Köln – Martin Börschel hat Landesjournalisten in Düsseldorf erklärt, warum er sich aus der Politik zurückziehen will. Im Zentrum der Begründung steht dabei seine Rolle in der NRW-SPD. „Nach der überraschenden Wahlniederlage bei der Landtagswahl bot sich für mich die Möglichkeit eines Neuanfangs in der Landtagsfraktion“, sagte Börschel.
Der Kölner wurde zum Vize-Fraktionschef gewählt – und vielfach ermuntert, sich auf den jetzt freiwerdenden Chefposten zu bewerben. „Vor Ostern wurde dann deutlich, dass für die Spitzen von Partei und Fraktion eine andere Aufstellung gewünscht war“, so Börschel. „Das ist für mich in Ordnung, hat mich aber natürlich auch in eine neue Situation gebracht“, sagte der SPD-Politiker.
„Da ich über den Prozess in den letzten Monaten bereits innerlich ein bisschen den Abschied von der Kommunalpolitik genommen hatte – ich hatte die Aufgaben ja zum Teil schon delegiert und mich zum Beispiel in Ratssitzungen zurückgenommen – war es für mich nur folgerichtig, diesen Weg auch weiter zu verfolgen“, fügte der 45-Jährige hinzu.
„Zeitlicher Zufall“
Das sich nun die Möglichkeit ergeben habe, etwas ganz anders zu machen, sei ein „zeitlicher Zufall“ gewesen. „Dass diese Chance kommen würde, war nicht absehbar. Deshalb war der Abschied aus der Politik auch nicht von langer Hand geplant, wie manche offenbar zu wissen glauben“, betonte Börschel.er habe erst am Dienstagnachmittag das letzte Bewerbungsgespräch, die finale Entscheidung sei immer noch nicht gefallen. „Es wäre doch vermessen gewesen, wenn ich schon vor Abschluss der Bewerbungsphase öffentlich über einen Wechsel geredet hätte.“
In der SPD-Landtagsfraktion hatte der Wechsel zum Teil heftige Reaktionen ausgelöst, weil er beim Verzicht auf die Kandidatur zum Fraktionsvorsitz nichts von seinen Plänen erwähnt hatte. Stephan Schwartze, der Vorsitzende der SPD Region Ostwestfalen-Lippe, erklärte: „Es hat den Eindruck, als ob hier einer die Fraktion regelrecht hinters Licht geführt hat.“ Das schade dem Bild, dass die SPD nach draußen abgebe. Nachfolger von Börschel als Vize-Fraktionschef wird höchstwahrscheinlich der Kölner SPD-Chef Jochen Ott.
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