Gewaltexzess im CaféKölner fast tot geprügelt, weil er sich an falschen Tisch setzte
Köln – Aus einer Nichtigkeit heraus soll sich in einem Café auf der Keupstraße ein regelrechter Gewaltexzess ereignet haben. Fünf Männer, darunter drei Brüder, müssen sich seit Dienstag wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht verantworten. Sie sollen erst von dem Opfer abgelassen haben, als sie die Sirenen der herannahenden Streifenwagen gehört haben.
Das Lokal in Mülheim hatte zu diesen Zeitpunkt aufgrund der Corona-Verordnungen offiziell geschlossen, doch trotzdem hielten sich Anfang März dieses Jahres mehrere Gäste dort auf, darunter das spätere Opfer. Der 33-Jährige hatte sich an den Tisch der nun Angeklagten gesetzt und ein eher belangloses Gespräch begonnen, wovon diese sich provoziert gefühlt haben sollen.
Mit wechselnder Beteiligung sollen die fünf Beschuldigten im Alter zwischen 25 und 37 Jahren den störenden Tischnachbarn attackiert, ihn in ein Hinterzimmer gezerrt und zunächst mit Schlägen und Tritten traktiert haben. Laut Anklage soll das Opfer mit einem Stuhl und einer Flasche verletzt worden sei, dann habe einer der Angeklagten zu einem Messer gegriffen.
Not-Operation im Klinikum Merheim
Die Klinge traf den Kopf, den Oberkörper, die Beine, den Rücken und letztlich den Bauchbereich des 33-Jährigen, der schwerste Verletzungen davontrug. Der Staatsanwalt sprach von Brüchen im Gesicht, einem Schädel-Hirn-Trauma, „Stichwunden mit austretenden Darmschlingen“ und hohem Blutverlust. Eine Not-Operation im Klinikum Merheim rettete das Leben des Mannes.
Von den Polizeisirenen gewarnt, sollen die Männer das Opfer noch vor das Lokal gezerrt haben, dann seien sie geflüchtet. Im Verlauf der nächsten Wochen spürten die Ermittler immer mehr Tatverdächtige auf. Alle fünf Männer kamen in Untersuchungshaft, vier von ihnen sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß, teilweise nach erfolgreichen Haftbeschwerden der Strafverteidiger.
Videos könnte Teile des Geschehens zeigen
Zum Prozessauftakt wollte sich keiner der Angeklagten äußern. Rechtsanwalt Martin Bücher äußerte, zunächst vorhandene Überwachungsvideos von der Keupstraße sichten zu wollen, die Teile des Geschehens zeigen könnten. Diese seien vom Gericht nicht nur sehr spät übersandt worden, auch habe er die Dateien nicht öffnen können. So erging es auch den übrigen Anwälte.
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Verteidiger Mustafa Kaplan kritisierte, dass seinem Mandanten ein angeblich nötiger zweiter Pflichtverteidiger verwehrt wurde. Er bezeichnete Richterin Sabine Kretzschmar daher als befangen. Diese vertrete eine „Knallhart-Haltung, dagegen sind manche Ajatollahs auf dieser Welt schüchterne Schulmädchen mit Zöpfen“, so Kaplan wörtlich. Der Prozess wird fortgesetzt.