7000 Kölner Kinder hätten kostenlosen Schwimmunterricht erhalten. Doch die Stadt konnte sich nicht mit den Projektpartnern einigen.
Angebot für 7000 Kinder geplatztSchwimmcontainer steht in Erftstadt statt Köln – „Nicht zu begreifen“
Es schien wie ein Glücksgriff für Köln: Im Zwei-Wochen-Rhythmus macht ein rollender Schwimm-Container Station an Kölner Grundschulen halt. Dort lernen Kinder erste Grundfertigkeiten des Schwimmens bei qualifizierten Schwimmlehrern. Kostenlos. Doch daraus wird erst einmal nichts. Statt in Köln steht der mobile Pool nun bis Ende des Jahres in Erftstadt.
Oliver Seeck, Vorsitzender des Sportausschusses und schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, ist fassungslos und wütend: „Das ist eine riesige Enttäuschung und nicht zu begreifen. Warum ist in Köln nicht möglich, was andere Kommunen schaffen?“ Die Verwaltung hätte Seeck zufolge nicht mehr tun müssen, als die Standorte zu benennen und die Kosten für Wasser und Strom zu übernehmen – geschätzte 450 Euro für zwei Wochen. Die Schwimmlehrer hätte die Kölner Schwimmschule „Sharky“ kostenlos gestellt sowie den Transport des Containers zu den Standorten organisiert.
Der mobile Pool ist ein umgebauter Übersee-Container mit einem acht mal drei Meter großen Becken, das 1,30 Meter tief ist, sowie Umkleidekabinen, Duschen und Materialraum. Ziel ist es nicht, dass Kinder dort sicheres Schwimmen lernen. Es geht um eine Wassergewöhnung, die Voraussetzung dafür ist, dass Kinder schwimmen lernen. Der anschließende Schwimmunterricht kann dann um die Phase der Wassergewöhnung verkürzt werden.
Seeck hatte die Initiative gemeinsam mit „Sharky“ und dem Schwimmverband NRW vorangetrieben. Den Container hatte „Sharky“ mit dem Schwimmverband entwickelt und angeschafft, finanziert durch Sponsoren. „Alle waren begeistert von der Idee, viele Schulen wollten das mobile Becken nutzen.“ Das Schulamt hatte die Schulen im Februar über das geplante Pilotprojekt informiert und Grundschulen in Mülheim und Kalk dazu aufgefordert, sich bei Interesse dafür anzumelden.
Kostenlose Wassergewöhnung im Container mit Schwimmlehrern
Wer mit Projektbeteiligten spricht, hört von nicht umzusetzenden Forderungen seitens der Stadt: Etwa, dass die Kooperationspartner selbst dafür zu sorgen hätten, den Boden am Standort des Containers auszugleichen und nach 14 Tagen wieder in den Ursprungszustand zu versetzen oder dass das mobile Becken auch für Rollstuhlfahrer nutzbar sein müsse.
Eine Stadtsprecherin teilt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Nachfrage mit, dass „nach intensiven Gesprächen mit den Projektbeteiligten im vorgegebenen Zeitfenster leider keine endgültige Einigung über die notwendigen Rahmenbedingungen zur Umsetzung des Pilotprojekts in Köln erzielt werden“ konnte. So hätte man sich etwa in organisatorischen Punkten wie den „Modalitäten zur Aufstellung der Container oder deren Betrieb“ nicht einigen können.
Die ursprünglichen Pläne hatten vorgesehen, dass der Schwimmcontainer bereits in diesem Jahr an elf oder zwölf Schulen stehen sollte. Jeweils fünf Kinder sollten pro 45-minütiger Übungseinheit darin schwimmen. Nach dem Unterricht und am Wochenende hätte er für weitere Kurse genutzt werden können. 700 Kinder wollten die Initiatoren pro Standort erreichen. Insgesamt hätten also 7000 Kölner Kinder in den Luxus des Schwimmunterrichts kommen können.
Schwimmkurse sind – nicht nur in Köln – schnell ausgebucht, die Wartelisten lang. Durch die Corona-Pandemie ist die Anzahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter stark gestiegen. „Schwimmen lernen ist überlebenswichtig, doch die Situation in Köln wird eher schlechter als besser“, sagt Seeck. Die Bevölkerung wachse bei geringer werdender Wasserfläche. Vier von neun Lehrschwimmbecken könnten nicht genutzt werden. „Wer Schwimmen als Kind nicht lernt, lernt es als Jugendlicher nicht mehr. Auch aus diesem Grund passieren immer wieder tödliche Badeunfälle.“
Oliver Seeck will sich weiter dafür einsetzen, dass das mobile Schwimmbecken auch in Köln zum Einsatz kommt. Die Stadt möchte laut Sprecherin mit den Kooperationspartnern in Kontakt bleiben und gemeinsame Projekte für die Zukunft erörtern, „sofern die entsprechenden Rahmenbedingungen gegeben sind“. Martin Becker, Geschäftsführer der Schwimmschule „Sharky“, betont: „Wir würden das Projekt weiterhin sehr gern in Köln machen. In Erftstadt läuft es super. Dort war es bürokratisch sehr viel einfacher umzusetzen.“