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Falsche PolizistenRazzia in der Türkei beendet Tatserie in Köln

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Die Täter rufen vorwiegend aus Asien an.

Köln – Es klang schon fast wie ein Hilferuf, als die Polizei die Kölner im vergangenen Sommer einmal mehr vor so genannten falschen Polizisten warnte. In den Tagen davor war eine wahre Anruferflut über Senioren in der Stadt hereingebrochen. Fast täglich, zu manchen Zeiten nahezu im Minutentakt, hatten die Betrüger vorwiegend ältere Menschen am Telefon bedrängt, ihre Wertsachen vor angeblichen Einbrecherbanden in Sicherheit zu bringen und vermeintlichen Polizisten zu übergeben, die gleich bei ihnen klingeln würden.

Und auch, wenn die Täter mit dieser Masche statistisch nur bei jedem hundertsten Anruf Erfolg haben, summierten sich ihre Gewinne in Köln in manchen Jahren zuletzt auf mehrere Millionen Euro.

Nur eine Tat in Köln in den vergangenen Tagen

Das ist nun vorbei, schlagartig. Nicht nur in Köln, sondern in ganz Deutschland. In den vergangenen Tagen sei gerade mal ein einziger Trickanruf eines falschen Polizisten in der Stadt angezeigt worden, berichtet die Polizei. „Die Zahl dieser Taten geht gerade in Richtung Null“, berichtet Kripochef Stephan Becker im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Grund ist offenbar eine Razzia gegen Telefonbetrüger im türkischen Izmir Anfang Dezember. Die türkische Polizei stürmte ein Callcenter der Tatverdächtigen, das – wie sich inzwischen zeigt – offenbar für einen Großteil der Telefon-Trickbetrügereien in ganz Deutschland verantwortlich war.

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Der mutmaßliche Drahtzieher der Bande, Amar S., und 32 weitere Verdächtige wurden festgenommen, S. sitzt in Untersuchungshaft. Eigentlich hätte sich der 32-Jährige längst in Deutschland im Gefängnis befinden müssen, aber 2012 war ihm während eines Prozesses wegen Bandendiebstahls unter spektakulären Umständen die Flucht aus dem Landgericht in Bremen gelungen. Amar S. soll ich in die Türkei abgesetzt und dort das Geschäft mit Telefonbetrug gegen Senioren groß aufgezogen haben.

Vermögen für 105 Millionen Euro beschlagnahmt

Im Zuge ihrer Razzia beschlagnahmten die türkischen Fahnder außer Waffen auch Vermögen im Wert von 105 Millionen Euro, darunter Geld, Schmuck, hochwertige Autos und sogar Hotels, die den Verdächtigen gehört haben sollen.

„Die haben die Masche mit ihrem Callcenter perfektioniert“, sagt Kripochef Becker. Auch die Kölner Polizei hatte mit eigenen Erkenntnissen zum Ermittlungserfolg der türkischen Polizei beigetragen. Federführend für die deutschen Behörden war die Soko „Phänomen“ der Polizei München.

Unter den in Izmir festgenommen Tatverdächtigen waren auch zwei mutmaßliche Hintermänner (27, 30) von in Köln ansässigen „Abholern“, vier Iraker aus Kalk. Ihre Aufgabe soll es gewesen sein, die Wertsachen an den Haustüren der Senioren in Empfang zu nehmen. Die vier Männer, die bereits in Haft sitzen, sollen verantwortlich sein für sechs Betrugstaten in Köln und Leverkusen. Weitere Fälle konnten dem Vernehmen nach in Bonn, Gevelsberg, Neuss, Heidelberg und Mönchengladbach nachgewiesen werden.

Kölner Rentner übergab Goldbarren an Betrüger

Aus ihren zahlreichen Ermittlungen zu falschen Polizisten weiß die Polizei, dass die Abholer häufig mit etwa 500 Euro pro Tat belohnt werden. Den Rest teilen sich die Anrufer und die Betreiber der Callcenter. Einer älteren Kölnerin nahmen Telefonbetrüger mehr als 100.000 Euro ab. In Rodenkirchen brachten Täter einen Rentner im Juni voriges Jahr dazu, ihnen mehrere Goldbarren auszuhändigen.

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Symbolbild

Schon Anfang November waren die Fallzahlen in Köln spürbar eingebrochen, wenn auch nur vorübergehend, weil ein Erdbeben in der Ägäis am 30. Oktober große Teiles Izmirs verwüstet hatte, offenbar war auch die Infrastruktur der Callcenter zeitweise gestört.

So erfreulich der Fahndungserfolg in Izmir wenige Wochen später auch war, Stephan Becker befürchtet, dass die Zahlen auch dieses Mal nicht lange auf niedrigem Niveau bleiben werden. „Eher erleben wir gerade so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm“, sagt er. Die Schließung des Callcenters in Izmir sei ein empfindlicher Schlag gewesen, aber wahrscheinlich sei, dass schon bald neue Betrüger nachrücken. „Diese Taten sind einfach zu lukrativ.“ Neue Täter müssten sich die Routinen erst noch erarbeiten, aber der Kripochef ist sicher: „Sie werden versuchen, in die Lücke vorzustoßen.“