Vergifteter Arzt aus KölnPsychologe über die Angeklagte: „Sie lächelt alles weg“
Köln – Sie neige dazu, alles wegzulächeln, berichtete ein Gutachter am Donnerstag über die Angeklagte, der ein versuchter Gift-Mord an ihrem Schwiegervater vorgeworfen wird. Der Diplom-Psychologe äußerte sich ausführlich zu der Frage, ob bei der 41-Jährigen eine psychische Erkrankung vorliege. Wäre dies der Fall, dann wäre die zweifache Mutter womöglich nur eingeschränkt schuldfähig.
Gutachter spricht von „kontinuierlichem Lächeln“
Im Juni hatte sich die Angeklagte an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit dem Sachverständigen unterhalten – da saß sie bereits seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft. „Sie war durchgehend freundlich und zugewandt“, so der Psychologe, die 41-Jährige habe ein „kontinuierliches Lächeln“ im Gesicht gehabt. Es zeige sich bei ihr eine Grundtendenz, schwierigen Themen so zu begegnen.
Tatsächlich bestätigte der Gutachter damit auch die Eindrücke, die Beobachter seit Monaten auch im Gerichtssaal von der Angeklagten bekommen. Immer wieder winkt die 41-Jährige freudig anwesenden Verwandten und Bekannten im Zuschauerraum, plaudert strahlend über ihre Familie und die Vergangenheit, als befände sie sich gerade bei einem Sektempfang statt im Gerichtssaal.
Angeklagte habe bei Gesprächen fassadenhaft gewirkt
„Sie wirkte fassadenhaft in ihrer Persönlichkeitsdemonstration“, so der Gutachter zu seinem Eindruck bei den Gesprächen. Er habe eine selbstbewusste, willensstarke und sehr strukturiert denkende Frau erlebt. Der Gutachter schätzte die ehemalige Kölner Immobilienmaklerin als erfolgsorientierte Person ein, die ihre Interessen „auf sozialer Ebene sehr geschmeidig“ durchsetzen könne.
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Eine leichte manipulative Tendenz, die aber etwa auch bei Entscheidern in der freien Wirtschaft auftrete, sei nicht als krankhaft anzusehen. Insgesamt gebe es keinerlei Hinweise auf eine Persönlichkeitsstörung, obwohl sich die Angeklagte, der eine durchschnittliche Intelligenz attestiert wurde, aufgrund von Selbstmordgedanken mehrfach in einer Klinik aufgehalten habe.
Schwiegertochter droht lebenslange Haftstrafe
Inwieweit die Ausführungen des Gutachters womöglich auf die Vorwürfe auszulegen sind, das muss am Ende die Schwurgerichtskammer um Richter Peter Koerfers bewerten. Der Angeklagten wird vorgeworfen, ihren Schwiegervater, einen renommierten Mediziner, in dessen Villa im Kölner Westen zunächst mit Tavor ruhig gestellt, dann mit einer Überdosis Insulin vergiftet zu haben.
Der 41-Jährigen droht wegen versuchten Mordes eine lebenslange Gefängnisstrafe. Bereits zu Beginn des Prozesses hatte Oberstaatsanwalt Bastian Blaut geäußert, dass die Tat nahe an der Vollendung liege, der vergiftete Arzt ist seither ein Pflegefall, der Strafrahmen also kaum gesenkt werden könnte. Allenfalls bei einem Geständnis. Die Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. Der Prozess geht weiter.