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„Little Bird“ und seine TückenKölner Eltern sollten sich nicht allein auf das Kita-Anmeldeportal verlassen

Lesezeit 4 Minuten
Kinder balancieren auf dem Spielplatz einer Kindertagesstätte auf einer Leiter.

Kita-Plätze werden auch in Köln über das digitale Anmeldeportal „Little Bird“ vergeben. Mitunter warten Familien aber mehrere Jahre auf eine Rückmeldung. (Symbolfoto)

Das Online-Anmeldeverfahren soll die Platzvergabe eigentlich vereinfachen. Doch es hat seine Tücken. Diese Dinge sollten Eltern beachten.

Werdende Eltern in Köln sollten sich schon vor der Geburt ihres Kindes Gedanken darüber machen, in welcher Kita sie es betreuen lassen möchten – und ab welchem Zeitpunkt. Sobald das Kind auf der Welt ist, empfiehlt es sich, diese Wünsche offiziell anzumelden. Denn Kita-Plätze bleiben ein hart umkämpftes Gut. In vielen Einrichtungen gibt es mehr Interessenten als Plätze.

Seit 2017 läuft das Anmeldeverfahren in Köln – wie in 500 weiteren Städten und Gemeinden – über das Online-Portal „Little Bird“. Dort können Eltern online nach Betreuungsplätzen suchen und ihr Kind für maximal fünf Einrichtungen vormerken. Bei „Little Bird“ sind sämtliche städtischen Kitas sowie mehr als 400 Kitas in freier Trägerschaft hinterlegt.

Köln: Kita-Plätze sind hart umkämpft

Kathrin Galan wusste um den Engpass in Sachen Kitaplätzen und stellte deshalb für ihren Sohn, der im August 2021 zur Welt kam, kurz nach der Geburt über „Little Bird“ fünf Betreuungsanfragen bei verschiedenen Kitas. Weil sie für August 2022 keinen Platz bekam, verlängerte die Mutter ihre Elternzeit.

Die Hoffnungen auf einen geplanten Kita-Start im Sommer 2023 schwanden, als nach und nach die Absagen eintrudelten. Die Kontaktstelle Kindertagespflege vermittelte Familie Galan einen Platz bei einer Tagesmutter. Weil diese nur Kinder unter drei Jahren betreut, versuchte Kathrin Galan für diesen Sommer erneut, über „Little Bird“ einen Kita-Platz zu ergattern – vergebens.

Kölner Familie bekommt nach Jahren Absage für eine Kita

Verzweifelt wandte sich die Mutter an das Familienbüro der Stadt Köln, das unter anderem für das Thema Betreuungsplätze zuständig ist. „Ein Mitarbeiter erklärte mir, dass ich einen ganz großen Fehler gemacht und keine Chance mehr auf einen Platz in einer städtischen Kita habe.“ Um überhaupt für das städtische Vergabeverfahren berücksichtigt zu werden, hätte Familie Galan frühzeitig auch eine städtische Kita auswählen müssen. Sie hatte hingegen ausschließlich freie und kirchliche Einrichtungen ausgewählt.

Kathrin Galan ist sauer: „An keiner Stelle wird das auf der Internetseite von Little Bird kommuniziert. Eigentlich sollte das Portal die Vergabe vereinfachen und Chancengleichheit schaffen.“ Stattdessen suggeriere es lediglich „einen nachvollziehbaren Prozess“. Tatsächlich aber nutzten freie Kitas ihre eigenen Verfahren mit eigenen Kriterien.

Dieser Eindruck bestätigt sich im Gespräch mit anderen Eltern: „Es reicht nicht, online ein paar Häkchen zu setzen. Man muss sich aktiv bei den einzelnen Kitas bewerben, vorstellen und Klinken putzen“, berichtet eine Mutter. „Im Prinzip werden die Plätze unter der Hand vergeben und nachträglich über Little Bird offiziell angemeldet.“ Vor allem für Zugezogene könne das zum Problem werden – wenn diese sich darauf verließen, dass es mit dem Kita-Platz schon klappe, wenn sie ihr Kind frühzeitig über Little Bird anmelden.

Das dachte auch Sabrina Schulte, die eigentlich anders heißt. Sie stellte für ihre im Jahr 2019 geborene Tochter für mehrere Kitas Betreuungsanfragen für August 2020. Vor einigen Wochen, also vier Jahre nach dem geplanten Kita-Start, bekam Schulte nun für eine der ausgewählten Kitas – in kirchlicher Trägerschaft – eine Absage. Schultes Tochter wird im kommenden Jahr eingeschult und die Familie wohnt bereits seit knapp zwei Jahren nicht mehr in Köln. „Vorher hatten wir von der Kita nie eine Rückmeldung bekommen.“

Auch andere Eltern berichten, dass sie von ausgewählten Einrichtungen nie eine Absage erhalten haben. Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilt ein Pressesprecher der Stadt dazu mit: „Selbstverständlich sollten alle Eltern unmittelbar informiert werden, wenn für das beantragte Jahr in den angefragten Kitas kein Platz vermittelt werden kann.“ Grundsätzlich sei es aber Sache der Träger, wann sie Zu- oder Absagen erteilen.

Dem Vorwurf, die Kitas verteilten ihre Plätze „unter der Hand“, widerspricht der Sprecher: „Mit allen teilnehmenden Trägern ist im Rahmen eines Kooperationsvertrages vereinbart, dass Reservierungen und Platzvergabe ausschließlich über das Vormerksystem Little Bird durchgeführt werden.“ Ein persönliches Kennenlernen solle durch das onlinegestützte System jedoch nicht ersetzt werden.

Kathrin Galan hat kürzlich doch noch eine Zusage für eine katholische Kita bekommen. „Eine andere Familie ist wieder abgesprungen und die Leitung hat uns angerufen“, sagt Galan. „Den Platz haben wir aber nicht Little Bird zu verdanken, sondern dem Tag der offenen Tür im Herbst. Da haben wir uns auf einer Liste eingetragen. Ganz analog.“