion über Umbenennung des Platzes vor dem Dom
Köln – Der Kardinal-Höffner-Platz gegenüber dem Hauptportal des Doms ist bislang vor allem deshalb bekannt, weil regelmäßig darüber diskutiert wird, ob die dort befindliche Kreuzblume – eine Replik einer der Domspitzen – entfernt werden soll oder nicht. Nachdem das vom Erzbistum in Auftrag gegebene Missbrauchsgutachten nun allerdings offengelegt hat, dass der Namensgeber Joseph Kardinal Höffner acht Pflichtverletzungen beim Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs begangen haben soll, rückt der Platz in einem ganz anderen Zusammenhang in den Fokus.
Die SPD-Politikerin und ehemalige Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes fordert jetzt vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse eine Umbenennung. „Es darf nicht länger so sein, dass ein Platz direkt vor dem Dom nach ihm benannt ist“, sagte Scho-Antwerpes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Höffners Wappenspruch „Iustitia et caritas“ (also Gerechtigkeit und Nächstenliebe) stoße ihr auf.
„Herausragende Persönlichkeit“
Der Platz trägt Höffners Namen seit 2008 – auf den 1987 verstobenen Kölner Erzbischof geht unter anderem die Gründung des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften zurück. Der damalige Oberbürgermeister Fritz Schramma und Höffners Nachfolger Kardinal Joachim Meisner würdigten den hochgebildeten, vierfach promovierten Höffner damals als „herausragende Persönlichkeit“. Ihm wurde 2003 postum durch die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen, weil er 1943 in seiner Zeit als Pfarrer in Kail erfolgreich ein jüdisches Mädchen vor dem NS-Regime verstecken konnte.
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Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, warnt – wohl auch aufgrund der Verdienste Höffners – davor, vorschnell und unüberlegt zu handeln. „Meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, dass es sehr klug ist, gerade bei hochemotionalen Themen bis in die letzte Haarspitze kühl und rational zu bleiben“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Sonntag. Deshalb werde er den Mitgliedern der für die Umbenennung zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt den Vorschlag machen, ein hochkarätiges Gremium einzuberufen, dem Sprecher der Betroffenen von sexuellem Missbrauch in der Kirche angehören sollen. Dieses soll eine Empfehlung für den weiteren Umgang mit dem Platz aussprechen. „Bei aller Dramatik in der jetzigen Situation wünsche ich mir keine Schnellschüsse aus der Hüfte zur Lösung des Problems“, so Hupke.