An Weiberfastnacht wird die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker die historische Tracht der Hellige Knäächte un Mägde tragen. Ein Besuch bei der Schneiderin Andrea Droemont während Rekers Anprobe.
Kölner KarnevalOB Reker trägt an Weiberfastnacht 2023 eine besondere Tracht
Samstags ist das Atelier der Modedesignerin Andrea Droemont geschlossen. Eigentlich. An diesem Samstag findet in dem kleinen Laden auf der Luxemburger Straße ausnahmsweise eine Anprobe statt. Unter der Woche lässt der Terminkalender der Besucherin keinen Raum für einen Abstecher ins Modeatelier. Auch nicht, wenn es sich dabei im Grunde um eine dienstliche Angelegenheit handelt.
In der Karnevalshochburg Köln muss die Garderobe der Oberbürgermeisterin für die offiziellen Termine in der Session gut überlegt sein. Häufig trägt Henriette Reker die Uniform der Roten Funken, deren Ehrenmitglied sie ist. In der Jubiläumssession wird sie zudem die Tracht der Helligen Knäächte und Mägde tragen. Auf jeden Fall an Weiberfastnacht.
In dem Atelier in Sülz tritt Henriette Reker vor den großen Spiegel, dreht sich nach links, dann nach rechts, streicht mit den Finger behutsam über den feinen Stoff des Kleides und strahlt. „Großartig. Ich bin total happy und fühle mich sehr wohl. Das passt ja wie angegossen.“ Stimmt. Dabei ist das Kleid aus schwarzem, leicht glänzenden Duchess-Stoff mit den für die Traditionstanzgruppe charakteristischen zwei roten Streifen am Saum keine Sonderanfertigung für die Oberbürgermeisterin.
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Karneval in Köln: Eine Tracht sind rund 25 Stunden Arbeit
Die Tracht hat Andrea Droemont für Barbara Röhl von den „Helligen“ geschneidert. In ihrer Obhut ist die Kleiderkammer mit den Trachten aller drei Tanzgruppen des Vereins, der ebenso wie das Festkomitee, die Große von 1823 und die Roten Funken seit 200 Jahren besteht und in dieser Session Jubiläum feiert. Andrea Droemont fertigt in ihrem Maßatelier die Trachten für die Tänzer und Tänzerinnen der „Helligen“ jeden Alters an.
Etwa 25 Stunden dauert es, bis eine Tracht komplett fertig ist. Vieles entsteht in Handarbeit. Die Zusammenarbeit mit der Tanzgruppe besteht seit 2004. Barbara Röhl hat früher in der Traditionstanzgruppe getanzt, später die Kinder- und Jugendtanzgruppe betreut und gehört mittlerweile dem Historienensemble an. „Ich springe ein, wenn jemand ausfällt“, erzählt sie. Heute sieht Barbara Röhl, die eine ähnliche Größe und Figur wie die Oberbürgermeisterin hat, ihre neue Tracht auch zum ersten Mal.
Tracht für Reker ist eine Leihgabe
„Klasse. Ich freue mich sehr, dass das so gut aussieht. Ich leihe der Oberbürgermeisterin die Tracht gerne aus.“ Komplett ist das Outfit erst mit dem sogenannten „Weißzeug“. So werden Armspitzen, Schürze, Halstuch und Häubchen genannt, gefertigt aus Linonstoff und feiner Spitze, alles blütenweiß. Ohne fremde Hilfe lässt sich das Ensemble allerdings nicht anziehen.
Allein um das Halstuch richtig in Falten zu legen, die Schleife der Schürze zu binden und das Häubchen aufzusetzen, bedarf es eines zweiten Paars Hände. Für Weiberfastnacht sind Barbara Röhl und Henriette Reker jedenfalls im Rathaus verabredet, um die Oberbürgermeisterin in eine echte „Hellige Magd“ zu verwandeln.