Der Großteil aller Züge fällt am Donnerstag aus. Wir haben uns am Morgen am Kölner Hauptbahnhof umgehört.
Fern- und RegionalverkehrKölner Hauptbahnhof bleibt vom großen Streik-Chaos verschont
Bis nach Köln zu kommen, das war von Dortmund aus für Norman Harmann am frühen Donnerstag nicht ganz einfach, sagt er gegen 8 Uhr am Kölner Hauptbahnhof: Die Züge des Fernverkehrs der Deutschen Bahn sind wegen des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL zum Großteil ausgefallen. Der 42-Jährige konnte mit dem RE1 des Betreibers National Express fahren und ist nach mehr als zwei Stunden Fahrt dann in Köln angekommen.
Von dort aus hat Harmann einen exklusiven Anschluss bis zu seinem Tagesziel Aschaffenburg, denn er ist selbst seit zehn Jahren Lokführer und muss an diesem Tag einen Güterzug voller Container nach Bayern fahren. Weniger spezielle Varianten im morgendlichen Kölner Berufsverkehr sind am Donnerstag rund um den Kölner Hauptbahnhof trotz des Streiks weitgehend problemlos abgelaufen, die meisten Pendler sind in der Zeit zwischen 7.30 Uhr und 10.30 Uhr von chaotischen Zuständen verschont geblieben.
Streik der GDL: Ersatzbusse und Taxen statt S-Bahnen in Köln
Neben dem DB-Notfahrplan sind zum Teil auch Ersatzbusse und Taxen für die nicht fahrenden S-Bahnen und Regionalverbindungen der Deutschen Bahn (DB) vom Breslauer Platz aus im Einsatz. Für Osman Oruc und seine Kollegen am Taxistand neben dem blauen Musical-Dome-Zelt nördlich des Hauptbahnhofs, war in den frühen Morgenstunden jedenfalls „noch nicht sehr viel zu tun“, wie er sagt. Der 58-Jährige Kölner fährt seit elf Jahren ein Taxi durch die Stadt.
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„Natürlich schade für uns, aber im Vergleich zu heute habe ich bei Bahnstreiks schon deutlich vollere Tage erlebt“, berichtet Oruc dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dann kommt doch ein Fahrgast, der mit einem Zettel winkt. Der Mann sitzt im Rollstuhl und wird von einem Begleiter zum Taxi geschoben. „Ich habe einen Termin beim Amtsgericht in Bornheim, da muss ich jetzt schnell hin“, sagt er und überreicht den Taxischein, den er zuvor am DB-Infoschalter in der Halle des Hauptbahnhof erhalten hat.
DB-Fernzüge sind nur schlecht zu ersetzen
Neben solchen Einzelfällen haben allerdings nur wenige Menschen von dem vorab angekündigten und von Mittwoch, 22 Uhr, bis Donnerstag um 18 Uhr geltenden Ausstand der Lokführer nichts mitbekommen. Eine Gruppe aus rund 20 GDL-Mitgliedern steht wenige Meter entfernt von den Taxen, einige schwenken die grünen Fahnen ihrer Gewerkschaft auf dem Breslauer Platz. Verständnis habe man für die Fahrgäste, erhoffe sich dasselbe aber auch für ihre Anliegen, lautet der Tenor bei der Gruppe.
Die Züge der privaten Konkurrenzunternehmen der Deutschen Bahn bedienen ihre Fahrten am frühen Donnerstag größtenteils nach Plan. Die meisten Ausfälle betreffen die für die DB nur schlecht zu ersetzenden Verbindungen im Fernverkehr – etwa nach Berlin oder Dresden. Mit diesen Fahrtzielen stehen doch einige Reisende am Morgen vor der Frage, ob und wann sie ihre Ziele erreichen werden.
Auf den Infotafeln werden mitunter Ersatzzüge angezeigt, ein junges Paar mit großen Taschen und dem Ziel Leipzig blickt genervt aufs Telefon. „Hier ist nichts mehr zu sehen, der Zug fällt doch aus“, sagt er. „Komm, wir trinken erstmal einen Kaffee und fragen dann am Schalter nach“, versucht sie zu beruhigen. Insgesamt sind die Menschen am Donnerstagmorgen in Köln aber offenbar gut auf den Arbeitskampf der GDL mit der Bahn vorbereitet, so scheint es vor Ort.
Köln: Wandergruppe nimmt Ausfall gelassen und plant neue Route
Auch die Wandergruppe um Ralf Oswald, Ursula Iven und Ursula Lübben, die mit Wanderstöcken an den Rucksäcken im Bahnhof steht, nimmt den Ausfall ihrer S 7 gelassen. „Es soll hier ein Express-Ersatzbus ins Bergische fahren“, schildert Iven. Lübben ergänzt: „Sobald wir vollzählig sind geht's los, dann halt mit dem Bus Richtung Remscheid.“
Geplant sei eine andere Route gewesen, aber an der Wupper entlang sei es auch schön zu Laufen, darin sind die Senioren und Seniorinnen einig. Ihr Laune, sagen sie, könne höchstens das Wetter, nicht aber ein Wechsel der Verkehrsmittel durch den Streik noch beeinträchtigen. Und auf ein paar unvorhersehbare Ereignisse müsse man sich beim Reisen mit der Deutschen Bahn ohnehin immer einstellen.