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Strafprozess am LandgerichtHalskettenräuber griff Kölner Seniorinnen an – 86-Jährige sagt aus

Lesezeit 2 Minuten
Der Angeklagte mit seiner Verteidiger Isabell Schemmel beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Der Angeklagte mit seiner Verteidiger Isabell Schemmel beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Der Angeklagte äußerte sich beim Prozessauftakt nur über seine Verteidigerin.

Für zwei Raubüberfälle auf Kölner Seniorinnen muss sich ein 33-Jähriger seit Dienstag vor dem Landgericht verantworten. Der Angeklagte hatte seinen Opfern laut Staatsanwaltschaft deren Goldketten vom Hals gerissen. Zum Prozessauftakt in Saal 27 des Justizgebäudes legte der einschlägig vorbestrafte Mann über seine Verteidigerin Isabell Schemmel ein pauschales Geständnis ab.

Köln: Seniorin mit Pfefferspray attackiert und beraubt

Im Juni war der Angeklagte einer 86-jährigen Dame gefolgt. Die hatte Einkäufe am Wiener Platz erledigt, war dann mit der KVB-Linie 4 nach Deutz gefahren. Vor ihrer Wohnanschrift schlug der Täter zu. „Er sprühte der Geschädigten Pfefferspray ins Gesicht und entriss ihr die goldene Kette, eine sogenannte Königskette“, hieß es in der Anklageschrift. Zeugen konnten den Mann danach stellen.

Die Rentnerin, die auf einen Rollator angewiesen ist, erlitt Rötungen im Gesicht und Hämatome am Hals. „Ich bin seitdem sehr schreckhaft und nervös, drehe mich immer um“, berichtete das Opfer im Zeugenstand. Einmal habe sie sich nach dem Überfall so erschreckt, dass sie gestürzt sei und sich am Fuß verletzt habe. Eine Entschuldigung richtete der Angeklagte im Saal nicht an die 86-Jährige.

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Köln: Weiterer Raubüberfall auf Seniorin in Stammheim

Nach der Festnahme konnten die Ermittler dem Angeklagten einen weiteren Fall zuordnen. In Stammheim hatte der Mann im April eine 79-Jährige angesprochen und nach dem Weg gefragt, als diese gerade nach ihrem Schlüssel suchte. Als sich die Dame nach ihm umgedrehte, riss der Täter auch ihr die Goldkette vom Hals. Auch diese Tat räumte der 33-Jährige über seine Anwältin ein.

Auch das zweite Opfer soll noch im Landgericht vernommen werden. Opfer-Anwältin Funda Bicakoglu befürwortete eine Videovernehmung, um ihre Mandantin vor einer direkten Konfrontation mit dem Täter zu schützen.

Bereits im Jahr 2017 wurde der Angeklagte nach einem Halskettenraub zu einer Haftstrafe verurteilt. Seine Beute hatte er an einen Juwelier im Stadtteil Mülheim verkauft. Auch hat der Beschuldigte in der Vergangenheit mehrere Zugreisende beklaut, während diese schliefen.

Köln: Anwältin gibt Heroinsucht des Mandanten als Motiv an

Zu seinem Lebenslauf wollte der Mann sich nicht äußern und gab als Grund an, dass seine Eltern im Gerichtssaal anwesend wären. Aus früheren Gerichtsverfahren ist aber bekannt, dass der Angeklagte im Jahr 2008 mit seiner Familie aus Bulgarien nach Deutschland gekommen ist.

Als Motiv für die Taten gab die Verteidigerin einen enormen Suchtdruck ihres Mandanten an. Dieser sei heroinabhängig und fiebere stets dem nächsten Konsum entgegen. Er könne sich daher auch nicht Einzelheiten seiner Taten erinnern. Neben einer langen Haftstrafe droht dem Angeklagten auch die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Ein Urteil soll bereits kommende Woche fallen.