Erste Schritte auf dem Weg zurück in den Normalbetrieb sind geplant. Aber echte Fortschritte lassen bei der KVB noch auf sich warten.
Normalbetrieb in sechs Monaten?KVB hat so viele unbesetzte Stellen wie zu Beginn des Jahres
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) planen erste Schritte auf dem Weg zurück zu einem neuen Fahrplan. Seit dem 1. März gelten aufgrund von massiven Personalausfällen Einschränkungen im Fahrplan, etwa jede zehnte Bahnfahrt ist gestrichen worden. Die Expressbus-Linien auf der Aachener Straße entfallen vollständig. Doch nun sind immerhin erste Verbesserungen in Aussicht: Das Unternehmen teilte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit, dass die Linie 5 ab September wieder nach dem regulären Jahresfahrplan eingesetzt werden soll.
Derzeit fährt die Linie, die sich vom Heumarkt durch die Innenstadt und Ehrenfeld bis tief in den Kölner Westen zum Butzweilerhof bewegt, im 20-Minuten-Takt. Der frühere 10-Minuten-Takt wird nur noch zur Stoßzeit bis 9 Uhr morgens gehalten. Das soll sich ab September ändern, der 10-Minuten-Takt kommt laut KVB zurück. „Die weiteren Maßnahmen werden nach und nach umgesetzt“, heißt es zudem. Schon heute fahren immer wieder Zusatzfahrten mit der Kennung „E5“, um die Taktung auf der beliebten Linie zu erhöhen, sofern genug Fahrerinnen und Fahrer verfügbar sind.
KVB: 137 Fahrerinnen und Fahrer in 2023 eingestellt
Und genau an diesem Punkt kann auch die geplante Rückkehr zur Normalität weiterhin scheitern: „Voraussetzung ist immer, dass das benötigte Fahrpersonal gestellt werden kann. Und das nicht nur einmalig, sondern planbar, damit unsere Kunden ihre Reise- und Wegeketten verlässlich planen können“, heißt es von der KVB. Wegen der schwankenden Personalverfügbarkeit könne man keine genauen Zeitpläne für die Rückkehr in den Normalbetrieb mitteilen.
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Die Zahlen, die das Verkehrsunternehmen auf Anfrage nennt, klingen zunächst nach einer positiven Entwicklung. Die KVB hat seit Anfang 2023 insgesamt 137 Fahrerinnen und Fahrer eingestellt, von denen viele noch in Ausbildung sind. Bis Ende Mai haben zudem 49 Fahrerinnen und Fahrer ihre Ausbildung beendet und den selbständigen Fahrdienst aufgenommen, darunter sind auch Mitarbeitende, die im vergangenen Jahr mit ihrer Ausbildung angefangen haben. Bis Ende August werden weitere 69 Mitarbeitende im Fahrdienst erwartet. Die Personaloffensive mit mehr Ausbildungskapazitäten und der Reaktivierung von Fahrern im Ruhestand scheint also durchaus zu funktionieren. Für den 22. Juli hat die KVB einen Bewerbertag für potenzielle Busfahrerinnen und Busfahrer angekündigt, von dem sie sich neue Auszubildende verspricht.
KVB-Aufsichtsrat fordert Rückkehr in den Normalbetrieb bis Ende 2023
Allerdings stellt sich die Frage, ob die Einstellungserfolge die Probleme, die weiterhin bestehen, wirklich lösen. Denn weiterhin sind 60 von 1566 Vollzeit-Stellen im Fahrdienst unbesetzt, das entspricht rund 3,8 Prozent. Laut KVB sind es so viele wie zu Beginn des Jahres. Was auch daran liege, dass mehr Mitarbeitende in Teilzeit arbeiten. Dennoch: Einen echten Fortschritt gibt es beim verfügbaren Personal sechs Monate nachdem die Vorstandsvorsitzende die Personalkrise öffentlich eingeräumt und die Konsequenzen angekündigt hat, nicht. In Düsseldorf ist laut Rheinbahn keine Stelle im Fahrdienst unbesetzt, in Bonn sind es den dortigen Stadtwerken zufolge bei Bus und Bahn 18 von 674 Stellen (2,7 Prozent).
Weiterhin hat die KVB einen Krankenstand zwischen elf und zwölf Prozent. Eigentlich geht der Vorstand von einem Krankheitsschnitt von elf Prozent aus – im Jahresverlauf, der Schnitt umfasst auch die Wintermonate, in denen wesentlich mehr Krankheiten auftreten. Nachdem die KVB im Winter immer wieder Krankenstände von knapp 20 Prozent gemeldet hatten, liegt man nun auch in den harmlosen Sommermonaten über dem angepeilten Durchschnittswert. Das Unternehmen räumt ein, dass der Krankenstand weiterhin „nicht auf dem gewünschten Niveau“ sei.
Das Problem betrifft zwar die gesamte Nahverkehrsbranche, umliegende Städte haben aber auch hier weniger zu kämpfen als Köln. Die Bonner Stadtwerke teilen für Ende Mai eine Krankenquote von 7,6 Prozent im Bahnbereich mit, im Busbereich liege diese bei 11,9 Prozent. Die Tendenz sei allerdings fallend, inzwischen dürfte die Quote also jeweils niedriger sein. Die Düsseldorfer Rheinbahn teilt zwar auf Anfrage keine Zahlen zum Krankenstand mit, dieser liege aber im Branchenschnitt. Und: „Wir haben keinerlei Leistungsminderung auf unseren Linien durch den Krankenstand und fahren unser Angebot auf allen Linien wie gewohnt.“ Die Dimension des Problems ist also durchaus Köln-spezifisch.
Aufsichtsratschef Lino Hammer (Grüne), der den Kurs der KVB-Spitze bislang verteidigte, setzt diese nun unter Druck. „Es ist meine Erwartung an den Vorstand, dass wir bis Ende des Jahres in regulären Fahrplan zurückkehren“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Voraussetzungen dafür seien jetzt geschaffen worden, auch mit mehr Mitarbeitenden in der Personalabteilung. „Es ist wichtig, dass wir das Ziel nicht aus dem Blick verlieren“, so Hammer weiter. Die Schonfrist des Aufsichtsrates für KVB-Chefin Stefanie Haaks läuft also noch sechs Monate.