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Kölner erzähltEine Zahnfleisch-OP unter Hypnose ohne Schmerzen

Lesezeit 3 Minuten
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Programmierer Franz Reiner Vogt betreibt inzwischen nebenbei selbst eine Hypnose-Praxis.

  1. Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?
  2. Unsere Autorin probiert es regelmäßig in Köln aus.

Köln – „Boah, wenn ich das so schreibe“, sage ich, „wird Ihnen jeder Gummibärchen-Junkie und jede Naschkatze die Bude einrennen.“ Im Gesicht meines Gegenübers flackert Unbehagen auf. „Ich kann nicht sagen, dass es bei jedem funktioniert. Ich kann nur versichern, bei mir war es so.“ Wir sitzen im „Wilma Wunder“, was mir an diesem Tag besonders passend erscheint, denn das, was mir Franz Reiner Vogt gerade erzählt hat, klingt wirklich nach Wunder.

Der 50-Jährige ist auf der Suche nach einem Anzug, als wir uns am Friesenplatz über den Weg laufen. Er werde in ein paar Tagen heiraten und sei noch unentschlossen, ob er ein konventionelles Jackett oder englisches Tweed tragen solle. Er tendiere zum britischen Look, aber das müsse er noch mit seinem Unbewussten ausmachen. „Verstehe ich das richtig, Sie klären das nicht mit der Ehefrau in spe, sondern…“ Vogt grinst und erzählt mir dann beim Tee von seiner Kommunikation mit dem Teil unserer Psyche, der uns nicht so leicht zugänglich ist. Er ist, wie ich erfahre, mathematisch-technischer Assistent und arbeitet hauptberuflich als Programmierer bei einer Versicherung. Obwohl er sich als „absolut rationalen Menschen bezeichnet“, hätten ihn jedoch schon immer Dinge fasziniert, die sich mit Logik nicht erklären lassen.

„Absolutes Hochgefühl“

Als er vor etwa fünf Jahren in einer Zeitung auf einen Bericht über eine belgische Ärztin stieß, die ihre Patienten vor Operationen nicht in Narkose versetzt, sondern hypnotisiert, war sein Interesse vollends geweckt. Da bei ihm damals eine Crossektomie anstand, fragte er im St. Marien-Hospital nach, ob man ihn bei dem chirurgischen Eingriff statt in Vollnarkose zu setzen, hypnotisieren könne. Zu seiner Überraschung erhielt er wenig später einen Rückruf und die Einladung zu einem Gespräch, kurz darauf ließ er sich nach einer entsprechenden Vorbereitung durch einen Anästhesie-Facharzt in einer 45-minütigen OP die Krampfadern ziehen, ohne Schmerzen zu spüren.

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„Ich wusste gar nicht, dass Schulmediziner das machen“, sage ich. Vogt nickt und erzählt mir von dem „absoluten Hochgefühl“, das er nach dem Eingriff empfand und berichtet, dass er Monate später konsequenterweise auch eine Zahnfleisch-Transplantation auf diese Weise habe ausführen lassen. „Und wieder keinerlei Schmerz?“, frage ich ungläubig. „Ich schwöre es Ihnen“, betont Vogt, der nach diesen persönlichen Erfahrungen so sehr für das Thema brannte, dass er zunächst eine Ausbildung als Heilpraktiker/Psychotherapie absolvierte und danach Hypnosetherapie erlernte.

Trance ist kein Hokuspokus

„Wie kann man einem Laien erklären, was dabei passiert?“, frage ich. Vogt nimmt die Spinnen-Phobie als Beispiel und erklärt, dass der Patient im Rahmen einer Verhaltenstherapie mehr oder weniger durch rationale Argumente davon überzeugt werde, dass ihm die Spinne nichts anhaben könne. Setze er den Patienten hingegen im Trance, nehme der Patient selber Kontakt zu seinem Unbewussten auf und gehe an die Wurzel des Übels: seine Angst.

„Könnte ich mich auch ohne Ihre Hilfe in Trance versetzen“, frage ich. Vogt nickt. Trance sei kein Hokuspokus, sondern etwas, was wir selber – etwa wenn wir Dinge automatisiert machen, ohne darüber nachzudenken – mehrfach am Tag erleben. Sich selber in Trance versetzen, könne im Grunde jeder, sagt mein Gegenüber und schildert, wie er sich selber – für einen mit seinem Unbewussten verabredeten Zeitraum von 14 Tagen – von seiner Lust auf Süßigkeiten befreit habe. „Das geht so einfach?“, bohre ich. Naja, sagt Vogt, der inzwischen nebenberuflich eine Hypnose-Praxis betreibt, man müsse schon die innere Bereitschaft mitbringen.