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Fallzahlen auf RekordhochEinbrüche beunruhigen Handwerkerbetriebe in Köln

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Patrick Lohmar, Inhaber der Sanitärfirma Lohmar, und Ralf Trippe von der Polizei Köln stehen vor einem Kleintransporter der Firma und halten Werkzeuge in der Hand.

Patrick Lohmar, Inhaber der Sanitärfirma Lohmar, und Ralf Trippe vom Kommissariat für Prävention bei der Polizei Köln.

Die Täter brechen Firmenfahrzeuge auf und stehlen Maschinen und Werkzeug – die Betriebe wappnen sich.

Es ist nur ein kleines, kreisrundes Loch in der seitlichen Schiebetür des Kleintransporters, aber wenn Patrick Lohmar das morgens bei Dienstbeginn sieht, ist der Vormittag für ihn gelaufen. Dann heißt es erst einmal: Fahrzeug ausräumen, Werkstatttermin ausmachen, Versicherung informieren, Kunden benachrichtigen, dass man heute später kommt, umplanen - für den Geschäftsführer der Kölner Sanitärfirma ein einziges Ärgernis.

Das unscheinbare Loch in der Karosserie ist das Zeichen, dass wieder einmal eingebrochen wurde in eines seiner 35 Fahrzeuge. Die Täter bohren an einer bestimmten Stelle in die Seitentür und setzen den Schließmechanismus außer Kraft. Manchmal biegen sie die Tür auch einfach mit roher Gewalt an der Falz auf. Oder sie bohren ein handflächengroßes Loch hinein, greifen mit dem Arm durch und betätigen von innen den Türöffner.

Köln: In die Autos der Firma Lohmar wurde schon 21-mal eingebrochen

Dann steigen sie in den Wagen und nehmen alles mit, was sie in die Finger kriegen. Meistens hochwertige Werkzeuge, Maschinen oder – wie zuletzt erst in der Nacht auf Dienstag in Raderthal bei einem Fahrzeug von Patrick Lohmar – Kupferverbindungsstücke für insgesamt 500 Euro. Für Lohmar war dies der insgesamt 21. Einbruch in einen seiner Transporter.

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Aber er ist nicht allein. Bis Ende Juli wurden mehr als 1000 solcher Diebstähle in Handwerkerfahrzeuge bei der Polizei Köln angezeigt – ungefähr so viele wie im kompletten vorigen Jahr. „Wir erleben gerade deutlich steigende Fallzahlen“, bestätigt Stefan Mitschke von der Polizei. Deshalb sucht die Behörde verstärkt den Kontakt zu Handwerksbetrieben und berät sie in Sachen Prävention.

Ralf Trippe von der Polizei Köln zeigt zwei Bohrlöcher in einer Seitentür eines Handwerkerautos, über die die Täter die Schiebetür aufgebrochen haben.

Ralf Trippe von der Polizei Köln zeigt zwei Bohrlöcher, über die die Täter die Schiebetür aufgebrochen haben.

Für die betroffenen Firmen ist ein solcher Diebstahl nicht nur teuer. Eine neue Schiebetür kostet allein 3000 Euro. Aber die Betriebe müssen oft Kunden vertrösten und Termine verschieben, weil ein Fahrzeug mit kaputter Tür erst einmal ausfällt oder weil benötigtes Werkzeug gestohlen wurde. Auf eine Ersatzschiebetür warte er sechs bis zwölf Monate, sagt Lohmar. „Die Lieferzeiten sind derzeit jenseits von Gut und Böse.“ In dieser Zeit kann das Fahrzeug je nach Größe des Schadens nicht eingesetzt werden.

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Längst hat Lohmar seinen Firmenstempel in alle Werkzeuge, Maschinen und Werkzeugkoffer eingebrannt – für den Fall, dass die Polizei Täter und Beute ausfindig macht, lassen sich die Gegenstände schnell zuordnen. Weil die meisten Taten nachts verübt werden, räumen seine Mitarbeiter die Autos nun abends aus und morgens wieder ein. Das kostet wertvolle Arbeitszeit. Und: Die Autos werden trotzdem geknackt, denn die Täter sehen ja von außen nicht, dass sie leer sind. Manche Firmen verstecken GPS-Sender in ihrem Material, um das Werkzeug nach einem Diebstahl orten zu können. All das sind Maßnahmen, die auch die Polizei empfiehlt.

Über die Täter ist nicht allzu viel bekannt. Den Prototypen gebe es nicht, sagt ein Ermittler. Es seien ortsansässige Täter, aber auch reisende Banden, die in einer Nacht in Köln fünf Transporter aufbrechen und dann weiterziehen in die nächste Stadt. Die Beute wird nach Erkenntnissen der Polizei häufig, aber nicht immer, nach Osteuropa gebracht und dort verkauft.

Inzwischen, sagt Patrick Lohmar, lege er sich abends oft mit einem unguten Gefühl ins Bett. „Ich hoffe dann einfach nur, dass diese Nacht nicht wieder was passiert.“