Die Lösung des Bevölkerungswachstums in Hamburg lautet „Mehr Stadt in der Stadt“. In Köln sei dieser Ansatz jedoch nur bedingt umsetzbar.
Reihe „Kölner Perspektiven“Wohnraum, Verkehr, Grünflächen – Was Köln von Hamburg lernen kann
Autofrei ist der Jungfernstieg bereits, Tempo 30 gilt ebenfalls. Nur noch Fahrräder, Busse, Taxen und Lieferwagen dürfen die historische Flaniermeile an der Hamburger Binnenalster nutzen. Im kommenden Jahr soll dann die Aufenthaltsqualität noch einmal erhöht werden, dazu sind eine zusätzliche Baumreihe an der Wasserseite geplant und neue Sitzmöglichkeiten. Die Fahrbahn wird dafür deutlich schmaler.
Die Veranstaltungsreihe „Kölner Perspektiven“ widmet sich in diesem Jahr dem Thema „Stadt mit Bestand“. Nationale und internationale Experten sind eingeladen, ihre Projekte vorzustellen, um Impulse für die Kölner Stadtentwicklung zu geben. Denn in Köln und anderswo sind die Herausforderungen groß: Nicht nur der Klimawandel will bewältigt werden, sondern auch das Bevölkerungswachstum und die Mobilitätswende. Da kann man unter Umständen voneinander lernen.
Hamburg erwartet 200.000 neue Einwohner
Zum Auftakt der vierteiligen Reihe, die die Stadt Köln unter anderem in Zusammenarbeit mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ veranstaltet, sprach Tobias Goevert, Abteilungsleiter im Amt für Landesplanung und Stadtentwicklung der Stadt Hamburg, im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums. Die Neugestaltung des Jungfernstiegs gehöre zu den jüngsten Prestigeprojekten der Metropole, so der Architekt und Stadtplaner. Gleichzeitig machte er deutlich, dass Hamburg noch eine Menge mehr tun will. 200.000 neue Einwohner erwartet die Hansestadt bis 2035 und überlegt bereits intensiv, wo denn die Flächen für den nötigen Wohnraum herkommen sollen.
Die Lösung lautet „Mehr Stadt in der Stadt“: Vorhandene Siedlungen sollen nachverdichtet werden, dies aber möglichst zu günstigen Preisen und nachhaltig. Auch die Hauptverkehrsachsen schauen sich die Planer genau an: Wo kann hier nachverdichtet werden? Wo können neue Grünflächen entstehen? Wo kann die Aufenthaltsqualität verbessert werden? Der Leitfaden ist dabei ein „Masterplan Magistralen“, der die künftigen Ziele festlegt. „Ich habe noch keine andere Stadt gefunden, die sich dem Thema Magistralen so systematisch widmet“, so der Gastredner.
Köln will bis 2035 klimaneutral sein, Hamburg bis 2045
Der Vortrag zeigte, dass Hamburg sehr systematisch und ganzheitlich das Thema Stadtentwicklung angeht. Dabei wird auf verschiedenen Ebenen das Bestehende erfasst, um es besser zu verstehen: Hitzeentwicklungen, Freiflächen, Verkehrsflüsse. Anders als die Stadt Köln, die bereits 2035 klimaneutral werden will, hat sich Hamburg zwar bis 2045 Zeit gegeben.
„Doch wir werden uns alle sputen müssen, um diese Ziele zu erreichen“, sagte Tobias Goevert, der seit 2020 Leiter der Stadtentwicklung ist. Dazu soll die energetische Sanierung von Gebäuden kontinuierlich vorangetrieben werden. Gleichzeitig wird in Hamburg besonders erhaltenswerte Bausubstanz erfasst und in Karten überführt. So soll verhindert werden, dass stadtbildprägende Fassaden hinter unschönen Dämmungen verschwinden.
In Köln ist vieles nicht umsetzbar wie in Hamburg
Andree Haack, Kölner Beigeordneter für Stadtentwicklung, lobte das integrierte Vorgehen der Hansestadt. Städtebau, Freiraumplanung und Verkehr würden zusammen gedacht: „Ich bin begeistert von dem, was Sie da machen.“ Wenngleich in Köln Vieles aus strukturellen Gründen nicht so umsetzbar sei wie in Hamburg: „Wir sind eben keine Stadt und Land gleichzeitig.“ Brigitte Scholz, Leiterin des Amts für Stadtentwicklung, zeigte sich vor allem vom Masterplan für die Hauptverkehrsachsen angetan: „Was wir brauchen, sind sehr konkrete Fahrpläne.“
Die nächste Veranstaltung findet am Montag, 25. September, ab 18. 30 Uhr statt. Nähere Informationen unter www.stadt-koeln.de/veranstaltungsreihe-koelner-perspektiven.