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Kinder gerettet, Täter in die Flucht geschlagenSie halfen in der Not – Kölner Alltagshelden geehrt

Lesezeit 4 Minuten
Benedict Lacner, Katrin Christine Michel-Grondziel, Martha Hanna Michel, André Fischer, Markus Jaume, Anna Lena Klabes und Stella Tess Heinsohn bekommen ihre Ehrung überreicht.

Ehrung für Zivilcourage (v.l.) Benedict Lacner, Katrin Christine Michel-Grondziel, Martha Hanna Michel, André Fischer, Markus Jaume, Anna Lena Klabes, Stella Tess Heinsohn

André Fischer, Stella Tess Heinsohn und Martha Hanna Michel haben eines gemeinsam: Sie sind Alltagshelden, die Mut und Zivilcourage bewiesen haben.

Zivilcourage ist heutzutage leider nicht mehr so selbstverständlich, wie sie sein sollte, sagt der Kölner Leitende Polizeidirektor Michael Tiemann. Deshalb hat die Polizei Köln im Rahmen der Aktion „Hinsehen - Handeln - Hilfe holen“ am Dienstag, 14. November, im Präsidium in Kalk Bürgerinnen und Bürger geehrt, die in den vergangenen Monaten besondere Zivilcourage bewiesen haben. Michael Tiemann und Lutz Martschinke, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit bei der Polizei Köln, leiteten die Veranstaltung und übergaben den Helferinnen und Helfern eine symbolische Danktrophäe.

Kölner Kanusportler rettet Mann vor dem Ertrinken im Rhein

André Fischer (58) ist Kanusportler und das schon seit über 45 Jahren. Am Tag, als er einen ertrinkenden Mann aus dem Rhein rettet, schippert er in seinem Kanu allein über das Wasser entlang der Poller Wiesen. Trotz hoher Konzentration auf die Balance des Kanus, das Paddeln und das kalte Wasser, fällt Fischer ein Polizist auf einem Motorrad auf, der mit suchendem Blick über die Wiese fährt.

An dem Kanusportler treibt etwas vorbei und bei genauerem Hinsehen bemerkt er, dass das vermeintliche Stück Holz ein im Wasser treibender Mann ist. Sofort ruft Fischer ihm zu und steuert das Kanu in seine Richtung. Um die Balance zu halten, muss er einen großen Bogen fahren, damit er von vorne an den Mann herankommt. Der Mann ist bei Bewusstsein, schaut Fischer mit leerem Blick an und hält sich mit letzter Kraft an der Spitze des Kanus fest.

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Brachte sich dabei selbst in Gefahr

„Ich durfte die Paddel nicht loslassen und der Mann konnte sich nur vorne festhalten, ansonsten hätte ich die Balance verloren und das Boot wäre in das acht Grad kalte Wasser umgekippt“, erklärt Fischer. Der Mann verliert immer wieder die Kraft, sich festzuhalten, Fischer ruft ihm etwas zu, um ihn bei Bewusstsein zu halten und paddelte Richtung Ufer. Dort trifft die Polizei auf die beiden und ein Krankenwagen ist schon unterwegs.

Hinterher stellt sich heraus, der Mann ist freiwillig in das eiskalte Wasser gegangen und doch habe der Kanusportler sich selbst in Gefahr gebracht, um ihn zu retten. Fischer sagt: „Man lässt keinen ertrinken. Das Adrenalin steht einem bis zum Kopf in so einem Moment.“ Ein panischer Griff des Mannes an die Seite des Kanus hätte gereicht, um das Boot zum Kentern zu bringen, doch Fischer habe über die Gefahr, selbst in das eiskalte Wasser zu kippen, nicht nachgedacht.

Zwei Kölnerinnen kommen älterem Herrn zu Hilfe

Auf dem Rückweg von einem Fotoshooting bemerken Katrin Christine Michel-Grondziel und Martha Hanna Michel in einem Hinterhof in Köln Sülz ein Gerangel zwischen einem älteren und einem jüngeren Mann. Erst sind sie sich unsicher, ob die Situation ernst ist, doch als der Ältere zu Boden fällt, reagieren sie instinktiv, rennen schreiend auf die beiden zu, um den Täter zu vertreiben.

Während Michel-Grondziel sich um das Opfer kümmert, läuft ihre Schwägerin dem Täter hinterher und folgt ihm bis in einen Innenhof. Dort versteckt er sich zuerst, will dann jedoch flüchten und Martha Hanna Michel gelingt es, ihn zu filmen. Der Täter beschimpft sie und läuft davon. „Ich hatte Glück, dass er nicht bewaffnet war. In dem Moment habe ich darüber aber auch gar nicht nachgedacht“, sagt Michel. Schließlich gelingt es der Polizei, den Täter anhand der Videoaufnahmen zu fassen.

Kölner Lehrerinnen bewahren unbeaufsichtigte Kinder vor Ertrinken

Die zwei Grundschul- und Schwimmlehrerinnen Anna Lena Klabes und Stella Tess Heinsohn verbringen einen Sommertag am Fühlinger See, als ihnen zwei Kinder auffallen, die unbeaufsichtigt umherlaufen, zahlreiche Seebesucher stören und allein im Wasser spielen. Die zwei Frauen beobachten die Kinder einige Zeit und fragen sich, wo deren Eltern sein mögen.

Nach einiger Zeit sieht Heinsohn, wie eines der beiden Kinder immer wieder mit dem Kopf unter Wasser taucht. Die beiden merken, dass etwas nicht stimmt, und laufen Richtung Wasser. Heinsohn sagt: „Das eine Kind war am ganzen Körper verkrampft, hat nicht geatmet und mich mit großen Augen angeschaut. In der Ausbildung bekommt man immer beigebracht: Ertrinken ist leise.“ Als Heinsohn den Jungen rauszieht, spuckt er mehrere Male weißen Schaum über ihre Schulter. Seinem Bruder ist zum Glück nichts passiert.

Obwohl einige Besucher den Sommertag am Fühlinger See genießen, hilft den beiden Frauen keiner. Nachdem sie die Eltern gefunden haben, diese jedoch weder den Krankenwagen rufen, noch besser auf ihre Kinder Acht geben und diese wenig später wieder am Rande des Sees planschen, rufen die zwei Grundschullehrerinnen die Polizei. „Uns war klar, wenn wir gehen, ertrinkt einer“, sagt Heinsohn.