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Angeklagter mit fast 40 IdentitätenKölner Restaurantbesitzerin mit 200-Euro-Blüten betrogen

Lesezeit 2 Minuten
Zu sehen ist ein 200-Euro-Schein unter speziellem Licht.

Die Restaurantbetreiberin nahm laut Anklage falsche 200-Euro-Scheine im Wert von knapp 600.000 Euro entgegen. (Symbolbild)

Beim Prozessauftakt im Landgericht schwieg der Beschuldigte zu den Vorwürfen.

Als der Vorsitzende Richter Thomas Stollenwerk beim Prozessauftakt um Geldfälschung im Landgericht die Personalien des Angeklagten feststellen wollte, fragte er vorsichtshalber nochmal nach: „Ist das Ihr wirklicher Name?“ Denn der mutmaßlich 34-Jährige, der eine Kölner Restaurantbesitzerin geschädigt haben soll, hatte laut Akten schon fast 40 verschiedene Identitäten.

Kölner Süden: Inhaberin wollte Restaurant verkaufen

Die Betreiberin wollte das Lokal im Kölner Süden verkaufen, woraufhin sich telefonisch ein Interessent gemeldet hatte, laut Anklageschrift ein „Toni“. Ob es sich dabei bereits um den Angeklagten handelte, ist bis heute nicht klar. Jedenfalls einigte man sich nach einer Besichtigung und einem Treffen in einem Hotel in Brüssel schließlich auf einen Kaufpreis von 720.000 Euro.

Ein Wachtmeister führt den Angeklagten in Saal 112 des Kölner Landgerichts.

Ein Wachtmeister führt den Angeklagten in Saal 112 des Kölner Landgerichts.

Allerdings gebe es einen Haken, hatte Interessent „Toni“ der Verkäuferin mitgeteilt. Er benötige kurzzeitig 200.000 Euro, um die notarielle Umschreibung des Objektes zu beschleunigen. Die Besitzerin verkaufte daraufhin ihren Aktienbestand im Wert von 150.000 Euro. Das Bargeld brachte sie dann zu einem Treffen in einem anderen Restaurant mit. Hier sollte der Deal besiegelt werden.

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Angeklagter soll Falschgeld übergeben haben

Die dubios erscheinende Abmachung sah vor, dass „Toni“ der Verkäuferin 600.000 Euro in bar übergibt, gleichzeitig aber die 150.000 Euro entgegennimmt. Bei besagtem Treffen soll dann der Angeklagte mit einem Komplizen erschienen sein. Statt echter Banknoten sollen die Männer der Verkäuferin viele Bündel an Falschgeld untergejubelt haben, ohne dass diese es zunächst bemerkte.

Während laut Anklage nur sechs oben in der Tasche liegende 200-Euro-Scheine echt waren, war der Rest des „Geldes“ mit dem Aufdruck „Poker Game“ geschickt mit Banderolen verdeckt. Die Restaurantbesitzerin hatte nach dem Treffen nicht nur einen Sack voller Falschgeld, sondern war auch um ihre 150.000 Euro erleichtert worden. Das Geld ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Vorstrafen unter verschiedenen Identitäten

Beim Prozess wurde bekannt, dass der in Herne geborene und serbischstämmige Angeklagte mittlerweile in Frankreich lebte und in Italien festgenommen wurde. Der Richter sprach frühere Verurteilungen in Deutschland, Frankreich und Belgien an. In der Akte tauchen 37 verschiedene Alias-Namen auf, unter denen der Angeklagte, der zur Sache schweigt, sein Unwesen getrieben haben soll.

„Sie waren ja schon mit vielen Namen unterwegs, das wirft kein gutes Licht auf Sie“, kommentierte Richter Stollenwerk. Oberstaatsanwältin Ellen Neiß kündigte an, alle vorhandenen Namen und Geburtsdaten aus der Akte zu prüfen, um ein umfassendes Vorstrafenregister ermitteln zu können. So viele Identitäten seien laut Neiß ein Sonderfall. Ein Urteil soll frühestens im Dezember fallen.