Zu kuriosen Szenen kam es im Kölner Landgericht beim Prozess um versuchten Mord.
Mordattacke vor Kölner „Poldi-Döner“Anwälte verlangen KI-Gutachter – Richter besorgt Zollstock
Das Strafverfahren um eine fast tödlich verlaufene Messerattacke vor dem „Mangal“-Dönerladen am Chlodwigplatz wird vor dem Kölner Landgericht weiterhin strittig verhandelt. Zwar existieren Videoaufnahmen vom Tatgeschehen und zwei Beschuldigte wurden ermittelt. Die Verteidiger Dirk Schlei und Marc Donay argumentieren aber, dass die falschen Männer auf der Anklagebank sitzen.
Köln: Messerangriff vor „Poldi-Döner“ in der Südstadt
Laut Anklageschrift sollen die Beschuldigten im Oktober 2023 zwei Männer unvermittelt angegriffen haben, die sich gerade an dem beliebten Schnellimbiss aufgehalten hatten. Ein Opfer flüchtete sich mit Stichwunden am Oberkörper hinter die Theke, ein weiterer Mann wurde auf dem Bürgersteig der Bonner Straße an einem Fahrradständer zu Boden gebracht und ebenfalls mit dem Messer attackiert.
„Töte ihn“, soll einer der Täter dem anderen zugerufen haben. Einem der Männer wurde laut Anklage der linke Leberlappen perforiert. Das Herz sei nur um wenige Millimeter verfehlt worden. Die Anklägerin sprach von akut lebensgefährlichen Verletzungen und einer erfolgten Notoperation. Das zweite Opfer soll elf Stiche abbekommen und Verletzungen im Bereich der Lunge erlitten haben.
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Köln: Rechtsmediziner prüfte Videos mit Künstlicher Intelligenz
Auf Betreiben der Anwälte sagte am Dienstag ein Rechtsmediziner aus, der Videoanalysen auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz durchführt. Die KI sollte aufzeigen, dass die Männer vom Tatvideo nicht mit den Angeklagten übereinstimmen, so der Beweisantrag der Verteidiger. Dieses Ergebnis lieferte der Gutachter jedoch nicht – die Frage der Übereinstimmung blieb letztlich offen.
Etwa seien individuelle Merkmale wie Leberflecken nicht auf den unscharfen Überwachungsbildern zu erkennen. Der Rechtsmediziner führte aus, dass die KI nie den Blick des Experten ersetzen können, „sie ist aber ein Werkzeug, die eigenen Ergebnisse kritisch zu überprüfen.“ Scheitern würde der Computer auch bereits daran, wenn Gesichter teilweise verdeckt seien, etwa durch Sonnenbrillen.
Köln: Beschuldigte im Saal vermessen – Richter organisiert Zollstock
Kurios wurde es, als für die Videoanalyse die Frage der Körpergröße aufkam. Der Vorsitzende Richter Alexander Fühling organisierte für den Gutachter einen Zollstock, damit die Angeklagten in Saal 5 vermessen werden konnten. Dazu mussten die Männer sich nebeneinander an die Wand stellen. Auch am Tatort sollten kurzfristig noch Messungen vorgenommen werden, mit Hilfe der Polizei.
Die Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen. Dem Vernehmen nach sollen die Ermittler jedoch von einem gezielten Mordanschlag ausgehen. So soll eines der Opfer womöglich verunglimpfende Videos im Internet verbreitet und so den Zorn mutmaßlicher Hinterleute auf sich gezogen haben. Kurz nach der Tat war noch von einem Rockerhintergrund die Rede, nun dubios von einer beteiligten Sekte.