Auf Bankumschlägen und BrötchentütenPolizei Köln warnt Senioren vor Trickbetrügern
Köln – Falsche Polizisten, Enkeltrickbetrüger, Corona-Maschen: Die Bandbreite der Straftaten gegen ältere Menschen ist inzwischen so groß, dass die Polizei neue Wege der Kriminalprävention sucht. Zusammen mit der Sparkasse Köln-Bonn warnt die Behörde potenzielle Opfer seit kurzer Zeit mit Briefumschlägen, in denen Senioren am Schalter Bargeld überreicht bekommen, wenn sie größere Mengen abheben.
Auf den Kuverts stehen Warnhinweise wie dieser in großen Buchstaben: „Haben Sie den Geldbetrag abgehoben, weil Sie telefonisch dazu aufgefordert wurden?“ oder „Hat sich der Anrufer als Polizist, Staatsanwalt, Richter, Notar, Anwalt oder Angehöriger ausgegeben?“ In solchen und anderen Fällen, die auf eine Betrugsmasche hinweisen, werden die Bankkunden ermutigt, den Polizeinotruf 110 zu wählen, statt hohe Bargeldsummen an Fremde zu übergeben.
Betrüger fordern telefonisch Bargeld und Schmuck
Nicht erst seit Beginn der Corona-Krise haben es Betrüger verstärkt auf teils sehr zahlungskräftige Senioren abgesehen. Von ihnen fordern sie telefonisch eilig Bargeld oder Schmuck mit vorgetäuschten Argumenten. Dass eine Einbruchsserie unmittelbar bevorstehe und die Wertsachen zügig in Sicherheit gebracht werden müssten, ist immer wieder so ein vorgebebener Grund.
Die Corona-Pandemie haben sich die Kriminellen überdies zu Nutze gemacht und sich neue vermeintliche Anlässe ausgedacht. So wird immer wieder vorgetäuscht, ein nahestehender Verwandter habe sich mit Corona infiziert und brauche viel Geld für eine Behandlung. Auch geben sich vermehrt Trickbetrüger an der Haustür als Mitarbeiter des Gesundheitsamts oder anderer Behörden aus, um sich Zutritt zu den Wohnungen der Senioren zu verschaffen.
Bisweilen werden auch angebliche Tests oder Impfungen von kriminellen Banden am Telefon oder an der Haustür angeboten. All diese Maschen haben einen Zweck: Ältere Leute um ein Vermögen zu bringen. „Teilweise verlieren die Opfer ihr komplettes, lange erspartes Geld. Die Schäden liegen im Millionenbereich“, sagt Polizeipräsident Uwe Jacob.
Polizei wirbt für Sensibilität im Impfzentrum
Weil dort ein großer Teil der Zielgruppe zu erreichen ist, wirbt die Polizei unter anderem im Impfzentrum für Sensibilität bei potenziellen Opfern. Die wichtigsten Tipps fasst Kripo-Chef Stephan Becker so zusammen: „Lassen Sie niemanden in Ihre Wohnung, den Sie nicht kennen. Wehren Sie sich energisch gegen zudringliche Besucher. Sprechen Sie laut und deutlich am Telefon, wenn Sie aufgefordert werden, Bargeld abzuheben. Die Polizei ruft niemals mit der 110 an. Wenn Sie einen Verdacht haben, rufen Sie die echte Polizei!“
Dieser Hinweis steht auch auf den Briefumschlägen der Sparkasse, die in sämtlichen Sparkassen-Filialen ausgegeben werden – ebenso in der Volksbank Dünnwald-Holweide. Weitere Banken will die Polizei noch für die Kooperation gewinnen. Außerdem laufen Gespräche mit der Bäckerinnung darüber, ähnliche Warnhinweise künftig auch auf Brötchentüten zu drucken. „Das ist oft die letzte Möglichkeit, den Betrug zu verhindern“, sagt Jacob.
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Der jüngsten Polizeistatistik für 2020 zufolge haben Betrugsdelikte zwar im Vergleich zum Vorjahr abgenommen. Dieser Rückgang ist aber laut Becker zum einen mit in Zeiten geschlossener Bars und Kneipen mit deutlich weniger Zechprellereien zu erklären und zum anderen damit, dass wegen leerer Fußgängerzonen weniger Taschendiebstähle zu verzeichnen waren und damit geklaute Kreditkarten missbraucht wurden.
Viele der Täter sitzen im Ausland
Ein großer Teil der Delikte aber hat sich ins Internet und ans Telefon verlagert. Viele der Täter sitzen im Ausland, vor allem in der Türkei und dort in Callcentern in Izmir.
Anfang Dezember gelang der türkischen Polizei zwar ein Schlag gegen Tatverdächtige in einem Callcenter, das wohl für einen Großteil der Telefonbetrügereien verantwortlich war. Für kurze Zeit war es in ganz Deutschland ruhig geworden, doch schon Anfang des Jahres gingen die ersten Anrufe falscher Polizisten wieder bei den ersten Opfern in Deutschland ein.
„Der Nachwuchs macht sich schon bereit“, sagt Becker. Auch das Erdbeben Ende Oktober in Izmir hatte nur kurzfristig für einige Tage für einen deutlichen Rückgang der Trick-Anrufe geführt.