Der KGV Ehrenfeld hat sich bemüht, die viele Probleme in St. Mechtern zu lösen. Allerdings zu spät, um die Zukunft der Kita zu sichern.
Betriebserlaubnis verlorenKita in Ehrenfeld geschlossen – zu viele Eltern aus Unsicherheit abgesprungen
Viel fehlt nicht mehr, bis die Online-Petition „Stoppt die Schließung von der Kita St. Mechtern“ ihr selbst gesetztes Ziel erreicht hat. 1000 Stimmen sollen es dann sein. Vielleicht wird sie noch von weiteren unterschrieben. Vielleicht nicht. Eigentlich ist es auch egal.
Denn ihren eigentlichen Sinn und Zweck wird die Petition nicht mehr erfüllen können: „Die Kindertagesstätte ist geschlossen und damit ist sie Geschichte“, heißt es inzwischen vom für die katholische Einrichtung zuständigen Kirchengemeindevorstand (KGV) Ehrenfeld. Am 26. Juli wurden das letzte Mal Kinder in St. Mechtern betreut.
Zum neuen Kita-Jahr am 1. August wird der Betrieb nicht mehr fortgeführt. Weil zu wenig Kinder da sind. Das ist allerdings kein Indiz dafür, dass es – anders überall sonst – in Köln ausreichend Kita-Plätze und keinen Fachkräftemangel bei Erzieherinnen und Erziehern mehr gibt.
KGV Ehrenfeld konnte den Kita-Betrieb in St. Mechtern theoretisch sichern
Sondern diverse Probleme führten zur Schließung der Kita mit zwei Gruppen und Platz für rund 40 Kinder. Zunächst ist das eine lange Liste von teilweise seit Jahren existierenden Mängeln. Etwa ein undichtes Dach, Hygienemängel, fehlende Kinderschutzmaßnahmen. Frustrierte Eltern äußerten gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass die zweite Heimat ihrer Kinder „strukturell kaputtgespart“ werde.
Beim Personal der Ehrenfelder Kita führte das offenbar auch zu Unmut mit dem Träger. Letztlich eskalierte die Situation so sehr, dass im Juli von ursprünglich mal neun Fachkräften nach Kündigungen und Versetzungsanträgen nur noch zwei übrig blieben.
Die Unsicherheit der Eltern war groß. Sie fühlten sich vom Träger im Stich gelassen, da niemand sagen konnte, wie es in Zukunft weitergehen soll. Und ob ihre Kinder überhaupt noch einen Platz in St. Mechtern haben werden.
Mehrfach betonte der KGV Ehrenfeld auf Elternabenden und auch gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass man alles dafür tue, den Betrieb auch zukünftig zu sichern. Tatsächlich ist der Träger damit sogar erfolgreich gewesen – zumindest theoretisch. Mitte Juli hätten wieder insgesamt sechs pädagogische Kräfte zur Verfügung gestanden und viele der Mängel in St. Mechtern seien beseitigt worden.
Eltern haben neue Kita-Plätze von der Stadt Köln bekommen
Doch die eigentlich gute Nachricht kam zu spät. Viele Eltern sind in der Zwischenzeit laut dem KGV abgesprungen, sodass nur noch vier Kinder nach den Sommerferien übrig geblieben wären. Das reiche nicht aus, um eine Kita zu führen.
Sebastian Nase gehört zu den Eltern, die St. Mechtern den Rücken gekehrt haben. Lange hat er dafür gekämpft, dass sein dreijähriger Sohn dort weiter betreut werden kann. Gemeinsam mit anderen Eltern rief er die Petition ins Leben und verfasste sogar offene Briefe an Oberbürgermeisterin Henriette Reker, das Erzbistum sowie Kardinal Rainer Woelki.
Nase rechnet die Bemühungen dem KGV zwar hoch an, dennoch hat er das Vertrauen in die Kita verloren. Die Perspektive fehlte. Deshalb hat er sich, wie die anderen Eltern, kurzfristig um einen neuen Platz für seinen Sohn gekümmert. Und den hat er auch kurzfristig bekommen, bei einer Kindertagesstätte der Stadt Köln. „Wir brauchten einfach die Sicherheit und die haben wir jetzt für drei Jahre“, sagt Sebastian Nase.
KGV Ehrenfeld verliert Betriebserlaubnis für Kita St. Mechtern
Für alle anderen Kinder habe man laut der Stadtverwaltung ebenfalls eine Lösung finden können. Eltern hätten sich an sie gewandt, „um ihre Kinder in städtischen Kitas versorgt zu wissen“.
Der KGV Ehrenfeld räumt ein, dass Fehler passiert seien, die Kommunikation sei „nicht stimmig“ gewesen. Nachvollziehbar sei deshalb die Entscheidung der Eltern, weil man lange keinen Platz für ihre Kinder garantieren konnte.
Die Kita St. Mechtern wird jetzt ihre mit dem Landschaftsverband Rheinland abgesprochene Betriebserlaubnis verlieren. „Das war nicht unser Plan, wir wollten, dass die Kita weiter betrieben wird“, so der KGV. Zukünftig wird auch das schwierig: Für eine neue Betriebserlaubnis müssen neue Standards umgesetzt werden, die wiederum teure Umbaumaßnahmen erfordern. Ob das finanziert werden kann, muss die Gemeinde nun erst einmal prüfen.