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Missbrauch-Prozess in KölnOGS-Betreuer soll perverse Fantasien ausgelebt haben – Chefin sagt aus

Lesezeit 2 Minuten
Der Angeklagte (54) beim Prozessauftakt mit seinen Verteidigern Maximilian Klefenz und Frank Hatlé.

Der Angeklagte (54) beim Prozessauftakt mit seinen Verteidigern Maximilian Klefenz und Frank Hatlé.

Der Mann war bis zu seiner Verhaftung viele Jahre an einer Kölner Grundschule tätig.

Einem Betreuer von Grundschülern im offenen Ganztag im Bezirk Mülheim werden abscheuliche Verbrechen zum Nachteil von Kindern auf den Philippinen vorgeworfen. Beim laufenden Missbrauchsprozess am Landgericht sagte unter anderem die frühere Chefin des 54-Jährigen im Zeugenstand aus. Sie sagte: „Das konnten wir uns gar nicht vorstellen.“

Köln: Studierter Architekt als OGS-Betreuer tätig

Seit acht Jahren sei der Angeklagte für einen Träger an der Schule tätig gewesen und nie habe es größere Probleme gegeben. „Er war pünktlich, hilfsbereit und kollegial“, erklärte die Zeugin. Zu den Kindern habe der Betreuer immer ein gutes Verhältnis gehabt. Als studierter Architekt habe der Beschuldigte eine Bau-AG durchgeführt, um den Kindern seine frühere Profession näherzubringen.

Nach ihrer Kenntnis habe der Betreuer immer eine professionelle Distanz zu den Kindern gewahrt. „Im Rahmen der Betreuung hat er sich immer korrekt verhalten“, erklärte auch die Rektorin der Schule. Auch sei er der selbsternannte „Sicherheitsbeauftragte“ der Grundschule gewesen, habe fast schon pedantisch auf mögliche Mängel hingewiesen, etwa bei den Klettergerüsten auf dem Schulhof.

Köln: Besitzer von Mehrfamilienhäusern

Ein Freund berichtete, dass der Angeklagte immer sehr großzügig gewesen sei. Dieser habe Geschenke verteilt, „von jung bis alt“. Nie habe er irgendeinen Verdacht geschöpft. Kinderbetreuer sei sein Traumjob gewesen, dafür habe ihn als Architekt auch eine geringere Bezahlung nicht gestört. Gelebt habe der 54-Jährige auch von Mieteinnahmen diverser Mehrfamilienhäuser.

Der Mann habe auch Familien und alleinerziehende Mütter in der Türkei unterstützt, die er dort bei Urlauben mit seinen eigenen Kindern kennengelernt habe. „Und gab es dafür irgendeine Gegenleistung?“, fragte der Vorsitzende Richter Christoph Kaufmann. Der Freund verneinte. Ebenso bei der Frage, ob der OGS-Betreuer auch anderswo auf der Welt mit seinem Geld „aushelfe“.

Belastende Chatverläufe und Kinderpornos auf dem Laptop

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, Menschen auf den Philippinen gegen Bezahlung angestiftet zu haben, im Videochat ihre Kinder zu quälen und sexuell zu missbrauchen. Von Tieren war die Rede und dem Einsatz von Kot. Und der Kontrolle einer ganzen Familie für umgerechnet rund 23 Euro für drei Tage. US-Behörden sollen die Daten des Kölners im Netz abgefangen und die deutschen Kollegen informiert haben.

Bei einer Razzia in der Wohnung des Mannes, der zu den Vorwürfen schweigt, fanden die Ermittler eindeutige Chats auf dem Laptop, dazu Kinderpornos. Die Verteidiger Maximilian Klefenz und Frank Hatlé bezeichnen die Durchsuchung als rechtswidrig und widersprechen der Verwendung der Daten. Zudem gebe es keinen Beweis für tatsächlich stattgefundenen Missbrauch. Bei den Chatverläufen könne es sich auch um abartige „Verbalerotik“ handeln. Der Prozess wird fortgesetzt.