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„Können uns aussuchen, wo wir arbeiten“Quereinsteigerinnen machen Karriere in Kölner Kitas

Lesezeit 4 Minuten
Vier Frauen stehen auf einer Weise vor einem Baum.

Anna van Zadelhoff, Nadine Pütz, Claudia Menzel und Tanja Hörner (v.l.). haben ihre Ausbildung zur Erzieherin am Kölner „Elex“-Institut gemacht.

Kölner Kitas fehlt Personal. Vier Frauen berichten, warum sie sich gezielt für die Erzieher-Ausbildung entschieden haben – und gegen ihre alten Jobs.

Es sind Menschen wie Anna van Zadelhoff und Nadine Pütz, die dringend gebraucht werden. Die es möglich machen, dass Mütter und Väter Familie und Arbeit unter einen Hut bringen können. Beide arbeiten in Kölner Kindertagesstätten als Erzieherinnen – und üben ihren Beruf mit Leidenschaft aus. Dabei hatten sie ursprünglich einmal ganz andere Pläne: Van Zadelhoff hat Jura studiert, Nadine Pütz war Modedesignerin. Die Quereinsteigerinnen haben die Ausbildung auf dem sogenannten zweiten Bildungsweg gemacht.

Kölner Institut bildet Quereinsteiger zu Erziehern aus

„Es war eine Luxusentscheidung, denn als Juristin hätte ich deutlich besser verdient“, sagt van Zadelhoff. „Aber es war genau die richtige Entscheidung.“ Inzwischen arbeitet die 40-Jährige in einem Naturkindergarten in Lindenthal. „Ich habe während meines Jura-Studiums zwei Kinder bekommen. Nach dem ersten Staatsexamen war ich orientierungslos. Mit zwei kleinen Kindern war es schwierig, ein Referendariat zu beginnen.“ Und so reifte die Entscheidung, etwas ganz Neues zu machen – und Erzieherin zu werden.

Das Foto zeigt eine blonde Frau mit schwarzem Hut.

Anna van Zadelhoff hat Jura studiert und arbeitet heute in einem Naturkindergarten in Köln.

Anna van Zadelhoff und Nadine Pütz stehen exemplarisch für mehr als 200 Frauen und Männer, die seit 2014 erfolgreich den „Elex“-Lehrgang in Köln absolviert haben. „Elex“ ist die Abkürzung für „Erzieher-Lehrgang zur Vorbereitung auf die Externenprüfung“: Der Kurs bereitet in rund zweieinhalb Jahren auf die staatliche Erzieher-Prüfung vor. Berufspraxis erhalten die angehenden pädagogischen Fachkräfte in drei Praxisblöcken in Kitas, Ganztagsschulen oder anderen sozialen Einrichtungen.

Der Unterricht in den Räumen in Porz-Westhoven findet in Teilzeit statt – täglich bis 14 Uhr. „Daher entscheiden sich viele Alleinerziehende für diese Form der Umschulung“, sagt Detlev Wiener, der das Elex-Bildungsinstitut leitet. Die meisten Teilnehmenden haben selbst Kinder, weil sich die Ausbildung mit dem Familienleben vereinbaren lässt. Die Lehrgangskosten werden vom Jobcenter oder der Agentur für Arbeit übernommen. Das Durchschnittsalter liegt bei 36 Jahren, der Anteil der Männer bei rund zehn Prozent.

Karriere in der Kita: Nach der Ausbildung zur Leiterin aufgestiegen

Die Biografien der Elex-Absolventinnen und -Absolventen könnten unterschiedlicher nicht sein: Vom Koch, der Friseurin, der Archäologin und dem Bergbauern bis zur Hotelfachfrau ist fast alles dabei. Claudia Menzel war Restaurantchefin in der Drachenburg auf dem Drachenfels. In der Elternzeit hat die dreifache Mutter ihren alten Job gekündigt. „Mir war allerdings nicht klar, dass die Umschulung so hart werden würde.“ Nach der bestandenen Ausbildung übernahm Menzel bald die stellvertretende Leitung. Inzwischen leitet die 40-Jährige eine städtische Kita.

Nadine Pütz

Nadine Pütz war früher Modedesignerin, heute leitet sie eine Kölner Kita.

Auch Nadine Pütz hat sich inzwischen zur Kita-Leiterin hochgearbeitet. Als Modedesignerin mit zwei kleinen Kindern war es schwierig, einen Job in Teilzeit zu finden. „Ich habe durch meine Kinder viel Zeit in der Kita verbracht. Und vieles hat mich dort gestört.“ Nun kann die 45-Jährige selbst mit gestalten. „Die Ausbildungszeit war nicht einfach. Vormittags hatte ich Unterricht, nachmittags habe ich meine Kinder betreut und abends, wenn sie im Bett waren, habe ich gelernt.“

Tanja Hörner hat nach einem abgebrochenen Studium in der Altenpflege gearbeitet. Nach der Geburt ihres dritten Kindes hat sie eine Ausbildung zur Tagesmutter gemacht. Der Job ließ sich als Alleinerziehende gut mit der Betreuung der eigenen Kinder vereinbaren. „Als meine Kinder älter wurden, reifte in mir der Wunsch, pädagogisch mehr umsetzen zu können.“ Sie absolvierte den Elex-Lehrgang und meisterte die Prüfung zur staatlich anerkannten Erzieherin. Heute arbeitet die 48-Jährige in einer Elterninitiative in Nippes. „Wir sind ein tolles Team. Das ist wichtig. Nur wenn die Chemie stimmt, bleibt man längerfristig in der Einrichtung.“

Die vier Frauen haben sich für einen Zukunftsberuf entschieden: Kaum eine Kita klagt nicht über Personalmangel, in den kommenden Jahren gehen viele Fachkräfte in Rente, der Bedarf steigt also. Dazu kommt der ab dem Jahr 2026 geltende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule. „Wir können uns aussuchen, wo wir arbeiten“, sagt Anna van Zadelhoff selbstbewusst. „Als staatlich anerkannte Erzieherin wird man gern genommen. Nadine Pütz ergänzt: „Und wenn man selbst Kinder hat, hilft das. Man hat einen ganz anderen Blick für die Kinder.“


Infokasten: Der nächste Elex-Lehrgang beginnt am 5. Januar 2024. Eine Info-Veranstaltung dazu findet am Donnerstag, 17. August, um 18 Uhr sowie eine weitere am Montag, 25. September, ebenfalls um 18 Uhr statt. André-Citroen-Straße 2, 51149 Köln. erzieher-lehrgang.de