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Nur die S-Bahn fährt nochKölner Hauptbahnhof steht am Samstag fast komplett still

Lesezeit 4 Minuten
Köln Hbf: Gleise am Kölner Hauptbahnhof am Montagmorgen (27. März)

Gähnende Leere im Kölner Hauptbahnhof: Am 17. Juni wird das nach den EVG-Streiks im März wegen Bauarbeiten mal wieder der Fall sein.

Arbeiten am Herz des Bahnverkehrs im Rheinland sollen eine deutliche Verbesserung mit sich bringen. Wir erklären, wie das gehen soll.

Im Kölner Hauptbahnhof wird am Samstag, 17. Juni, tagsüber zwischen 6 und 18 Uhr der Fern- und Regionalverkehr komplett eingestellt. Die Gleise 1 bis 9 sind gesperrt. Grund sind Ausbauarbeiten für ein neues elektronisches Stellwerk, das Ende 2025 mit der zweiten Baustufe in Betrieb genommen werden soll. Die S-Bahn wurde schon Ende 2021 auf die neue Technik umgestellt. Ende 2025 sollen dann auch alle anderen Züge mit moderner Leit- und Sicherungstechnik gesteuert werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Warum ist die Umstellung nötig?

Der Hauptbahnhof hat mit 1300 Zugfahrten pro Tag seine Belastungsgrenze schon lange erreicht. Das alte Stellwerk aus dem Jahr 1975 arbeitet noch mit elektromechanischer Relaistechnik und ist sehr störanfällig. „Wir werden durch die neue Technik weniger Störungen haben und die Pünktlichkeit erhöhen“, sagt Jens Schäfer, technischer Leiter bei der DB Netz AG. „Außerdem verbessern wir die Flexibilität, weil wir bei Störungen oder Bauarbeiten künftig die Gleise in beiden Fahrtrichtungen nutzen können. Grundsätzlich wird im Bahnverkehr in Deutschland rechts gefahren. „Und wir können den Abstand zwischen zwei Zügen verkürzen.“

Wird der Hauptbahnhof dadurch leistungsfähiger?

Ja. Wenn auch nicht sofort. Das neue Stellwerk ist die Grundlage für die Digitalisierung der Schiene in Deutschland mit dem europaweit einheitlichen European Train Control System (ETCS). Bei diesem System kommunizieren die Züge untereinander. Signale werden nicht mehr gebraucht. Durch den Kölner Hauptbahnhof könnten mit diesem System ein Drittel mehr Züge fahren. Die Bahn plant zunächst drei international bedeutende Güterverkehrskorridore in Deutschland auf ETCS aufzurüsten. Zwei davon führen durch Köln.

Wie funktioniert ein elektronisches Stellwerk?

In dem vorgegebenen Bereich, der von Fahrdienstleitern gesteuert wird, haben diese alle Strecken und Bahnhöfe im Blick. Sie steuern die Züge, bringen sie auf die richtigen Gleise, stellen Weichen und Signale. Konkret heißt das, wenn ein Zug in einen Abschnitt zwischen zwei Signalen einfährt, melden sogenannte Achszähler die Einfahrt des Zuges in diesen Abschnitt, der bei den Eisenbahnern Block heißt. Das Stellwerk gibt den Block erst wieder frei, wenn die Achszähler am Ende des Blocks die Ausfahrt des Zuges wieder an das Stellwerk gemeldet haben.

Wie teuer ist das Projekt?

Die Bahn investiert insgesamt 160 Millionen Euro in die Umrüstung.

Wo steht das neue Stellwerk?

In der Maybachstraße in der Nähe der S-Bahn-Station Hansaring wurde ein neues Zentralstellwerk gebaut, wo mehrere Fahrdienstleiter den Zugbetrieb für den Bahnknoten Köln steuern. Die S-Bahn ist seit Ende 2021 schon aufgeschaltet, der Fern- und Regionalverkehr soll Ende 2025 folgen. Auch das neue elektronische Stellwerk „Linker Rhein“ soll ab Ende 2024 von der Maybachstraße aus bedient werden.

Was passiert am 17. Juni?

Die Bahn errichtet acht neue Signalmasten mit drei Auslegern samt Fundamenten für das neue Stellwerk, rüstet 30 Antriebe von Weichen um, verlegt Kabeltrassen und -kanäle und baut einen Lastenaufzug im Hauptbahnhof um. Auch an den Oberleitungen wird gearbeitet.

Was bedeutet die Sperrung für Fernreisende und Pendler?

Die S-Bahnen fahren am 17. Juni wie gewohnt. Das gilt auch für die Regionalbahn 25, die im Hauptbahnhof endet und wendet. Fernzüge, die in Köln starten oder enden, werden je nach Streckenverlauf nur bis Düsseldorf oder Wuppertal/Solingen fahren. Der Halt im Kölner Hauptbahnhof entfällt. Im Regionalverkehr kommt es zu Umleitungen, Fahrt- und Haltausfällen. Teilweise werden Busse eingesetzt.

Die S-Bahnen bieten Umleitungsmöglichkeiten über die Haltepunkte Nippes, Ehrenfeld, Porz, Troisdorf und den Bahnhof Messe/Deutz an. Dort halten auch die Fernzüge, die umgeleitet werden. „Wir werden zahlreiche Umsteigepunkte von der S-Bahn auf den Regional- und Fernverkehr anbieten“, sagt Norbert Reinkober, Geschäftsführer von go.Rheinland, das ist der ehemalige Nahverkehr Rheinland (NVR). „Wir machen uns nichts vor. Das wird ein heftiger Samstag. Die S-Bahnen werden voll sein.“

Wie kann man sich informieren?

Die Fahrplanänderungen sind in den Online-Auskunftssystemen der Deutschen Bahn enthalten und werden über Aushänge an den Bahnsteigen bekannt gegeben. Außerdem sind sie unter zuginfo.nrw, bauinfos.deutschebahn.com/nrw und die App „DB Bauarbeiten“ abrufbar.

Wie geht es danach weiter?

Im Kölner Hauptbahnhof wird es auch während der Sommerferien zwischen dem 3. und 14. Juli zu erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr kommen, weil dort und im Bahnhof Messe/Deutz zehn Weichen ausgetauscht werden müssen. Anschließend folgen Bauarbeiten im Bahnhof Köln Süd, die im Zusammenhang mit dem Stellwerk „Linker Rhein“ stehen.