Wenn im nächsten Schuljahr der erste G9-Jahrgang ein Jahr länger an der Schule bleibt, steht die Stadt vor riesigen Problemen.
Umbau und Interim„Jahrhundertaufgabe“ – Die Hälfte der Kölner Schulen ist räumlich nicht auf G9 ausgelegt

Das Genoveva-Gymnasium gehört zu den Schulen, die für G9 noch umfangreich fit gemacht werden müssen.
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Schulplatzmangel ist in Köln schon seit Jahren die zentrale Herausforderung. Jedes Jahr müssen neue Schulen im Interim an den Start gehen, um überhaupt allen Kölner Kindern einen Platz anbieten zu können. Oft verbunden mit der Zumutung langer Schulwege schon für die Kleinsten.
Während derzeit noch das Anmeldeverfahren für das kommende Schuljahr läuft und Familien um einen Platz für ihren Viertklässler ringen, ist klar: Das alles ist nur ein Vorgeschmack auf das, was für die Stadt Köln im nächsten Jahr zu stemmen ist, wenn aufgrund der Umstellung auf G9 ein ganzer Jahrgang ein Jahr länger in der Schule bleibt. Das heißt nämlich konkret: 4300 Schülerinnen und Schüler bleiben an den Kölner Gymnasien, es wird also de facto kein einziger Platz für die neuen Fünftklässler frei, die in gleicher Größenordnung an die Schulen drängen.
„Es bestehen an einigen Standorten noch Herausforderungen, um alle räumlichen Voraussetzungen dafür rechtzeitig zu schaffen“, heißt es dazu in einer aktuellen Mitteilung der Verwaltung an den Schulausschuss ziemlich lapidar. Übersetzt heißt das allerdings: Knapp die Hälfte der bestehenden Kölner Gymnasien ist aktuell für G9 noch nicht ausgelegt. Es muss in einem nie da gewesenen Kraftakt im nächsten Jahr Raum für zusätzliche Schulplätze geschaffen werden. Schuldezernent Robert Voigtsberger nannte das vor drei Jahren in einer Pressekonferenz mal „eine Jahrhundertaufgabe, für die wir nur drei Jahre Zeit haben“.
An 14 Kölner Gymnasien sind umfangreiche Bautätigkeiten nötig
Konkret sind es nach Angaben der Stadt nach Untersuchung aller Standorte insgesamt 16 städtische Gymnasien, an denen innerhalb eines Jahres nun mehr Platz geschaffen werden muss – etwa durch Umbauten einzelner Räume, Erweiterungsbauten und die Anmietung externer Sportstätten. An 14 dieser 16 Gymnasien sind demnach so umfassende Bautätigkeiten erforderlich, dass schon jetzt klar ist, dass sie nicht rechtzeitig bis zum Schuljahresbeginn 2026/27 umgesetzt werden können.
Für diese Schulen werden „Lösungen erarbeitet“, wie bis „zur Fertigstellung der endgültigen Lösungen interimistisch die Umstellung von G8 auf G9 erfolgen kann“. Fest steht, dass die Bezirksregierung in Köln keine Mehrklassenbildung im Bestand mehr genehmigt. Diese Ausnahmeregelung war in Köln in immer enger werdenden und aus allen Nähten platzenden Schulen mit 120 Mehrklassen in zehn Jahren zur Dauerlösung geworden – bis die Bezirksregierung dieser Praxis vor drei Jahren einen Riegel vorschob.
Viele Kölner Schulen suchen Interimslösungen
Die Liste der Schulen, für die nun wegen umfassender notwendiger Bautätigkeiten Interimslösungen gesucht werden müssen, ist lang: Auf der linken Rheinseite sind das Schiller-Gymnasium, Erich-Kästner-Gymnasium, Lessing-Gymnasium, Gymnasium Neue Sandkaul, Gymnasium Rondorf, Hansa-Gymnasium, Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, Königin-Luise-Gymnasium und Montessori-Gymnasium. Auf der rechten Rheinseite sind es das Heinrich-Heine-Gymnasium, das Genoveva-Gymnasium, das Rhein-Gymnasium, das Hölderlin-Gymnasium und das Gymnasium Thusneldastraße.
Besondere Sorgenkinder laut einer Einschätzung des Amtes für Schulentwicklung aus dem Jahr 2023 sind das Albertus-Magnus-Gymnasium, wo sechs Fachräume fehlen, das Genoveva-Gymnasium und das Hölderlin-Gymnasium.
Das Gymnasium Schaurtestraße konnte dagegen schon zum kommenden Schuljahr G9-tauglich gemacht werden. Allerdings zu einem hohen Preis: Das Gymnasium musste von drei auf zwei fünfte Klassen reduzieren. Wie die benötigten Interimslösungen nun im Einzelnen aussehen sollen, ist bislang unklar. Der Schulausschuss werde „über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten“, heißt es allgemein in der Mitteilung des Schuldezernenten.